Der 1. FC Köln will im Äußeren Grüngürtel ein Leistungszentrum und drei Kunstrasenplätze errichten.
Das Vorhaben ist in der Stadt umstritten: Naturschützer sorgen sich um den möglichen Verlust der Gleueler Wiese als öffentlichen Raum, der Verein sieht den Ausbau als notwendig an, um weiter konkurrenzfähig zu bleiben.
Wir halten Sie an dieser Stelle über aktuelle Entwicklungen auf den Laufenden.
Dienstag, 09. Juni
Knappes Abstimmungsergebnis
Eine geheime Wahl ist in der Bezirksvertretung die absolute Ausnahme. Dass die Lindenthaler Bezirkspolitiker auf diese Weise über die Frage abstimmten, ob der 1. FC Köln im denkmalgeschützten Äußeren Grüngürtel ein Leistungszentrum und drei Kunstrasenplätze bauen darf, zeigte, wie brisant das Thema in Lindenthal ist, wo sich großer Widerstand gegen die Ausbaupläne formiert hat.
Das Ergebnis von Montag: die BV sprach sich mit einer Mehrheit von zehn zu sieben Stimmen, bei zwei Enthaltungen, für das Vorhaben aus – zum Entsetzen vieler Menschen im Stadtbezirk.
Bürgerinitiative enttäuscht
Die Bürgerinitiative „Grüngürtel für Alle“ zeigte sich am Dienstag tief enttäuscht über das Ergebnis in der Bezirksvertretung: „Ich kann es wirklich kaum glauben, dass die Politiker so wenig Kenntnis über die Sachlage haben oder sogar wider besseren Wissens Dinge behaupten“, kommentierte Friedmund Skorzenski von der Initiative den Beschluss. Alle vorgetragenen Argumente dafür seien längst widerlegt worden. „Die CDU argumentiert damit, dass es sich bei dem Grüngürtel um die Heimat des FC handele, also mit einem Gefühl“, ärgerte sich Skorzenski. „Das ist doch kein Sachargument.“ Die Bürgerinitative hätte zahlreiche Briefe von CDU- und SPD-Mitgliedern, aber auch von Mitgliedern des 1. FC Köln aus Lindenthal erhalten, die strikt gegen die Ausbaupläne seien. „Die Menschen können trennen zwischen Herz und Hirn“, sagte Skorzenski.
Manche Lindenthaler hatten gehofft, dass die Entscheidung der CDU anders ausfällt: „Ich bin eine vehemente Anhängerin der CDU und eine ebenso vehemente Gegnerin der Ausbaupläne des 1. FC“, erzählte die Weidenerin Karin Wahn-Schneider nach der Sitzung der Bezirksvertretung. „Ich kämpfe auf jeden Fall weiter für die Gleueler Wiese, weil ich sie unbedingt erhalten möchte.“Auch Martina Weigand, lange Inhaberin einer Galerie an der Dürener Straße, reagierte entsetzt auf die Entscheidung. „Ich bin eigentlich CDU-Wählerin, aber total gegen die Pläne des FC. Da soll eine grüne Lunge zugebaut werden“, sagte sie.
„Ich glaube der Großteil der Bürger will das nicht. Der Grüngürtel gehört doch allen.“ Es gäbe dringendere Probleme in der Stadt, argumentierte sie. Wenn man schon in das Stadtgrün eingreife, dann allerhöchstens für eine Kita oder ein Schulgebäude. „Man muss doch viel mehr dafür sorgen, dass der Schulsport wirklich stattfindet und dafür Räume zur Verfügung stehen“, betonte Weigand.
Ex-CDU-Ratsmitglied enttäuscht von eigener Partei
Konrad Adenauer, Ex-CDU-Ratsmitglied und gleichnamiger Enkel des ersten Bundeskanzlers, zeigt sich enttäuscht über die neusten Entwicklungen: „Ich bin zutiefst enttäuscht über die Entscheidung der Bezirksvertretung Lindenthal und auch über die CDU. Der Vorgang steht für mich unter dem Motto: Denn Sie wissen nicht, was sie tun. Was die Bezirksvertretung getan hat, empfinde ich als schwere Sünde gegen den Geist der Stadt Köln.
Direkt morgens wissen, was in Köln passiert
Jetzt für „Stadt mit K“ anmelden!
Was bringt der Tag? Was kann ich in Köln unternehmen? Wo sollte ich essen gehen? Oder soll ich vielleicht doch lieber ein Rezept nachkochen? Wie ist die aktuelle Corona-Lage in der Stadt? Und welche Geschichten sollte ich auf keinen Fall verpassen?
All das liefern wir Ihnen in unserem Newsletter „Stadt mit K“von Montag bis Freitag immer bis spätestens 7 Uhr bequem und kostenlos in ihr E-Mail-Postfach.
Als Newsletter-Abonnent erhalten Sie außerdem regelmäßig exklusive Informationen und können an interessanten Aktionen und Gewinnspielen teilnehmen.
Jetzt für „Stadt mit K“ anmelden und über Köln auf dem Laufenden bleiben!
Man opfere dem Fußball wertvollstes Eigentum aller Kölner Bürgerinnen und Bürger. „Ich habe da eine völlig konträre Meinung zur CDU. Die Grünen machen es dagegen richtig. Und auch die Haltung von Frau Reker finde ich gut, die gesagt hat, man dürfe bei der Einschätzung eines Themas ja wohl klüger werden. Der FC ist ein Gewerbeunternehmen, das Argument der Förderung des Breitensports durch den Bau von Fußballplätzen im Grüngürtel ist nur ein Vorwand. In Marsdorf gibt es ein Gelände, das sich für ein Trainingszentrum gut eignet.“
CDU-Vorsitzender erfreut über BV-Zuspruch
CDU-Vorsitzender Bernd Petelkau sagt: „Ich habe nie Zweifel gehabt, dass die Bezirksvertretung zustimmen wird. Unsere Fraktion hat alle Einsprüche gewürdigt, und sich dann mehrheitlich für die Erweiterung ausgesprochen.“ Petelkau hält es für wünschenswert, dass nun auch der Stadtrat noch vor der Kommunalwahl am 13. September über das Vorhaben des 1. FC Köln abstimmet. „Wenn ein Thema geklärt ist, dann muss der Rat auch darüber entscheiden.“
Montag, 08.06.
Politische Unterstützung aus der Bezirksvertretung
Der 1. FC Köln hat erneut politische Unterstützung für seine Pläne erhalten, im Äußeren Grüngürtel ein Leistungszentrum und drei Kunstrasenplätze zu errichten. Die Bezirksvertretung Lindenthal (BV) hat in ihrer Sitzung am Montagabend mit einer geheimen Wahl mehrheitlich für das Vorhaben gestimmt. Eine endgültige Entscheidung wird allerdings erst der Stadtrat am 18. Juni treffen.
Die Grünen und die Linke sind gegen das Bauvorhaben und haben Alternativstandorte in Marsdorf (Grüne) und in der Nähe des Rhein-Energiestadions (Linke) vorgeschlagen. Die Vertreter der CDU, der SPD, der FDP und der Freien Wähler sprachen sich hingegen ausdrücklich dafür aus und betonten die Bedeutung des 1. FC mit seinem angestammten Sitz im Äußeren Grüngürtel für die Stadt und die Bevölkerung.
Der umstrittenen Entscheidung waren zwei Sitzungen vorausgegangen, in der die Bezirkspolitiker mit Vertretern der Stadtverwaltung und des BUND über das Vorhaben diskutiert hatten. Es gehört zu den umstrittensten Plänen der Stadt. Im Rahmen der Offenlage hatten Bürger über 7000 Einwendungen dazu vorgebracht. Zwei Drittel davon richteten sich gegen den Ausbau im Äußeren Grüngürtel. Ein Drittel hat sich für die Pläne des Vereins ausgesprochen.