„Aus für die Wunschkonzerte in Köln?“, fragte der Kölner Presseclub auf seiner Podiumsdiskussion Kölner Museumsleiter und den Kulturdezernenten der Stadt.
Verpatzte Bühnensanierung in KölnKulturdezernent Charles: „Meine Aufgabe ist es nicht, einen Sündenbock zu finden“
Kulturdezernent Stefan Charles hat am Donnerstagabend trotz der erneuten Kostenexplosion bei der Bühnen-Sanierung angekündigt, keinen Schuldigen finden zu wollen. Bei einer Podiumsdiskussion des Kölner Presseclubs im Excelsior-Hotel Ernst am Dom sagte Charles: „Meine Aufgabe ist es nicht, irgendeinen Sündenbock zu finden.“
Abend beschäftigte sich auch mit explodierenden Kosten beim Opernbau
Wie berichtet, hat die Verwaltung gerade erst verkündet, dass die seit 2012 begonnene Sanierung am Offenbachplatz erst Ende 2025 beendet sein soll. Statt 253 Millionen Euro Baukosten geht die Stadt mittlerweile von Kosten von bis zu 798 Millionen Euro aus. Inklusive der Kosten für Finanzierung und Interimsspielstätten von Oper und Schauspiel geht die Verwaltung von 1,454 Milliarden Euro aus.
Das Motto der Podiumsdiskussion lautete „Aus für die Wunschkonzerte in Köln?“ Der Abend sollte grundsätzlich die Frage beantworten, wie viel Kultur sich – auch angesichts der angespannten Haushaltslage – Köln noch leisten kann. Charles sagte: „Für uns auf der Baustelle gilt der Blick nach vorne, was es zu tun gibt und was für Arbeiten erledigt werden müssen.“ Für die Besorgnis wegen der Kostenexplosion zeigte er Verständnis, aber man solle an das Projekt glauben.
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Kulturdezernent Charles: „Allen wird es wehtun“
Zuletzt hatte die Stadt die Einbringung des Haushalts für die Jahre 2025 und 2026 verschoben, sie muss viel stärker sparen als gedacht und braucht mehr Zeit, um zu schauen, wo sie sparen kann. Charles sagte: „Die Kürzungsvorgaben, die wir haben, sind immens, allen wird es wehtun.“ Die freie Szene wolle man möglichst verschonen, da es diese sonst am härtesten treffen würde.
Letztlich seien Kommunen nicht verpflichtet, Kultur zu finanzieren. Das Thema hat deshalb im Vergleich zu anderen Ressorts keine Priorität. „Es wird aber nicht so sein, dass die Kultur Nachteile hat oder überproportional gespart wird, dafür habe ich gekämpft und das konnte ich auch erreichen.“
Die Moderatorin Claudia Hessel sprach auch mit Annette Imhoff, der Geschäftsführerin des Schokoladenmuseums und Matthias Hamann, dem Direktor des Kölner Stadtmuseums.
Städtisches Museum musste in Kaufhaus umziehen
Das städtische Museum zeigt die Geschichte Kölns und ist seit 23. März übergangsweise im ehemaligen Modehaus Franz Sauer untergebracht. „Wir haben bisher 35.000 Gäste und das sind ganz gute Zahlen“, sagte Hamann. Wie das Haushaltsloch das Museum treffen wird, ist noch unbekannt. „Aber sicherlich ist es so, dass wir als Stadtmuseum wie auch viele andere Einrichtungen den Gürtel enger schnallen müssen.“
Anders als das Stadtmuseum ist das Schokoladenmuseum ein privat finanziertes Haus. Für dieses Jahr geht Geschäftsführerin Annette Imhoff von rund 700.000 Besucherinnen und Besuchern aus – ein Rekord. „Wir haben unglaublich viel investiert“, sagte Imhoff. Ihr Vater hatte das Schokoladenmuseum 1993 gegründet. Da teilweise 700 Besucher pro Stunde kamen, musste das Museum im März ein Zeitfenster-System für Tickets einführen. Eine Ausstellung über „5000 Jahre Kakao“ soll im nächsten Jahr eröffnen.
Schokoladenmuseum bangt nicht um Finanzierung
„Wir haben natürlich den Vorteil, dass wir nicht in öffentliche Strukturen eingebettet und daher frei sind von Budgetzwängen und öffentlichen Haushalten sind“, sagte Imhoff. Ganz am Anfang habe niemand mit so einem Erfolg gerechnet, doch Hans Imhoff lehrte alle Beteiligten eines Besseren. „Und ich verspreche Ihnen, dass diese Erfolgsgeschichte weitergeht“, so Annette Imhoff.
Im Gegensatz dazu sind zuletzt laut Charles jährlich insgesamt 737.000 Besucherinnen und Besucher in die insgesamt neun städtischen Museen gekommen. Schon im nächsten Jahr könnte das Schokoladenmuseum alleine dann mehr Besucher als die städtische „Konkurrenz“ ausweisen. Imhoff sagte, sobald Kassen in öffentlichen Einrichtungen knapp werden, müsse man investieren, um mehr Besucher zu bekommen.
Charles ging am Donnerstagabend auch noch auf die Sanierung des Gebäudes von Museum Ludwig und Philharmonie ein, nach ersten internen groben Berechnungen der städtischen Gebäudewirtschaft könnte das Bauprojekt mehr als eine Milliarde Euro kosten. Charles sagte: „Stand heute kennen wir den technischen Zustand des Gebäudes zu wenig, um sagen zu können, was alles saniert werden muss und wann die Generalinstandsetzung kommen muss.“ Er rechnet nicht vor 2034 damit.