Der Nutzen der kontroversen Beweidung der Rheinaue wird untersucht. Diese war als eine Ausgleichsmaßnahme geplant.
Rheinaue bei WorringenWas eine Rinderherde im Kölner Norden mit der neuen Leverkusener Brücke zu tun hat
Seit gut fünf Jahren wird ein großer Bereich der Rheinaue bei Worringen in den Sommermonaten eingezäunt und von einer Herde Rinder in Beschlag genommen – eine von der Autobahn GmbH in Auftrag gegebene Ausgleichsmaßnahme für die Eingriffe ins Naturschutzgebiet der Rheinaue Worringen-Langel, die für den Neubau der Leverkusener Brücke notwendig wurden.
Beweidung in einem Naturschutzgebiet? Was für den Laien im ersten Moment seltsam klingt, soll tatsächlich die Biodiversität der Auenwiesen fördern. Denn die kleine Herde der Auenrinder fresse selektiv Pflanzen, die zur Verbuschung der Wiesen führen würden und erhalte diese so als Lebensraum für bodenbrütende Vogelarten, wie etwa den hier heimischen Wiesenpieper, der als stark gefährdet gilt, so die offizielle Begründung damals.
Beweidung der Rheinaue bei Worringen stößt von Anfang an auf Unmut
Dennoch stieß die Maßnahme von Beginn an auf viel Unmut. Viele Worringer sahen sich durch die weiträumigen Einzäunungen aus der Aue ausgesperrt, die viele als nahen Erholungsort schätzen – gerade in den ersten Jahren wurden die Zäune des Nachts mehrfach von Unbekannten zerstört.
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Legitimer Protest kam hingegen vom Bürgerverein Worringen und einer Bürgerinitiative, die sich dafür einsetzte, dass die Aue zugänglich bliebe und dabei auch wiederholt den avisierten Nutzen der Beweidung infrage stellte. Im Zuge der „Friedensgespräche“ zwischen den Bürgern, der Bezirksvertretung Chorweiler (BV), der Autobahn GmbH sowie der zuständigen Bezirksregierung Köln und der Unteren Naturschutzbehörde wurde als Teil eines Kompromisses daher vereinbart, ein „Monitoring“ der Weidemaßnahmen durchführen zu lassen. Im Zusammenhang mit Naturschutzmaßnahmen meint „Monitoring“ eine längerfristige Beobachtung eines Lebensraumes, um Veränderungen der Artenvielfalt genauer verfolgen zu können.
Ergebnisse des Monitorings bisher nicht veröffentlicht
Dieses Monitoring wurde in den vergangenen Jahren wiederholt durchgeführt – die Ergebnisse dieser Beobachtungen sind jedoch bislang noch nicht öffentlich bekannt. An Interesse mangelt es nicht: wiederholt hatte die BV in den vergangenen Jahren in Anfragen und Anträgen darum gebeten, die Ergebnisse einsehen zu können oder dass diese der Öffentlichkeit vorgestellt würden.
In der jüngsten Sitzung der BV hatte die SPD-Fraktion nun einen erneuten Anlauf unternommen und einen Antrag auf Zusendung des Monitoring-Berichts zur Diskussion gestellt. Just in der gleichen Sitzung erhielten die Bezirksvertreter eine Antwort auf eine deutlich ältere Anfrage der SPD zu diesem Thema: Der Antwort zufolge habe die Autobahn GmbH als Auftraggeberin des Monitorings die Verfügungsgewalt über die Ergebnisse – der Stadt Köln habe sie diese vorgestellt, eine Veröffentlichung sei hingegen nicht vorgesehen. Sie habe sich jedoch bereit erklärt, sie auch der BV Chorweiler vorzustellen – der genaue Termin dieser Vorstellung müsste zwischen BV und Autobahn GmbH abgesprochen werden.
Der SPD-Fraktionsvorsitzende Inan Gökpinar begrüßte die Ankündigung, pochte jedoch darauf, dass die Vorstellung im Rahmen einer Publikumsveranstaltung erfolgen solle. „Die bisherigen Antworten sind nicht zufriedenstellend“, meinte Gökpinar. „Es entsteht der Eindruck, dass die Ergebnisse unter Verschluss gehalten werden. Soll hier etwas verheimlicht werden? Eine Präsentation sollte öffentlich sein, damit die Bürger wissen, worum es geht.“ Ansonsten würden sich Gerüchte verbreiten, dass Fehler bei der Beweidung vertuscht werden sollten.
Prinzipiell teilten die übrigen Vertreter das Anliegen der SPD, sodass dieses auch beschlossen wurde, allerdings mit einem von Wolfgang Kleinjans (Grüne) eingebrachten Zusatz, der das Ansinnen an die Untere Naturschutzbehörde richtete, die als zuständige Behörde an die Autobahn GmbH herantreten solle. Eine Vorstellung soll weiterhin im Rahmen einer BV-Sitzung erfolgen, „einer öffentlichen Veranstaltung“, so Kleinjans.