Köln – Nachdem die Türkische Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib) angekündigt hat, bei der Stadt im Rahmen des zweijährigen Modellversuchs einen Antrag auf einen öffentlichen Gebetsruf zu beantragen, gibt es Zustimmung, aber auch Kritik. „Das Angebot gilt für alle Organisationen, auch für die Ditib“, sagte Christiane Martin, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Rat. Der Antrag müsse freilich geprüft, die Nachbarn einbezogen werden. „Nach wie vor halte ich es aber für richtig, auf diese Art zu zeigen, dass Muslime selbstverständlich zu unserer Gesellschaft gehören.“
Zustimmend äußerte sich auch Jörg Detjen von der Linken. „Immerhin haben christliche Gemeinden das Recht, zweimal am Tag ihre Glocken zu läuten. Moscheen dürfen aber nur einmal in der Woche zum Gebet rufen. Das ist durchaus verhältnismäßig.“ Ähnlich äußerte sich der Vorsitzende des Integrationsrats, Tayfun Keltek. Man müsse der Ditib die Hand reichen und einen kritisch-konstruktiven Dialog pflegen. „Es gibt keine Alternative.“ Geschehe das nicht, „hinterlässt das Spuren bei den Muslimen und führt zu Ausgrenzung“.
„Ein Gebetsruf kann einen Schritt auf dem Weg zu einem respektvollen und gleichberechtigten Zusammenleben der Religionen unserer Stadt darstellen und einen Beitrag zur Integration leisten”, sagte SPD-Fraktionschef Christian Joisten. „Allerdings nicht wie von der Oberbürgermeisterin von oben herab verordnet, sondern als Ergebnis einer breiten, gesamtgesellschaftlichen Debatte.” In dieser Diskussion müssten auch die besonderen Vereinbarungen zur Ehrenfelder Zentralmoschee diskutiert werden. Für diese hatte der Bauherr einst erklärt, dass der Gebetsruf nur innerhalb des Kulturzentrums wahrnehmbar sein wird. „Wir fordern die Stadtverwaltung auf, diese spezielle Gemengelage schnellstmöglich aufzuklären.”
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„Wir sehen das sehr kritisch“, sagte CDU-Parteichef Bernd Petelkau. 2008 habe es eine Absprache zwischen Stadt, Politik und Gesellschaft gegeben, dass es an der Ehrenfelder Moschee keine öffentlichen Gebetsrufe geben soll. Diese Vereinbarung dürfe nicht ohne weiteres gekippt werden. Petelkau forderte von der Ditib weitere Schritte, um mehr Transparenz zu ermöglichen. Unter anderem müsse die Frage geklärt werden, woher die Imame kommen, die in der Moschee predigen. „Es ist wichtig, dass wir nun einen breiten gesellschaftlichen Dialog führen.“
Auch der frühere Oberbürgermeister Fritz Schramma hatte zuvor mit Skepsis auf den Antrag der Ditib reagiert. Er rechne mit Protesten aus der Nachbarschaft. „Es handelt sich ohnehin um eine sehr lärmbetonte Ecke, es wird interessant sein, zu sehen, wie die Bevölkerung reagiert. Es könnte zu Auseinandersetzung kommen.“ Schramma glaubt zudem nicht, dass der auf zwei Jahre anvisierte Modellversuch des Gebetsrufs später noch zurückgenommen werden könnte. „Ich weiß nicht, wie das gehen soll.“