Auf dem Gelände in Kalk soll eine Gesamtschule entstehen. Bis es soweit ist, sollen noch Jahre vergehen.
Plan der VerwaltungOdysseum in Köln soll schließen – Schule zieht nach Umbau ein
Das Kölner Wissenschafts- und Abenteuermuseum Odysseum soll zur Schule werden. Das hat die Stadt Köln am Mittwochmorgen mitgeteilt. Laut Andreas Waschk, Geschäftsführer der Odysseum GBR, soll der Ausstellungsbetrieb am bestehenden Standort im Sommer 2025 eingestellt werden. Auf dem Gelände im Stadtteil Kalk soll eine neue Gesamtschule entstehen.
Hintergrund ist die Schulplatznot in Köln: 577 Kinder bekamen in diesem Jahr keinen Platz an der Gesamtschule, an der sie sich angemeldet hatten. Besonders in Mülheim und Kalk fehlten Plätze. Die Willy-Brandt-Gesamtschule im Nachbarbezirk Mülheim lehnte zum Beispiel 45 Prozent der angemeldeten Kinder ab, die Katharina-Henoth-Gesamtschule in Höhenberg, Bezirk Kalk, 22 Prozent.
2022 hatte die Stadt in diesem Zusammenhang im Auftrag des Rats ein europaweites Ausschreibungsverfahren gestartet. Gesucht wurde ein Investor mit Grundstück, das sich für den Bau einer Gesamtschule in Kalk eignet. Schon damals grenzten die Ratspolitikerinnen und -politiker den Ort eng ein: Der neue Schulstandort solle sich im Radius von einem Kilometer um ein Grundstück an der Ecke Walter-Pauli-Ring/Gummersbacher Straße befinden, dort befindet sich das Kölner Polizeipräsidium.
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Ausstellungsbetrieb im Odysseum endet im Sommer 2025
Fest steht, dass der Museumsbau umgebaut und erweitert werden muss, um als Schule genutzt werden zu können. Die Stadt Köln soll das fertige Gebäude und die ebenfalls geplante neue Sporthalle langfristig anmieten, heißt es. Die neue Gesamtschule soll pro Jahrgang vier Züge umfassen. Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ soll die jährliche Miete der Stadt bei rund 8,7 Millionen Euro liegen. Inklusive Nebenkosten soll die Stadt demnach für die 25 Jahre Miete rund 246 Millionen zahlen.
Zum Schuljahresbeginn 2025/26 soll die Schule starten und zunächst in der Brügelmannstraße 10 untergebracht werden, gemeinsam mit dem ebenfalls neuen Gymnasium Innenstadt, das zeitgleich seinen Betrieb aufnimmt. Zum Schuljahr 2028/29 soll der Umbau des Odysseums schließlich abgeschlossen und das Gebäude für die Schule bezugsbereit sein. Waschk sagte, das Odysseum eigne sich im Gegensatz zu anderen Gebäuden im Umkreis in Kalk gerade deshalb so gut als Schulstandort, weil dort bereits ein Baurecht für Bildung und Schule existiere. Das verkürze Genehmigungsverfahren für den Umbau des Hauses.
Stadtrat soll am 1. Oktober entscheiden
Der Kölner Stadtrat soll in seiner nächsten Sitzung am 1. Oktober über die Vorlage der Verwaltung entscheiden. Waschk sagte, es müsse nun zunächst die Entscheidung des Stadtrats abgewartet werden. „Wir machen das mit einem lachendem und einem weinenden Auge“, sagte der Geschäftsführer.
Das Odysseum hatte 2009 als „erster interaktiver Wissens- und Abenteuerpark in Deutschland“ eröffnet. Der angestrebte langfristige Mietvertrag mit der Stadt Köln sei für das Unternehmen attraktiv. Die Sonderausstellungen der vergangenen Jahre zu Filmthemen wie Star Wars, Harry Potter und Jurassic Park oder die noch bis Januar gastierende Wanderausstellung „Ramses und das Gold der Pharaonen“ seien jedoch große Publikumserfolge gewesen. „Die Blockbuster funktionieren hervorragend, deshalb das weinende Auge“, sagte Waschk.
Finanzielle Probleme machte hingegen seit Jahren die ursprünglich geplante Funktion des Gebäudes als Science Center: „Ein reines Kindermuseum, gefördert durch die Sparkassen-Stiftung, war ohne Unterstützung nicht mehr möglich“, sagte Waschk. Der Idee, an ihrer Stelle die Stadt ins Boot zu holen, hatte 2019 eine Ratsmehrheit von CDU, Grünen und FDP die Absage erteilt.
Sparkassen-Stiftung stieg 2021 als Geldgeber für das Kölner Odysseum aus
Geldgeber für das Odysseum war zunächst die Stiftung Wissen der Sparkasse Köln-Bonn, die für seinen Betrieb gegründet worden war. Dann war ihr das Kölner Wissenschaftszentrum zur Last geworden. Ein Zuschuss von zwei Millionen Euro Betriebskosten wurde ihr zu hoch: 2021 stieg die Sparkassen-Stiftung aus und betreibt seitdem dort nur noch das „Museum mit der Maus“. Auf der Internetseite heißt es: „Wie bei den beliebten Sachgeschichten aus der Sendung mit der Maus werden im Museum mit der Maus Alltagsphänomene aus Natur und Technik lebendig und kindgerecht erfahrbar gemacht.“
Doch damit ist es laut Geschäftsführerin Julia Maria Erber-Schropp im Odysseum vorbei, wenn der Rat dem Vorhaben zustimmt. In diesem Fall will die Stiftung noch stärker als bislang mit ihrem Angebot in Schulen und Kindertageseinrichtungen gehen und keinen festen Raum mit dem Angebot mehr anbieten. Die Besucherzahlen waren laut Erber-Schropp auch abhängig von den Ausstellungen im Odysseum, zuletzt waren es beispielsweise 40.000 Besucher, anfangs waren es aber auch mal nur 10.000.
Nach dem Rückzug der Sparkassen-Stiftung kaufte 2021 die neu gegründete Odysseum Gbr mit Andreas Waschk als einem der Gesellschafter das Gebäude. Waschk ist seit 2004 mit dem Kölner „Wissenschafts- und Abenteuermuseum“ verbunden – zunächst als Gutachter, später als Geschäftsführer des Betreibers Explorado Operations.
Auch wenn nun eine Schule in das Gebäude zieht, soll das nicht das Ende des Odysseums bedeuten. „Das ist auf jeden Fall unser unternehmerischer Wille, wir wollen auf jeden Fall in Köln weiter Ausstellungen machen“, versicherte Waschk. Die Ausstellungen würden nach Möglichkeit an anderer Stelle fortgeführt werden, mehrere Optionen würden derzeit geprüft. Es gebe Gespräche zu Alternativstandorten sowohl über private Flächen als auch mit städtischen Tochterfirmen über ihre Gebäude. Waschk sagte: „Es gibt nur diese Fläche für eine Schule, Ausstellungshallen können wir auch an anderer Stelle finden.“
Die Explorado Group betreibt mit insgesamt 350 Mitarbeitenden noch weitere Ausstellungshäuser in Deutschland. 100 der Angestellten arbeiten in Köln im Odysseum sowie der hier ansässigen Zentrale der Holding.