Erstmals muss sich eine Frau wegen des sogenannten Lynchmords von Höhenberg vor Gericht verantworten. Ein Familienvater wurde getötet.
In Köln-HöhenbergLynchmob tötet Autofahrer – Jetzt steht eine Frau wegen Mordes vor Gericht
Der „Lynchmord von Höhenberg“ beschäftigt weiter das Kölner Landgericht. Seit Dienstag muss die nächste Beschuldigte wegen gemeinschaftlichen Mordes vor dem Landgericht verantworten. Ein Mob von etwa 30 Personen hatte einem Autofahrer im März 2022 an einer Kreuzung aufgelauert, ihn aus dem Fahrzeug gezerrt und mit Hammerschlägen und Messerstichen getötet.
Mord in Köln: Fehde zweier Familienclans als Ausgangspunkt
Ausgangspunkt war laut Staatsanwaltschaft eine Fehde zweier Familien-Clans. Der Bruder des späteren Opfers soll in der Nacht zuvor über Facebook die andere Familie beleidigt, verstorbene Angehörige geschmäht haben. Mitglieder der Gegenseite hätten daraufhin Rache geschworen, eine Machtdemonstration sollte folgen. Laut Anklage entstand so ein feiger Mordplan.
Da der Facebook-Schmäher, der sich in Belgrad aufhielt, nicht greifbar gewesen sei, habe man sich dessen Bruder als Opfer ausgesucht. Und so kam es laut Anklage dazu, dass sich am Tattag 25 bis 30 mutmaßliche Familienmitglieder in Höhenberg versammelten. Videobilder zeigen, wie die Personen auf der von Passanten belebten Straße und den Gehwegen auf und ab gingen.
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Köln-Höhenberg: Mob tötet Autofahrer an Kreuzung
Die Gruppe schien konspirativ abzuwarten, bis gegen 15.25 Uhr ein Smart Forfour in die Kreuzung einbog. Das Video zeigt, wie einzelne Männer auf das Auto, in dem das spätere Opfer saß, zugingen. Ein kurzer Dialog, dann griff ein weiterer Mann durch die Beifahrerseite, laut Anklage zog er den Autoschlüssel ab und nahm dem Fahrer somit jede Möglichkeit zu entkommen.
Nur Momente später stürmte ein ganzer Mob auf das Auto zu und ging zum Angriff über. „Von allen Seiten und arbeitsteilig“, so der Staatsanwalt, hätten die Täter auf ihr Opfer eingewirkt. Erst im Auto, dann draußen. Es kam zu Schlägen mit einem Hammer, Stichen und Tritten, noch als das chancenlose Opfer bereits regungslos auf der Straße lag. Der Mann starb später im Krankenhaus.
Kölner Landgericht: Angeklagter droht lebenslänglich Haft
Durch mehrere Überwachungsvideos konnten mehrere Beteiligte identifiziert werden. Die nun angeklagte 44-Jährige soll ihren Sohn und Schwiegersohn zum Tatort gelotst, zuvor von einem „Problem“ gesprochen haben. Zwar sei sie nicht aktiv an der Tötung beteiligt gewesen, habe die Täter aber bestärkt. Die Staatsanwaltschaft sieht darin eine Mittäterschaft.
Der Beschuldigten droht lebenslänglich Gefängnis, ihre Anwälte forderten beim Prozessauftakt zunächst Einsicht in alle Videos. Die Höchststrafe hatte im Juni bereits ein 31-Jähriger erhalten. Auch zwei weitere Männer wurden verurteilt. Ein Beschuldigter hatte sich im Gefängnis das Leben genommen – Stunden vor dem geplanten Urteil. Weitere Täter befinden sich noch auf der Flucht.