Ursprünglich hatte die Stadt für die Austragung der Fußball-EM mit rund acht Millionen Euro kalkuliert.
Verdopplung der Kosten drohtFußball-EM in Köln wird um Millionen teurer
Von acht Millionen auf 13,8 Millionen, von 13,8 Millionen schlimmstenfalls auf 18 Millionen: Die Austragung der Fußball-Europameisterschaft wird für die Stadt Köln immer teurer. Die Stadtverwaltung hat der Politik nun nur wenige Tage vor dem Start des Turniers eine Dringlichkeitsentscheidung vorgelegt, laut der die Ratspolitikerinnen und -politiker Mehrkosten von bis zu 4,377 Millionen Euro genehmigen sollen. Grund dafür ist die zusätzliche Public-Viewing-Fläche am Konrad-Adenauer-Ufer, die die Stadt aus Sicherheitsgründen einrichten muss (wir berichteten).
200.000 Schotten und Engländer kommen zur EM nach Köln
Sicherheitsbehörden und Fanverbände hatten die Stadt darauf hingewiesen, dass jeweils bis zu 100.000 Schotten und Engländer im Rahmen der EM nach Köln kommen werden. Beide fußballbegeisterte Nationen haben je eines ihrer Gruppenspiele in Köln, und es werden deutlich mehr Touristen dafür in die Stadt kommen als diejenigen, die Tickets für die Spiele haben. Die bisherigen Public-Viewing-Angebote am Heumarkt und im Tanzbrunnen reichen deshalb nicht aus. Die Stadt verkündete Anfang Mai, mit dem Konrad-Adenauer-Ufer eine weitere Fläche einrichten zu wollen, auf der bis zu 50.000 Fans unter freiem Himmel Fußball schauen können.
Nun ist auch klar, was dieses zusätzliche Angebot kosten wird. Pro Nutzungstag kostet die Public-Viewing-Fläche 420.000 Euro – und da sind die Initialkosten für die Herrichtung der Fläche (522.000 Euro) noch nicht mit einberechnet. Die Kosten entfallen laut der Stadt dabei vor allem auf das zusätzliche Sicherheitspersonal, Absperrmaterial und Sanitäranlagen.
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300 zusätzliche Security-Mitarbeiter werden am Konrad-Adenauer-Ufer im Einsatz sein. Bislang ist vorgesehen, die Public-Viewing-Fläche am 19. und am 25. Juni zu nutzen, für die Spiele Schottland-Schweiz und England-Slowenien. Sollte es bei diesen beiden Spielen bleiben, steigen die Kosten um 1,362 Millionen Euro.
Kosten könnten sich um über vier Millionen Euro erhöhen
Die Stadt plant aber auch mit einer Variante, in der die deutsche Fußballnationalmannschaft im Turnier weit kommt – und mit steigender Fußballbegeisterung in der Stadt das Konrad-Adenauer-Ufer auch für die Übertragung von Deutschlandspielen genutzt werden müsste. Wenn Deutschland ins Finale käme, wären sieben Nutzungstage erforderlich – und damit Kosten von 3,462 Millionen Euro.
Dazu kommt eine feste Kostensteigerung von 915.000 Euro, die laut Stadt aus einer Tariferhöhung im Sicherheitsgewerbe und zusätzlichen technischen Anforderungen resultiert. Insgesamt könnten die Kosten für die EM in Köln auf bis zu 18,2 Millionen Euro steigen.
Damit wäre die Austragung der Fußball-EM mehr als doppelt so teuer wie ursprünglich geplant. Die Stadt hatte mit Kosten von rund acht Millionen Euro kalkuliert, für gesteigerte Sicherheitskosten erhöhte die Politik bereits im Januar das Budget um 5,8 Millionen Euro. Da die Zeit drängt, musste zudem Grünen-Fraktionsgeschäftsführer Lino Hammer die Kostensteigerung stellvertretend für den Kölner Stadtrat unterschreiben – dieser kann der Kostensteigerung dann erst nachträglich in seiner nächsten Sitzung am 27. Juni zustimmen. Auf eine kurzfristige Anfrage dazu, warum die Vorlage für die Politik erst so spät kam, obwohl die Public-Viewing-Fläche bereits vor sechs Wochen vorgestellt wurde, antwortete die Stadt am Mittwoch nicht.
Stadt sieht sich bei Kosten im Vergleich zu anderen Austragungsstätten gut aufgestellt
Noch bevor diese Kostensteigerung öffentlich wurde, hatte die Stadt auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeigers“ noch erklärt, dass Köln „als Austragungsort von fünf Spielen im Vergleich zu anderen Austragungsorten die Organisation und Austragung dieses Sportgroßevents kostengünstig realisiert und sich die Gesamtausgaben trotz der Kostensteigerungen im deutschlandweiten Vergleich auf einem moderaten Niveau bewegen.“
In Berlin werden mit Kosten von über 80 Millionen Euro kalkuliert (hier findet allerdings auch das Finale statt), in München mit 21 Millionen Euro. Hier schaffte es die Stadt sogar, die Kosten um 6,8 Millionen Euro im Vergleich zur ersten Schätzung zu reduzieren.