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Stadt berät über strengere RegelnKölner Polizei im Dauereinsatz an Feier-Hotspots

Lesezeit 3 Minuten
Räumung Zülpicher Platz 06062021

Die Polizei hat in der Nacht auf Sonntag unter anderem den Zülpicher Platz geräumt.

Köln – Wer in der Nacht auf Sonntag gegen ein Uhr am Zülpicher Platz vorbeigeht, sieht Bilder, die an warme Sommernächte vor Corona-Zeiten erinnern: Hunderte junge Menschen haben trotz Alkoholverbots Bier- oder Schnapsflaschen in der Hand und tragen ihre Masken entweder gar nicht oder unterm Kinn. Der Späti-Kiosk ist umlagert. Völlig unbeeindruckt geben sich die Feiernden davon, dass mindestens ein Dutzend Ordnungskräfte auf der anderen Seite der Straße im Schatten der Kirche mit ihren gelb blinkenden Wagen stehen.

Die Gruppe aus dem Ordnungsamt schreitet allerdings zunächst nicht ein, ahndet auch keine Verstöße, ein Mitarbeiter geht lediglich dazwischen, als es auf der Roonstraße zu Jagdszenen zwischen Betrunkenen kommt, die sich prügeln wollen. Die Ordnungskräfte haben offenbar Verstärkung angefordert, die – vermutlich wegen anderer Nachteinsätze in der Stadt – auf sich warten lässt.

Stadtgarten, Zülpicher Wall und Schaafenstraße geräumt

Gegen halb zwei fahren mehrere Mannschaftsbusse einer Polizei-Hundertschaft vor. Eine Gruppe junger Männer beginnt, die FC-Hymne zu grölen, einige wandern von sich aus allmählich ab. Wenige Minuten später rücken mehr als 50 Ordnungskräfte vor und bilden Ketten, um den Zülpicher Platz zu räumen. Dasselbe geschieht in dieser Nacht auch am Stadtgarten, am Zülpicher Wall und auf der Schaafenstraße.

Es gibt viel zu tun für Ordnungsamt und Polizei. Schon in der Nacht zum Samstag mussten die Kontrolleure vor allem an den Hotspots im Studentenviertel, im Belgischen Viertel und rund um die Schaafenstraße immer wieder Menschen ermahnen, Abstand zu halten und Masken aufzusetzen. Doch in der Nacht zum Sonntag ist die Situation noch einmal verschärft, denn ab Mitternacht greift Lockerungsstufe 2, das heißt: Auch in Bars und Kneipen darf ab sofort wieder gefeiert werden – sofern alle Besucher negativ getestet, genesen oder vollständig geimpft sind und die Sitzplatzpflicht eingehalten wird.

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Auch auf der Zülpicher Straße und auf den Ringen öffnen pünktlich um 24 Uhr viele Lokale. „Ist doch wieder erlaubt“, erklärt ein gut gelaunter Türsteher. Die Bar hinter ihm ist brechend voll, kaum einer trägt Maske. Ob wirklich jeder Betreiber sich von seinen Gästen den Impfpass oder die Genesenen-Bescheinigung hat vorlegen lassen? Es erscheint zumindest fraglich. „Im Bereich der Kölner Ringe ist die Pandemie scheinbar vorbei“, kommentiert ein Polizeisprecher ironisch die Ereignisse der Nacht.

Der städtsche Krisenstab will die Situation am Montag mit der Polizei auswerten und beraten. Krisenstabsleiterin Andrea Blome sagt, sie könne jeden verstehen, der sich wünsche, die Pandemie sei vorbei. „Das ist sie aber nicht“, betont Blome. Wer bereits jetzt sämtliche Corona-Regeln außer Acht lasse, handele „verantwortungslos und in höchstem Maße unsolidarisch“. Gut möglich, dass der Krisenstab die Regeln vor allem an den bekannten Feierhotspots in den kommenden Tagen noch einmal verschärft – es wäre eine Maßnahme „im Sinne der Gefahrenabwehr“, sagt Blome.

Reger Betrieb herrschte am Samstag erwartungsgemäß aber auch schon tagsüber vor allem in den Fußgängerzonen der Innenstadt. Vor manchen Bekleidungsgeschäften warteten die Menschen dicht gedrängt auf Einlass. Die gesamte Ehrenstraße mutete zeitweise wie eine einzige Warteschlange an. Eine Maske trug auch hier längst nicht jeder. Und das Ordnungsamt sprach immer wieder Gastronomiebetreiber an, die ihre Tische im Außengastrobereich dichter aneinander gestellt hatten als erlaubt.