AboAbonnieren

15,5 Millionen teures ProjektRichtfest in Kölner Flora mit langer Verspätung gefeiert

Lesezeit 3 Minuten

Die Gäste des Richtfests im neuen Gewächshaus

  1. Köln erhält ein neues, wahrhaft europäisches Schaugewächshaus: Errichtet von Arbeitern und mit Material aus vielen europäischen Ländern.
  2. Was lange währt, wird endlich wahr: Bereits 1985 meldete die Flora den notwendigen Neubau der Gewächshäuser an. Als Eröffnungstermin war das 125-jährige Jubiläum der Flora 1988 geplant.
  3. Die neuen Tropenhäuser sollen ein „echtes Highlight der Bildung“ in Zeiten des Klimanotstands sein.

Köln – Die Flora-Gärtner hatten kaum mehr geglaubt, dass es tatsächlich so kommt: 16 Meter ragen die Stahlträger des neuen Schaugewächshauses in die Höhe, doppelt so hoch, doch auf der gleichen Grundfläche wie der marode gewordene Vorgängerbau. Während der Kran noch den linken Flügel montierte, bot das Deckglas des rechten der Richtfest-Gesellschaft bereits Schutz vor dem Nieselregen. Kaum zu glauben, dass wir das erleben dürfen, war der Tenor der Festredner am Donnerstagmorgen.

Stellvertretend für Oberbürgermeisterin Henriette Reker erklärte Elfi Scho-Antwerpes die neuen Tropenhäuser als „echtes Highlight der Bildung“ in Zeiten des Klimanotstands. Den Kölnern sei bewusst, dass sich Umwelt- und Klimaschutzverordnungen auf dem Weg zur Klimaneutralität bis 2035 verändern müssten. „Wir müssen uns dringend um unsere Stadt kümmern“, sagte Antwerpes. „Im Rat sagen wir: Es ist fünf vor Zwölf.“

Im Sturm aus der kranken Wurzel gekippt

Vielleicht dachte die Bürgermeisterin an die Stümpfe der 150 Jahre alten Zeder, die vor Wochen im Sturm aus der kranken Wurzel kippte und deren zersägte Reste vor den blinkenden Stahlstreben liegen. „Wir brauchen andere Bäume“, erklärte sie. „Die alten Arten können wir wegen der Hitze nicht mehr pflanzen.“ Die Schaugewächshäuser und die Grüne Schule der Flora sollten zukünftig Aufklärungsarbeit leisten. Im Evolutionslabor Wüste, das ab 2022 mit einziehen werde, sollten insbesondere junge Menschen etwas über Anpassungsstrategien der Pflanzen „an sehr ungünstige Lebensumstände“ lernen.

Jürgen Roters, der Vorsitzende des Kölner Freundeskreises Botanischer Garten, erklärte das Richtfest zu dem „freudigen Ereignis, auf das wir lange gewartet haben.“ Unter den Gästen war auch Eugen Moll, der langjährige Direktor des Botanischen Gartens. Er erinnerte sich an das Jahr 1985, als er einen ersten Antrag für eine Bauplanung der Verwaltung vorlegte. „Als Eröffnungstermin hatten wir das 125-jährige Jubiläum der Flora im Jahr 1988 im Auge.“

Gewächshäuser sollten 2002 abgerissen werden

Auf Vorschlag der Kölner Bauverwaltung aber sollten die Gewächshäuser 2002 abgerissen werden. Ein Neubau war nicht in Sicht, so Roters. „Da nahm der Freundeskreis den Kampf auf.“ Die mehr als 600 Mitglieder spendeten zur Unterstützung der Bauplanung 460.000 Euro und setzten so die Stadt unter Zugzwang, das inzwischen 15,5 Millionen teure Projekt zu realisieren. Als Beschleuniger für die Umsetzung wirkte der Umstand, dass die alten Schaugewächshäuser 2013 für die Öffentlichkeit gesperrt werden mussten, weil sie einsturzgefährdet waren. Der Förderverein werde auch zukünftig finanziell bei den Neuanpflanzungen behilflich sein, versprach Roters.

Das könnte Sie auch interessieren:

Ulrich Königs, 2004 vom Freundeskreis Botanischer Garten als Architekt angefragt, erklärte, die Kölner erhielten ein wahrhaft europäisches Gebäude, präzise und schnell errichtet von italienischen, kroatischen, montenegrinischen, niederländischen Bauleuten, aus norwegischem Stahl, bearbeitet in den Niederlanden, verzinkt in Belgien, mit Glas aus Westfalen und Beton aus der Eifel.

„In den vergangenen Wochen ist es doch recht schnell gegangen“, bestätigte Manfred Kaune, Leiter des Grünflächenamtes und damit Hausherr der neuen Gewächshäuser. Die sind eben nicht Teil einer beliebigen städtischen Grünfläche, sondern eines Botanischen Gartens, entworfen vom großen Gartenbauer Peter Josef Lenné, 1864 finanziert von den Bürgern Kölns in der Absicht, die biologische Vielfalt des Planeten an einem Ort zu vereinen. „Ein kleines Stück vom Himmelreich“, erklärte Bauleiter Rene Keller beim Richtspruch: „Wie dieses Glas zerspringt am Grund, geweiht sei dieses Haus zur Stund.“