Es ist ein Klischee, aber irgendwie ist doch was dran: Warum den Kölnern bei der Rückkehr aus dem Urlaub beim Anblick des Doms das Herz hüpft.
Satirischer WochenrückblickDer Dom und das Herzhüpfen
Natürlich wird auch Ihr Herz bei Ihrer Rückkehr aus den Sommerferien beim Anblick des Doms vor Freude gehüpft haben. Ob beim Anflug auf Köln/Bonn, auf der Zoobrücke, bei der Einfahrt in den Hauptbahnhof oder auf einem der vielen Radwege, die nach Kölle führen und auf denen Sie heimwärts gestrampelt sind.
Gottseidank. Er ist noch da. Und alles ist wie immer.
Dieses Gefühl ist in Köln erste Bürgerpflicht. Weil das Klischee, tausendfach beschrieben und besungen, bedient werden muss. Damit unser Dom nicht Gefahr läuft, den Spitzenplatz der am meisten besuchten Sehenswürdigkeiten in Deutschland abtreten zu müssen. Ans Brandenburger Tor – oder gar ans Schloss Neuschwanstein.
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Also geben Sie sich ein wenig Mühe, sollten Sie zu der Minderheit zählen, die sich auf der Zoobrücke über die abgesägten Laternen, Tempo 50 und die kaputten Starenkästen ärgert und die Kathedrale für den Stau verantwortlich macht, den so ein blöder Domgucker durch den Auffahrunfall direkt vor Ihnen verursacht hat.
Herzhüpfen kann man üben.
Fangen wir mal an. Nein. Es ist nicht alles wie immer. Oder gar alles noch viel schlimmer. Sie ahnen ja gar nicht, was Sie alles verpasst haben, bloß weil Sie meinten, sich unbedingt vom Dom erholen zu müssen.
Unserer Oberbürgermeisterin hüpft das Herz, weil sie sich beim Aufbau fürs NRW-Fest im Rheinauhafen frisch verliebt hat. In Indi, einen elf Wochen alten Rüden, der gute Chancen hat, bei der Polizei eines Tages zum Spürhund für Sprengstoff aufzusteigen. So hinreißend, so putzig. Welpe Indi ist schon jetzt ein Köln-Botschafter und dürfte sich vor Streicheleinheiten kaum retten können.
Der WDR hat kapiert, dass er die Rundfunkbeiträge besser ins Programm als in Designermöbel fürs Filmhaus investieren sollte. Nicht aus Einsicht, sondern nur, weil sich kein Lieferant finden ließ, der sich bei einem Stückpreis von 4500 Euro für einen Lounge-Sessel auf ein Abstottern in 245 Monatsraten à 18,36 Euro einlassen wollte. Mehr ist nicht drin, weil der Gebührenzahler einfach zu geizig ist, fürs Programm tiefer in die Tasche zu greifen.
Sollten sie in Erwägung ziehen, statt eines neuen Sessels lieber eines der zwölf Einfamilienhäuser zu kaufen, die nach zehn Jahren voller Diskussionen jetzt doch in direkter Nachbarschaft zu einem Fußballplatz in Ehrenfeld gebaut werden dürfen, danken Sie der Stadt für die Fürsorge, die Ihnen zu Teil wird. In allen „besonders schutzbedürftigen Räumen“, damit sind Schlaf-, Kinder- und Wohnzimmer gemeint, werden Sie die Fenster zum Sportplatz nicht öffnen können. Damit Ihr Herz bei einem Tor nicht so stark hüpft, dass es aus dem Takt geraten könnte.
Ich habe bisher nicht gewusst, dass es schutzbedürftige Räume gibt. Aber man lernt ja nie aus. Vielleicht kann der Stadtrat den Strafraum des 1. FC Köln auch zu einem solchen erklären und das eigene Tor zunageln. Schließlich gehört das Stadion der Stadt. Das würde meinem Herzen so manche Aufregung ersparen.