Von 2025 an soll nicht mehr die Bundespolizei, sondern der Flughafen selbst Sicherheitsfirmen beauftragen. Bedeutet das mehr Effizienz – oder weniger Sicherheit?
Schritt gegen Warte-ChaosNancy Faeser übergibt Flughafen Köln/Bonn Hoheit über Sicherheitskontrollen
Nicht weniger als den Übergang in eine „neue Welt“ stelle der Vertrag dar, kündigte Bundesinnenministerin Nancy Faeser am Montag in der Event Lounge des Flughafens Köln/Bonn an. Dort übergab sie gemeinsam mit der Präsidentin der Bundespolizeidirektion Sankt Augustin, Barbara Heuser, Flughafen-Chef Thilo Schmid die Hoheit über die Organisation der Luftsicherheitskontrollen am Flughafen Köln/Bonn.
Damit ist Köln/Bonn der dritte Flughafen nach Frankfurt und Berlin, der dem sogenannten Frankfurter Modell folgt, bei dem nicht die Bundespolizei, sondern die Flughafengesellschaft selbst die Organisation der Luftsicherheitskontrollen steuert.
Antwort auf Kontroll-Chaos am Flughafen
„Damit haben wir ein echtes Erfolgsmodell geschaffen. Die Flughäfen organisieren die Sicherheit dann nicht nur selbst, sie refinanzieren sich auch selbst. Und die Bundespolizei kann sich auf ihre eigenen Sicherheitsaufgaben konzentrieren. Das ist für das entscheidende“, sagte Faeser. Die Bundespolizei bleibe aber ein wichtiger Partner und habe weiterhin die Aufsicht am Flughafen, so Faeser weiter: „Sicherheit hat im Flugverkehr die oberste Priorität.“ Erste Erfahrungsberichte aus Frankfurt hätten gezeigt, dass sich das Modell bewährt habe, so Faeser.
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Der Schritt ist eine der Antworten, die der Flughafen auf die teils chaotischen Zustände vor allem in den NRW-Sommerferien 2022 gibt. Damals war es zu sehr langen Schlangen und hohen Wartezeiten vor den Sicherheitskontrollen gekommen. Auch mangels Kontrollpersonal entstanden so lange Verzögerungen, dass teilweise Reisende ihre Flüge verpassten. Das mediale Echo war groß. Schon damals hatte Flughafen-Chef Schmid vorgeschlagen, die Sicherheitskontrollen in die eigene Hand zu nehmen. Seit Februar diesen Jahres wurde der Schritt in Zusammenarbeit mit der Bundespolizei geplant.
Verdi kritisiert Pläne des Flughafens Köln/Bonn
Künftig beauftragt nun der Flughafen selbst Sicherheitsfirmen, die die Kontrollen durchführen sollen – und nicht wie bisher die Bundespolizei. Flughafen-Chef Schmid erhofft sich davon mehr Planungseffizienz: „Als Flughafen möchten wir unseren Gästen ein bestmögliches Reiseerlebnis bieten. Mit der Übernahme der Steuerung und Organisation der Sicherheitskontrollen schlagen wir ein neues Kapitel für die zukunftsorientierte Weiterentwicklung unseres Flughafens auf“, sagte er.
Doch nicht jeder ist von dieser „neuen Welt“ überzeugt: Kritik kommt von der Gewerkschaft Verdi. „Aus unserer Sicht ist Sicherheit eine hoheitliche Aufgabe des Staates. Wir sehen einen Widerspruch, wenn Firmen, die Profit erwirtschaften wollen, für Sicherheit sorgen sollen“, sagte Verdi-Sekretär Özay Tarim dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Auch würde sich durch das neue Modell nichts an den prekären Arbeitsbedingungen für Beschäftigte der Sicherheitsfirmen ändern, so Tarim: „Der Flughafenbetreiber wird nämlich nicht die Personalverantwortung übernehmen. Die Arbeitsverhältnisse werden also auch weiterhin von privaten Sicherheitsunternehmen bestimmt, die Personal ausschließlich in Teilzeit und mit sachgrundlos befristeten Arbeitsverträgen einstellen. Diese Arbeitsverhältnisse schaffen Unsicherheiten für die Beschäftigten.“
Investitionen in Millionenhöhe
Gewerkschaftler Tarim bezeichnet das neue Modell als „Mogelpackung“ und plädiert für eine dritte Lösung: „Echte Verantwortungsübernahme würde bedeuten, wenn der Flughafenbetreiber Köln/Bonn nicht nur die Steuerungs- und Organisationsverantwortung der Fluggastkontrollen übernehmen würde, sondern auch die Verantwortung für das Personal. Das würde in der Praxis bedeuten, dass die Beschäftigten nicht mehr über private Sicherheitsunternehmen angestellt werden, sondern direkt beim Flughafenbetreiber Köln/Bonn.“
Zuletzt hatte das Sicherheitspersonal im März im Rahmen von Tarifverhandlungen auch am Flughafen Köln/Bonn gestreikt. Im April konnten sich beide Parteien auf höhere Tarife für die Sicherheitsbeschäftigten an Flughäfen einigen.
Neben der Übernahme der Verantwortung für Sicherheitskontrollen kündigte Flughafen-Chef Schmid außerdem Investitionen in Höhe von 20 Millionen Euro in modernere Sicherheitstechnik an: „Wir investieren in die Umgestaltung des Kontrollbereichs sowie in den flächendeckenden Einsatz neuester CT-Technik, die bereits im kommenden Jahr schrittweise die bisherigen Kontrollgeräte ersetzen wird“, erklärt Schmid.
Die neue CT-Technik soll es Passagieren künftig erlauben, Flüssigkeiten und elektronische Geräte während der Kontrollen im Handgepäck zu lassen. Der Flughafen Köln/Bonn wäre der erste Flughafen bundesweit mit flächendeckender CT-Technik, so Schmid. Für Familien soll außerdem eine speziell gestaltete Kontrollspur eingerichtet werden. „Unser Ziel ist es, nicht nur die Sicherheitskontrollen zu verbessern, sondern auch die Aufenthaltsqualität für Passagiere und Mitarbeiter zu verbessern", so Schmid.