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Händler kritisieren Stadt Köln„Auf dem Großmarkt sieht es aus wie im Schweinestall“

Lesezeit 4 Minuten
Müll, wohin man blickt auf dem Großmarkt. Die Händler werfen der Stadt mangelnde Bereitschaft vor, das Problem in den Griff zu bekommen.

Müll, wohin man blickt, auf dem Großmarkt. Die Händler werfen der Stadt mangelnde Bereitschaft vor, das Problem in den Griff zu bekommen.

Ende 2025 soll Schluss sein am Kölner Großmarkt in Raderberg, ein Umzug an einen anderen Standort bis dahin ist unrealistisch.

„Ich habe so einen Hals. Wir haben hier schon so oft mit der Verwaltung gesessen, und es kommt nur Blablaba. Auf dem Großmarkt sieht es mittlerweile aus wie in einem Schweinestall. Keiner macht etwas, man lässt den Großmarkt einfach sterben, das ist eine echte Sauerei“, platzte Isis Faßbender, Linke, auf der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung der Kragen. Zum wiederholten Mal – dieses Mal auf Antrag der SPD-Fraktion – führten die Lokalpolitiker eine Aktuelle Stunde zum Großmarkt durch.

Bislang kein neuer Großmarkt-Standort gesichert

Eines ihrer Anliegen ist eine Vertragsverlängerung für die Händler. Denn die laufen Ende 2025 aus, danach müssen sie aus Raderberg weg – ohne, dass bisher ein anderer Standort für den Großmarkt gesichert ist. Von der Verwaltung waren Lothar Becker vom städtischen Liegenschaftsamt und Julien Möller-Wimberg als Vertreter der Marktverwaltung zur Sitzung gekommen, um zum aktuellen Sachstand in Sachen Großmarkt zu informieren und Fragen der Lokalpolitiker zu beantworten.

Der Großmarkt muss seinen Standort in Raderberg verlassen, weil dort die Parkstadt Süd mit Wohnungen und Büros entstehen wird. Das ist seit Jahren bekannt. Bereits 2007 beschloss der Stadtrat den Umzug nach Marsdorf, letztmalig bekräftigte er den Beschluss Ende 2021.

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Nachdem die Verwaltung Pläne für die Fläche ausgearbeitet hatte, musste sie ihre Planungen neu starten, da die Stadt einen Teil der Fläche dem 1. FC angeboten hatte. Bislang fand sich aber, trotz europaweiter Auslobung, kein Interessent, der einen Großmarkt oder ein Frischezentrum dort betreiben will. Von den Händlern und Teilen der Politik kam die Kritik, die neue Fläche sei zu klein.

Lokalpolitiker fordern: Händlerverträge verlängern

Nun teilte der 1. FC Köln im April mit, nicht nach Marsdorf ziehen zu wollen. „Kann man jetzt nicht wieder die alten Planungen für die größere Fläche aufnehmen? Kann die Stadt den Großmarkt nicht selbst betreiben, wenn sich kein Investor findet?“, wollte Jörg Klusemann, SPD, wissen. Die Händler hätten keinerlei Perspektive, die Verträge müssten über 2025 hinaus verlängert werden, forderte er. Die Wohnbebauung in der Parkstadt wolle man auf keinen Fall verzögern, aber eine Vertragsverlängerung für die Händler sei unschädlich, sagte er.

Des Weiteren erkundigte er sich nach den Plänen der Stadt, möglicherweise einen Großmarkt gemeinsam mit Düsseldorf zu errichten. Diese hatte sie im vergangenen Jahr geäußert. Zudem sprachen die Lokalpolitiker die Müllproblematik auf dem Großmarkt an. „Es ist wirklich extrem schmutzig dort“, schloss sich Klusemann Isis Faßbender an.

Becker erklärte, die Verwaltung habe bisher auf Ratsbeschluss eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung für ein Frischezentrum in Marsdorf auf der ursprünglich geplanten Fläche von 14 Hektar in Auftrag gegeben. Ergebnis: Neben den Baukosten sei ein Zuschuss von drei bis fünf Millionen Euro aus städtischen Mitteln zum jährlichen Betrieb erforderlich. Die Stadt beabsichtige nicht, den einen Großmarkt in Zukunft selbst zu betreiben, da die notwendige finanzielle Förderung nach EU-Recht nicht zulässig sei.

Den jetzigen Großmarkt betreibt die Stadt selbst. Neben Köln sei dies derzeit nur noch in München und Düsseldorf der Fall, beide Städte würden ihre Großmärkte schließen, so Becker. Ein gemeinsames Projekt mit Düsseldorf sei vom Tisch. „Es ist politische Beschlusslage, die Verträge der Händler nicht zu verlängern, zudem ist aufgrund vertraglicher Verpflichtungen eine Verlängerung über 2025 hinaus nicht möglich“, so Becker.

Verwaltung: Lassen Großmarkt nicht bewusst vor die Hunde gehen

„Die Verwaltung gibt sich große Mühe, den Betrieb am Großmarkt aufrecht zu erhalten. Mit der Müllsituation sind wir auch nicht zufrieden, aber es ist keineswegs so, dass wir den Großmarkt bewusst vor die Hunde gehen lassen“, betonte er. Viele Betriebe seien schon abgewandert. Derzeit sind rund 120 Betriebe am Großmarkt vertreten, vor Jahren waren es nach Angaben der Stadt um die 200. Nach Einschätzung der kommunalen Spitzenverbände hätten die Großmärkte ihre Bedeutung als Einrichtung der Daseinsvorsorge längst verloren, so Becker. Aufgrund der Unsicherheiten sei der Großmarkt ein Betrieb im Niedergang, sagte er.

Nach der Erörterung überwiesen die Lokalpolitiker das Thema in den zuständigen Fachausschuss und baten den Rat, zeitnah Perspektiven für den Großmarkt über 2025 hinauszuschaffen wie auch die Planungen für die größere Fläche in Marsdorf wieder aufzunehmen.

Am Donnerstag (16. Mai) stehen der Großmarkt und eine Vertragsverlängerung für die Händler bis 2030 auf der Tagesordnung des Rats. „Wir hoffen auf ein Signal, zumindest auf eine Vertragsverlängerung bis Ende 2026“, sagt Michael Rieke, Sprecher der Großmarktmarkthändler. Die aktuelle Situation am Großmarkt bezeichnet er als desaströs. „Wegen der fehlenden Perspektive ist die Stimmung aufgeheizt und die Müllsituation ist unglaublich“, erklärt er. Hier müsse die Stadt endlich wirksam aktiv werden, fordert er.