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25 Jahre Stifterrat des WallrafIn bester Tradition der Kunststadt Köln

Lesezeit 3 Minuten

Blick in die Barocksammlung im Wallraf-Richartz-Museum

Köln – Es gehört zu den beinahe kuriosen Traditionen der Kunststadt Köln, dass ihre größten Wohltäter sie regelmäßig in Verlegenheit bringen. Begründet wurde diese Tradition von Ferdinand Franz Wallraf, mit dessen üppigem Vermächtnis die Stadt über mehrere Jahrzehnte nichts Rechtes anzufangen wusste; es musste 1851 mit Johann Heinrich Richartz erst ein Bürger kommen, um Wallrafs so bedeutender wie ausufernder Kunstsammlung ein würdiges Heim zu finanzieren.

1997 gründete sich der Stifterrat, um eine städtische Finanzlücke zu schließen

Sehr viel später, als sich das Wallraf-Richartz-Museum mit dem Museum Ludwig eine Wohngemeinschaft teilte, war es Peter Ludwig, der in Köln ein unmoralisches Angebot hinterlegte. Er wollte der Stadt seine einzigartige Picasso-Sammlung schenken, doch dafür hätte er „sein“ Museum gerne allein. Die Stadt fand dann tatsächlich ein passendes Grundstück für das Wallraf, doch es fehlte ein stattlicher Millionenbetrag, um den Neubau zu bezahlen.

In dieser Verlegenheit sprang vor 25 Jahren kein neuer Richartz ein, sondern auf Anregung von Alfred Neven DuMont, verstorbener Verleger und Herausgeber dieser Zeitung, ein ganzer Stifterrat. Gebildet wurde er aus 15 Kölner Bürgern und Unternehmen, die gemeinsam mit Einlagen ab 250000 Mark die kommunale Finanzierungslücke schlossen und dem Museum auch über dessen glückliche Fertigstellung im Jahr 2001 hinaus verbunden blieben. Man könnte sogar sagen, dass der Stifterrat wie kein zweites Gremium die kölnische Stifter-Tradition mit Leben erfüllt, indem er die städtische Politik auch weiterhin und vor allem beharrlich in produktive Verlegenheiten bringt.

Alles zum Thema Wallraf-Richartz-Museum

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Das beste Beispiel dafür ist zweifellos die Debatte über den Erweiterungsbau des Wallraf-Richartz-Museums. Sie begann, nachdem Gérard Corboud dem Haus seine Impressionismus-Sammlung als Fondation übereignet und dafür die Bedingung gestellt hatte, diese möge dauerhaft und angemessen präsentiert werden. In der Stadt gab es dagegen trotz offizieller Zusagen offenbar Vorbehalte, schließlich war das Wallraf gerade erst eröffnet worden. Hinter vorgehaltener Hand wurde zudem angezweifelt, ob die Stiftung Corboud den Aufwand eines Erweiterungsbaus überhaupt wert sei.

Der Stifterrat positionierte sich in dieser Debatte eindeutig, forderte vehement die Einhaltung gegebener Versprechen und trat selbst in Vorleistung, indem er einen Architekturwettbewerb für den Erweiterungsbau finanzierte – aus diesem ging 2013 der Entwurf des Schweizer Büros Christ & Gantenbein als Sieger hervor. Er soll nicht nur die Fondation Corboud aufnehmen, sondern auch einige Funktionsmängel des Hauptgebäudes ausgleichen. Bei stärkerem Besucherandrang stößt der architektonisch ansprechende Ungers-Bau rasch an Kapazitätsgrenzen.

Der Erweiterungsbau des Wallraf lässt auf sich warten

Bekanntlich lässt der Baubeginn zum Verdruss des Stifterrats weiterhin auf sich warten; derzeit wird stattdessen das Wallraf-Hauptgebäude saniert.Peter Jungen, Sprecher des Stifterrats, ist zum Jubiläum trotzdem vorsichtig optimistisch, dass sich die Stadt ein weiteres Mal zum Wohle der Kunst aus ihrer Verlegenheit befreit. Seit 2019 gibt es ein schriftlich fixiertes „gemeinsames Verständnis“ darüber, dass Stadt und Stifterrat einmal monatlich den Fortgang der Dinge diskutieren, und damit, so Jungen, „erstmals einen konkreten Fahrplan, auch wenn dessen Termine bereits alle überholt sind“.