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Philharmonie KölnWenn Geigen wie Engel erklingen

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Ton Koopmann mit dem Amsterdam Baroque Orchestra & Choir 

Köln – Ton Koopman geht inzwischen zügig auf die 80 zu, aber Energie und Leidenschaft sind ungebrochen – wie jetzt der Auftritt mit seinem Amsterdam Baroque Orchestra & Choir in der Kölner Philharmonie bewies. Der Mann mit der Ausstrahlung eines betont freundlichen Rumpelstilzchens hält als Dirigent am Orgelpositiv auch anderthalb Stunden pausenfreies Musikmachen ohne Spannungsverlust durch – allein diese physische Leistung erheischt Respekt.

Die Agenda war diesmal den frühbarocken Geistlichen Konzerten und Kantaten eines Schütz, Buxtehude und Johann Christoph Bach gewidmet – und der frühen Mühlhausener Ratswahlkantate „Gott ist mein König“ aus der Feder von dessen entferntem Neffen Johann Sebastian als prachtvoller Endstation.

Mit üppig wuchernden Kontrapunkten

Allemal wurde in solcher Konstellation deutlich, dass dieser nicht als Originalgenie vom Himmel fiel, sondern tief in der Tradition der Vorläufer drinsteckte. In ihrer Kleinteiligkeit klingt das trompetenglänzende Stück noch nicht nach Weihnachtsoratorium, sondern könnte eben auch als ein guter Buxtehude durchgehen. Obwohl man da zuweilen doch schon aufhorcht, etwa beim üppig wuchernden Kontrapunkt einer Vokalfuge oder beim aparten Effekt der „überhängenden“ Blockflöten.

Koopman und die Seinen stellten das alles mit großer klangrednerischer Farbigkeit, konzisem rhythmischem Zugriff und ohne jede Anmutung einer akademischen Ausdörrung dar. Wenn es manchmal – zumal in Christoph Bachs Kantate „Meine Freundin, du bist schön“ – dann doch ein wenig lang wurde, lag es nicht an den Interpreten.

Geigen erklingen mit seraphischen Sound

Und dass im prinzipiell tadellosen Chor ein paar Höhen und Einsätze nicht ganz saßen, war ebenso zu verschmerzen wie der Umstand, dass die kurzfristig eingesprungene Sopranistin Elisabeth Breuer in ihrem Part wohl nicht ganz zuhause war. Erfreulich die Wiederbegegnung mit dem Bass Klaus Mertens in der guten Solistenriege – er ist schließlich ein Urgestein auch der deutschen Alte-Musik-Szene.

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Setzten im Orchester die Bläser und hier zumal die Trompeten die Glanzlichter, so waren es die Geigen um die Konzertmeisterin Catherine Manson, die für einen geradezu seraphischen Grundsound sorgten.