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Neue Lockerungen, aber VorsichtSo bereitet sich NRW auf die Delta -Variante vor

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Impfzentrum Ü-60

Die Impfzentren wie hier in Köln sollen Ende September geschlossen werden.

Düsseldorf – Weil sich die hochansteckende Delta-Variante des Coronavirus in Nordrhein-Westfalen immer weiter verbreitet, hat die Landesregierung die Corona-Schutzverordnung mit ein paar weiter gehenden Lockerungen bis zum 8. Juli verlängert. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zu Impfungen, Schulen und Reisen nach England.

„Wir haben eine sehr gute Lage und hoffen, dass es so bleibt“, sagt Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) am Donnerstag in Düsseldorf. „Mit Blick auf die Delta-Variante und die Entwicklung in anderen Ländern wollen wir die nächsten zwei Wochen beobachten, bevor wir über mögliche weitergehende Anpassungen entscheiden. Das entspricht unserem bewährten Weg, unser Land mit verantwortungsvollen Schritten in die Normalität zurückzuführen.“

Lockerungen gibt es beispielsweise bei Maskenpflicht an Sitzplätzen in Bibliotheken. Überdies wird die Testpflicht auf Ausflugsschiffen und bei Proben von Laienmusikern abgeschafft.

Alles zum Thema Karl-Josef Laumann

In den 53 Impfzentren des Landes werden wieder Erstimpfungen vorgenommen. Wer darf Termine buchen?

Noch bis Samstag können sich die Altersgruppe der über 60-Jährigen und alle Menschen mit Vorerkrankungen anmelden. Für sie gilt keine Altersbegrenzung. Bisher sind schon 77.000 Termine gebucht worden. Ab Samstag wird die Priorisierung auch in den Impfzentren aufgehoben. Dann können sich alle Menschen ab 16 Jahren einen Termin besorgen.

Für die kommende Woche stehen in NRW 150.000 Dosen für Erstimpfungen zur Verfügung, in der Woche darauf (5. bis 11. Juli) werden es nach Angaben des Gesundheitsministers 220.000 sein.

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Wann werden alle NRW-Bürger vollständig geimpft sein?

Die Landesregierung geht davon aus, dass jeder, der sich impfen lassen will, bis Ende Juli ein Angebot haben wird. Mitte September sollen alle vollständig geimpft sein. Die Zielmarke des Gesundheitsministers liegt bei 80 Prozent. Derzeit beträgt die Quote bei den Erstimpfungen 54,4, bei den Zweitimpfungen 35,7 Prozent. „Bei den Zweitimpfungen werden wir in den kommenden Wochen aufholen, weil jetzt die über 60-Jährigen die zweite Dosis erhalten werden, die im Rahmen der Sonderaktion über Ostern mit Astrazeneca geimpft wurden“, sagt Laumann. „Das waren 450.000.“

Was wird aus den Impfzentren?

Sie sollen Ende September geschlossen werden. „Wir werden sie in der jetzigen Form nicht mehr brauchen“, so Laumann. Die Kassenärztlichen Vereinigungen Nordrhein und Westfalen hätten zugesichert, dass sie die Auffrischungsimpfungen problemlos über das Regelsystem bei den niedergelassenen Ärzten und den Betriebsärzten organisieren können.

Die 53 Impfzentren in NRW kosten pro Monat 91 Millionen Euro, die je zur Hälfte von Bund und Land bezahlt werden. Die Schließung soll mit den anderen Bundesländern abgesprochen werden.

Wird sich das Land bei den Auffrischungsimpfungen allein auf das Regelsystem verlassen?

Nein. Zur Sicherheit will das Gesundheitsministerium Impfteams auf der Ebene der Kreise und der kreisfreien Städte aufbauen. „Zusammen mit den Gesundheitsämtern erarbeiten wir gerade eine Struktur, die in der Lage ist, Impfungen zu organisieren“, sagt Laumann. „Das muss eine Truppe sein, die zum Beispiel in Behindertenwerkstätten, Altenheimen und auch dezentral in Stadthallen oder Dorfgemeinschaftshäusern Impfungen vornimmt.“ Diese Struktur müsse dann auch mit Impfstoff über das Regelsystem versorgt werden.

Wie gefährlich ist die Delta-Variante?

Das Gesundheitsministerium geht davon aus, dass sie das Infektionsgeschehen in NRW in Kürze dominieren wird. Ihr Anteil an den Infektionen betrug am Donnerstag zehn Prozent.

„Das haben wir bei der britischen Variante ja auch gesehen“, so der Gesundheitsminister. Sie habe das Ursprungsvirus auch schnell überflügelt. Ob es – wie von vielen befürchtet – im Herbst zu einer vierten Welle kommt, sei aber reine Spekulation. „Wenn sie kommt, kommt sie unter anderen Voraussetzungen. Ich glaube, dass es diesmal besser ablaufen wird“, so Laumann. „Wir haben im Vergleich zum Herbst 2020 viel mehr Menschen und strategisch geimpft.“ Bei den über 60-Jährigen liege die Durchimpfungsrate schon bei 80 Prozent.

Zwar sei der volle Schutz vor der Delta-Variante erst mit der Zweitimpfung garantiert, aber die Erstimpfung schütze immerhin vor einem schweren Krankheitsverlauf. Je langsamer die Delta-Variante sich verbreite, desto besser, weil die Zahl der Impfungen täglich steige. Auch die hohen Schnelltest-Kapazitäten trügen dazu bei, „anders mit diesem Problem umzugehen als noch vor einem Jahr.“ Je weniger Menschen infiziert seien, desto beherrschbarer sei die Delta-Variante.

Was bedeutet das Ausbreiten der Delta-Variante für das neue Schuljahr?

„Alles, was ich heute dazu sagen würde, wäre Spekulation“, so Laumann. Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfehle Impfungen von Kindern ab zwölf Jahren nur bei Vorerkrankungen. Alle anderen könnten sich aber auch impfen lassen. „Das ist eine Entscheidung, die die Familie treffen muss“, so Laumann. „Das Impfen soll zunächst bei den Kinder- und Jugendärzten aber auch bei den Hausärzten passieren. Wir machen keine Impfaktion in Schulen, um nicht den Eindruck zu erwecken, dass wir eine Rudelmentalität entwickeln, Du musst Dich jetzt impfen lassen.“ Die Nachfrage in den Arztpraxen sei hoch. „Jedes Kind von zwölf bis 16, das sich impfen lassen will, bekommt ein Angebot “, sagt Laumann.

Können Fußballfans zum EM-Achtelfinale der Deutschen gegen England unbesorgt nach London reisen?

„Ich würde nicht reisen“, sagt Laumann. „Bei der Rückkehr gelten 14 Tage Quarantäne. Das ist ein hoher Preis für ein Fußballspiel.“