Fritz Middelanis Enkelin Angelika Middelanis-Bertenburg schlägt vor, aus der alten Hitdorfer Rheinfähre ein Café zu machen.
„Großes Stück Heimat“Was sich die Enkelin von Fritz Middelanis für die Rheinfähre wünscht
„Irgendwas fehlt“, sagt Angelika Middelanis-Bertenburg bei dem Gedanken an den derzeit eingestellten Fährbetrieb zwischen Köln-Langel und ihrer alten Heimat Hitdorf. Recht hat sie. Schließlich liegt die nach ihrem Großvater benannte Fähre seit ihrer Havarie im Dezember manövrierunfähig im Hafen in Niehl. Vorher sei ein Ausflug über den Rhein hin zum Italiener am gegenüberliegenden Ufer fast ein bisschen wie Urlaub gewesen, wenn man auf der Fähre von links nach rechts über den Fluss Richtung Langel schaute.
Fährt die Leichlingerin heute für einen Spazier- oder Gassigang mit ihren beiden Hunden nach Hitdorf, vermisst sie den gewohnten Ausblick aufs Wasser. Obwohl, das gibt sie gerne zu, sie in den letzten Jahren schon „so ein Bauchgefühl hatte“. Das Schiff habe schon eine Menge auf dem Buckel gehabt. Und so richtig schön sei es von innen auch nicht mehr gewesen, ein Anstrich hätte dem Ganzen gut getan. „Es war ja so viel kaputt“, sagt Middelanis-Bertenburg. Und trotzdem: Die ehemalige Fähre einfach so aufs Abstellgleis zu schieben, das würde ihr schon weh tun.
Schließlich weiß die Enkelin von Fritz Middelanis nicht nur um die historische Bedeutung des Fährbetriebs für Hitdorf, sondern hat auch eine ganz persönliche Bindung zu dem Schiff. Und das, obwohl ihr Großvater bei ihrer Geburt 1956 schon nicht mehr am Leben war. Ein Jahr zuvor war Fritz Middelanis im Alter von 81 Jahren gestorben, nur ihre drei älteren Geschwister hatten noch etwas von dem bekannten Opa mitbekommen.
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Geschichten, Bilder und Dokumente des ehemaligen Zündholzfabrikanten kursieren immer noch reichlich in der Familie. Gebeugt über einen dicken Aktenordner erzählt Angelika Middelanis-Bertenburg begeistert über die Historie von Hitdorf, die Geschichte des Fährbetriebs und den Werdegang des Familienunternehmens, dessen Leitung Fritz Middelanis als Schwiegersohn der nach Johann Salm benannten Firma im Jahr 1907 übernahm.
All das Wissen über ihre familiäre Vergangenheit habe Middelanis-Bertenburg nicht ausschließlich durch Erzählungen gesammelt, auch in Büchern stoße sie immer wieder auf Bruchstücke der Familiengeschichte. So zum Beispiel im Exemplar von Astrid Behrendt namens „Spaziergang durch das alte Hitdorf“. Über 200.000 Schachteln Streichhölzer täglich habe der Familienbetrieb unter der Führung von Middelanis im Jahr 1941 produziert, heißt es dort. Ein paar Überbleibsel hat die Enkelin sogar aufgehoben.
Die Belegschaft von Salm zählte damals 75 Mitglieder, größtenteils bestückt mit Familien aus dem Ort. Kein Wunder, dass Fritz Middelanis in die Geschichte der Stadt einging, war er doch ein wichtiger Pfeiler des „Hitdorfer Dreiklangs“. Auf diesen Sektoren – Tabak, Bier und eben Zündhölzern – baute der wirtschaftliche Erfolg in dem Flecken am Rhein auf, sagt Middelanis-Bertenburg.
Ihr Großvater sei aber nicht nur ein tüchtiger Geschäftsmann gewesen. „Der war fix und auf zack, hat sich überall eingebracht und soll ganz rührig gewesen sein“, so erzählt man. „Ein Hansdampf in allen Gassen“, beschreibt die Enkelin. So ist es auch an vielen Stellen dokumentiert: Fritz Middelanis engagierte sich ehrenamtlich, unter anderem in kommunalen und kirchlichen Ausschüssen, in Aufsichtsräten, wie zum Beispiel im Verein Deutscher Zündholzfabrikanten, der Deutschen Zündwaren-Monopolgesellschaft und der Industrie- und Handelskammer.
Fritz Middelanis setzte sich für den Fährbetrieb ein
Aber eben auch in 25 Jahren als Geschäftsführer der Fährgesellschaft der Städte Köln, Hitdorf und des Landkreises Solingen-Lennep. Insbesondere in dieser Position soll er sich nach Kriegsende für die Wiederaufnahme des Fährbetriebs eingesetzt haben, die ja bis heute Bestand hat. Für seine „vielen Verdienste um das Allgemeinwohl“ wurde ihm sogar das Bundesverdienstkreuz verliehen.
„Das war damals eine große Sache“, weiß auch Michael Bertenburg, der Mann von Angelika. Ihm war der Großvater seiner Frau darüber hinaus als „Lustiger Fritz“ bekannt. Der Familienname „Middelanis“ sei ihm schon lange, bevor er seine Frau überhaupt kennenlernte, ein Begriff gewesen, erzählt er schmunzelnd. Denn als die Fähre in Hitdorf 1962 erneuert wurde, tauften die Verantwortlichen sie auf Vorschlag des Landrates und der Behörden auf den heute so allgegenwärtigen Namen: Fritz Middelanis – ein „Andenken an diesen von jedermann geachteten und beliebten Mann“, heißt es in alten Dokumenten.
Und gerade deshalb hängt auch Angelika Middelanis-Bertenburg an dem Titel des Schiffes. „Es wäre schön, wenn der gerettet werden könnte“, sagt sie. Die Diskussionen um die Zukunft des Fährbetriebs verfolgte sie nicht nur unbeteiligt aus der Ferne in Leichlingen. Auch unter die Petition zum Weiterbetrieb setzte sie ihre Unterschrift und meldete sich öffentlich zu Wort: Die Fähre „ist durch nichts zu ersetzen“, schrieb sie in einem Leserbrief an den „Leverkusener Anzeiger“. Sie stelle ein großes Stück Heimat dar.
Über die positive Entscheidung im Stadtrat zum Erhalt der Fähre freute sie sich daher umso mehr. Nur mit Diesel sollte das neue Schiff im besten Fall nicht betrieben werden, hakt sie ein. Doch wie es um die alte „Fritz Middelanis“ steht, das wisse auch sie noch nicht. Am liebsten würde sie ein kleines Stück des Metallkörpers zur Erinnerung behalten. Und noch eine andere Idee hat sie: „Wie wäre es, die Fähre zurück in den Hitdorfer Hafen zu ziehen und dort ein überdachtes Museumscafé zu eröffnen?“ Geschichten über Hitdorf und Fritz Middelanis gäbe es schließlich genug zu erzählen.