Leverkusen – Der Wettbewerb um den Weiterbau der Leverkusener Rheinbrücke ist entschieden, doch endgültige Klarheit herrscht immer noch nicht. Der Landesbetrieb Straßen NRW hat der „Bietergemeinschaft A 1 Leverkusen Rheinbrücke“ („Biege“) aus sechs mittelständischen Unternehmen, die ein Angebot von 227,7 Millionen Euro abgegeben hatte, nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ eine Absage erteilt. Damit müsste der Zuschlag an den einzigen Konkurrenten gehen, einer Gruppe um den Stahlbauer SHG Engineering aus Hannover, der zum französischen Eiffage-Konzern gehört.
An dieser Bietergemeinschaft sind nach den Recherchen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ die Bauunternehmen Hochtief und Max Bögl beteiligt. Ihr Angebot liegt bei 176,4 Millionen Euro und ist damit um rund 51 Millionen Euro billiger.
Bestbieter blieb unter Preisuntergrenze
Das unterlegene Baukonsortium hat nach Informationen unserer Zeitung eine Prüfung des Verfahrens von der Vergabekammer angeschoben, weil der Bestbieter mit seinem Angebot die vom Landesbetrieb Straßen NRW eingezogene Preisuntergrenze von 190 Millionen Euro um 7,1 Prozent unterschritten hat. Der Landesbetrieb hatte die Untergrenze eingezogen, weil man es für unrealistisch halte, den ersten Neubauteil der Brücke für weniger als 190 Millionen Euro errichten zu können. Man habe damit Billig-Angebote und die übliche Spirale mit hohen Nachforderungen verhindern wollen, heißt es. Das Konsortium ist aufgefordert worden, im Detail zu begründen, warum das Angebot 13,6 Millionen Euro unter der Preisschwelle liegt und wie es gelingen kann, die Brücke zu diesem Preis zu bauen.
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Sollte die Vergabekammer die Wettbewerbsentscheidung bestätigen, bleibt dem unterlegenen Konsortium noch der Gang zum Gericht. Damit scheint klar, dass die endgültige Entscheidung über den Weiterbau des Bauwerks in diesem Jahr wohl nicht mehr erfolgen wird.
Die „Biege“, bestehend aus den Mittelständlern Heitkamp (Herne), Meyer (Altenkirchen), Hörnig (Aschaffenburg) – alles Experten für Ingenieur- und Infrastrukturbau – sowie die Stahlbauer Donges (Darmstadt), PST (Plauen) und DSD-IMO (Leipzig) hatte in ihrem Bewerbungsschreiben deutlich gemacht, dass sie sich „intensiv um den Auftrag bemühen“ werde, „aber nicht um/für jeden Preis“ heißt es in einer vertraulichen Unterlage, die dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vorliegt.
Verlierer dokumentiert „Verantwortung“
Man sei sich der „politischen Dimension der Baumaßnahme bewusst“ und dokumentiere mit der Bewerbung, „Verantwortung für die Infrastruktur in Deutschland übernehmen zu wollen“. Mit dem Bau von Rheinbrücken habe man Erfahrung. Auf der Referenzliste stehen die Querung der B 58 in Wesel, die Schiersteiner Brücke bei Wiesbaden und der Neubau der Querung der A 40 bei Duisburg-Neuenkamp, die als Zwillingsschwester der Leverkusener Brücke gilt. Man werde die Stahlteile nicht über den Rhein antransportieren, um unabhängig von sämtlichen Wetterunwägbarkeiten bei Hoch- und Niedrigwasser zu sein. Der Stahl werde ausschließlich in Deutschland gefertigt und verarbeitet. Die komplette Wertschöpfung bleibe in Deutschland.
Die Neuvergabe des Auftrags für den ersten Brückenteil war notwendig geworden, weil Straßen NRW dem Generalunternehmer Porr AG im April 2020 gekündigt hatte. Grund war die schlechte Qualität bei der Verarbeitung der Stahlbauteile aus China – Schäden, die nach Ansicht des Landesbetriebs irreparabel seien. Porr hatte den Zuschlag für den Neubau beider Brückenteile und den Abbruch des alten Bauwerks erhalten, weil das Angebot mit 363 Millionen Euro das preiswerteste war.