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Leverkusener Intensivstation„Das sind die ganz dunklen Schattenseiten der Pandemie“

Lesezeit 4 Minuten
Leon Lorenz Oberarzt Leverkusen Klinikum Optik

Leon Lorenz behandelt auf der Intensivstation im Klinikum Covid-19-Patienten.

Leverkusen – Dr. Leon Lorenz ist Oberarzt der Abteilung Anästhesie und operative Intensivmedizin im Klinikum Leverkusen. Der 36-Jährige erzählt im Protokoll Mitte Dezember vom kräftezehrenden Kampf gegen Corona und den ganz dunklen Schattenseiten der Pandemie.

„Wir betreuen zurzeit sechs Covid-Patienten auf der Intensivstation. Weitere Kapazitäten sind knapp. Die Situation ist angespannt, weil es ja nicht nur Covid-Patienten gibt, die intensivmedizinische Betreuung bedürfen, sondern auch viele postoperative Fälle und Notfälle, die einfach nicht planbar oder verschiebbar sind.

Die Arbeit ist sehr anstrengend

Die Arbeit mit Covid-Patienten ist körperlich sehr anstrengend für Ärzte und Pflege. Wir sind viel in den Zimmern und tragen dabei immer eine Schutzausrüstung. Wir tragen einen Kittel, eine Haube, ein Gesichtsvisier, Handschuhe und eine spezielle FFP3-Maske. Das alles lässt einen sehr schwitzen, durch die Visiere sieht man nicht gut. Das an- und auszuziehen ist eine Prozedur, auf die wir uns sehr konzentrieren müssen. Alles muss korrekt und in der richtigen Reihenfolge an- und abgelegt werden, um nicht in Kontakt mit Virus-Partikeln zu kommen. Auch das ist auf die Dauer sehr anstrengend.

Zusätzlich bringt die Arbeit auf der Intensivstation eine ziemliche psychische Belastung mit sich. Wir haben oft Patienten, die anfänglich noch gut auf die Station kommen, die sich im Laufe von Tagen oder teilweise Wochen aber verschlechtern. Wir tun alles um zu helfen, aber oft sind einfach die Hände gebunden. Und dann sehen wir auch zu, wie Patienten sterben. Immer wieder sind auch junge Patienten dabei, mit denen sich das Personal auch persönlich identifizieren kann.

Das zehrt und raubt Kraft

Es gibt Mitarbeiter, die im Laufe der langen Pandemiezeit therapiebedürftige Störungen entwickelt haben. Am Anfang habe ich gedacht, es gibt eine akute Pandemiephase, die dann auch bald wieder vorbei ist. Jetzt hat es sich zu einem Marathon entwickeln. Das zehrt und raubt Kraft. Ich persönliche habe einen guten psychischen Ausgleich in meinem häuslichen Umfeld. Es ist wichtig, sich auch abzugrenzen und sich nicht zu sehr in die Krankheitssituation der Patienten zu versetzen. Wir müssen in der Lage bleiben, den Menschen zu helfen und nicht zu verzweifeln bei den Todesfällen, die wir zu beklagen haben.

Leon Lorenz Oberarzt Leverkusen Text

Leon Lorenz behandelt auf der Intensivstation im Klinikum Covid-19-Patienten.

Wir haben gerade einen Fall, der sich zum Glück zum Guten gewendet hat. Ein Mann, erst Ende 30, der einen wirklich schlimmen Verlauf hatte und in hoch lebensbedrohlicher Lage war, hat sich deutlich erholt. Seine Lunge arbeitet wieder. Wir haben noch ein paar Nachwehen, die wir behandeln, aber es sieht gut aus. Fälle, in denen Menschen ähnlich alt sind wie ich, treffen mich besonders.

Ende letzte Woche hatten wir einen jüngeren Patienten, der mit Covid-Erkrankung eingeliefert wurde. Er hatte einen dramatischen Krankheitsverlauf. Einer jungen Mutter mitzuteilen, dass ihr Ehemann verstorben ist, und ihr zu sagen, dass sie nicht vernünftig Abschied nehmen kann, weil sie selbst erkrankt ist – das sind die ganz dunklen Schattenseiten der Pandemie.

Im schlimmsten Fall versagen Lunge und Kreislauf

Beim Impfen treten in einer Gruppe von Millionen Impfungen vereinzelt schwere Nebenwirkungen auf. Die normalen Erkältungssymptome, die viele Menschen haben, sind überhaupt nichts im Vergleich zu den Problemen, wenn man schwer an Covid erkrankt. Es kommt im schlimmsten Fall zu schwerem Lungen- und Kreislaufversagen. Auch die Nieren und andere Organe werden schwer geschädigt.

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Den Patienten geht die Luft aus, und sie beschreiben es als das schlimmste Gefühl, das sie gespürt haben. Es muss sich anfühlen, als würde man ertrinken. Ich sehe dann die Panik in den Augen meiner Patienten, wenn sie nicht mehr richtig atmen können. Es kann jeden treffen. Und es kann jeden schwer treffen. Deswegen ist die Impfung sehr wichtig. Auch Masken- und Abstandsregeln sind keine Schikane, sondern notwendige Werkzeuge, um die Pandemie zu bekämpfen.

Am Anfang der Pandemie wurde für Pfleger und Ärzte applaudiert und ihre Bedeutung betont. Das ist schnell abgeebbt, als die Leute dachten, die Gefahr sei nicht mehr akut. Gerade der Berufsgruppe der Pflege muss viel mehr Anerkennung gezollt werden. Ihre Leistung wird als selbstverständlich angesehen. Aber das ist sie nicht.“