Wie Erftstadt künftig besser vor eine Flutkatastrophe geschützt werden soll, erfuhren die Besucher einer Veranstaltung in Lechenich.
HochwasserErftstadt soll künftig besser geschützt sein
Drei Jahre sind seit der Flutkatastrophe vergangen. Und viele Betroffene fragen sich, was eigentlich seitdem getan worden ist, um zu verhindern, dass Erftstadt noch einmal in diesem Ausmaß von Hochwasser betroffen sein wird. In der Aula des Lechenicher Gymnasiums gab es jetzt eine Informationsveranstaltung, in der der aktuelle Stand der Schutzkonzepte vorgestellt wurde.
Denn nicht nur die Stadt Erftstadt arbeitet daran, sondern auch die Interkommunale Hochwasserschutzkooperation. Die gute Nachricht: Es gibt nicht nur viele Ideen, sondern auch ganz konkrete Vorhaben, wie im Oberlauf der Erft Wasser zurückgehalten werden kann, damit erst gar keine Flutwelle Erftstadt erreicht. Die schlechte Nachricht: Vom Plan bis zum Bau vergehen Jahre.
Dr. Daniel Bittner, beim Erftverband zuständig für Flussgebietsbewirtschaftung, zeigte Verständnis für die Ungeduld der Menschen: „Ich bin bei jedem, der sagt, es geht nicht schnell genug.“ Der Erftverband ist einer der Akteure in der Hochwasserschutzkooperation, hwsErft genannt. Der gehören außerdem mittlerweile 16 Kommunen und drei Kreise an. Von sechs Projekten berichtete Bittner.
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Zülpicher Wassersportsee soll Flut auffangen
Am weitesten ist der Erftverband mit dem Plan, den Zülpicher Wassersportsee als Auffangbecken zu nutzen. Seit April liegt die Plangenehmigung vor; dass die Arbeiten nicht, wie geplant, im letzten Quartal dieses Jahres beginnen, liegt laut Bittner an der Beschaffenheit des Untergrundes, der tieferes Gründen erforderlich mache. Weitere Rückhaltebecken sind bei Schwerfen, Vussem, Schweinheim und an der Möschemer Mühle bei Bad Münstereifel geplant.
Auch der Kommerner Mühlensee soll umfunktioniert werden. Das Rückhaltebecken bei Schwerfen sei ein Pilotprojekt: Es gebe einen gemeinsamen Terminplan mit der Bezirksregierung Köln. Und obwohl ein Naturschutzgebiet betroffen sei, solle der Damm in sieben Jahren stehen. Normal sei eine Zeitspanne von eher 20 Jahren, betonte der Fachmann.
In Erftstadt gibt es 220 Durchlässe und Brücken
Die Stadt Erftstadt hat das Ingenieurbüro Fischer Teamplan mit dem kommunalen Hochwasserkonzept beauftragt. In Workshops konnten die Bürger ihre Vorschläge einbringen, es gab Ortsbegehungen mit den Ortsbürgermeistern und Vertretern der Hochwasserinitiative. „Viele Menschen haben sich tolle Gedanken gemacht“, würdigte Martin Bresser das Engagement der Betroffenen.
Er erläuterte den vielen interessierten Gästen in der Aula, wie das Konzept erarbeitet wird. Allein die Datenerfassung stellte er als Mammutaufgabe dar. Es gebe beispielsweise im Stadtgebiet 220 Durchlässe und Brücken, die jede unter die Lupe genommen werde.
Ein Problem: Erftstadt habe sich in den vergangenen 20 Jahren gesenkt, Kartenmaterial stimme nicht mehr mit der Wirklichkeit überein. Er listete einen ganzen Katalog von Maßnahmen auf, die nun durchgerechnet würden, von der Verlegung des Liblarer Mühlengrabens bis zu einem Schutzwall bei Dirmerzheim.
Das Problem in jedem Fall: Was dem einen nutzt, darf dem anderen nicht schaden. Wird Hochwasser von einem Ortsteil abgehalten, muss es woanders Platz finden, sich auszubreiten. Eines allerdings stellte Daniel Bittner nüchtern klar: „Gegen Ereignisse wie das Hochwasser 2021 gibt es keinen Schutz.“