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1. FC Köln bei Schalke 04Vorfreude auf den West-Schlager und ein paar Sorgen

Lesezeit 4 Minuten
Eric Martel (l.) und Jan Thielmann vom 1. FC Köln klatschen sich nach einem Tor im Trainingslager in Österreich ab.

Sollte Timo Hübers ausfallen, könnten Eric Martel (l.) oder Jan Thielmann die Kapitänsbinde beim 1. FC Köln übernehmen.

Schalkes Trainer Geraerts sieht den FC am Sonntag in der Favoritenrolle. Ruhiger „Deadline-Day “ für die Kölner.

Die Anstoßzeit um 13.30 Uhr (Sky live) am Sonntag ist für viele Fans, vor allem die des Bundesliga-Absteigers 1. FC Köln, noch ungewohnt, das Aufeinandertreffen im Fußball-Unterhaus ebenfalls. Schließlich stehen sich der FC Schalke 04 und der FC nach 90 Duellen in der Bundesliga erstmals in Liga zwei gegenüber. Doch die Vorfreude auf den West-Schlager der alten Rivalen schmälert das nicht.

„Ich freue mich riesig“, sagte am Freitag Kölns Trainer Gerhard Struber, der keiner ist, der in der Öffentlichkeit zu den ganz großen Emotionen neigt. Aber das Duell der Liga-Schwergewicht vor über 60.000 Fans in der Veltins-Arena, das habe seinen ganz besonderen Reiz, so der Österreicher: „Atmosphärisch ist das ein Spiel, dass sich eigentlich die Bundesliga verdient. Zwei Traditionsvereine treffen ungefiltert aufeinander, wir mit 6000 Fans im Rücken. Ich bin überzeugt, dass wir mit viel Wille, Leidenschaft und Mut einiges erreichen können.“

Den Wiederaufstieg als Saisonziel gab der FC bisher nicht aus, mantraartig ist öffentlich stets nur von der „schnellstmöglichen Bundesliga-Rückkehr“ die Rede. Das übernahm aber am Freitag Strubers Gegenüber Karel Geraerts. „Köln hat das Ziel, direkt wieder in die Bundesliga aufzusteigen“, sagte Schalkes Trainer und legte sich fest: „Deshalb sind die Kölner am Sonntag der Favorit.“

Doch dass es voraussichtlich nicht leicht werden wird, in diesem Hexenkessel zu überstehen, dessen war sich Struber natürlich bewusst. Zumal der Gegner nach einer ganz schwierigen, teilweise dramatisch schlechten Vorsaison jetzt auch aufgrund einer verbesserten Transferpolitik einen stabileren Eindruck macht. Das sah auch der Kölner so: „Schalke ist eine Mannschaft, die sehr viel individuelle Qualität besitzt, mit vielen Neuzugängen. Sie haben eine enorme Power im Angriff, haben viel Speed und Dynamik. Es wird ein Spiel in einer besonderen Atmosphäre, die uns alles abverlangen wird. Wir wollen unser Spiel durchziehen, müssen aber noch zulegen, um unser Ziel, drei Punkte einzufahren, auch zu erreichen.“

Erkrankter Hübers droht auszufallen, Uth-Comeback weiter nicht absehbar

Ungelegen kommt Struber, dass er womöglich auf seinen Kapitän und Abwehrchef verzichten muss. Timo Hübers verpasste auch am Freitag aufgrund eines hartnäckigen Infekts das Training. Kann Hübers auch nicht am Samstag einsteigen, wird er den West-Schlager verpassen. „Timo wackelt. Wir hoffen bis zuletzt das Beste, dass er uns unterstützen kann“, sagte Struber, der nicht verraten wollte, wer Hübers als Kapitän ersetzen könnte.

Klar ist, dass sein Stellvertreter auch an der alten Wirkungsstätte dafür nicht infrage kommt. Vize-Kapitän Mark Uth ist nach seiner Zerrung weiter nicht in der Lage, am Mannschaftstraining teilzunehmen. Beim 33-Jährigen, der fast zwei Jahre lang verletzt ausgefallen war, wagt keiner der Verantwortlichen mehr eine konkrete Prognose. „Bei Mark war der Plan, dass wir ihn diese Woche wieder auf dem Trainingsplatz sehen. Wir haben ein paar Tests gemacht, um zu schauen, wie belastbar er ist. Diese haben gezeigt, dass er diese Woche noch nicht trainieren kann“, erklärte Thomas Kessler, der Kölner Lizenzspielerleiter. Jetzt werde mit Uth weiter im individuellen Bereich gearbeitet. Aber: „Wir können noch keine Prognose geben, wann es für ihn weitergeht.“

Und so würde es im Fall eines Hübers-Ausfalls darauf hinauslaufen, dass Eric Martel oder Jan Thielmann (beide 22), die beide neu im Mannschaftsrat sind und neben Torwart Jonas Urbig und Tim Lemperle ins deutsche U21-Nationalmannschafts-Aufgebot berufen wurden, das Amt zumindest am Sonntag übernimmt. In der Innenverteidigung würde Dominique Heintz an die Seite von Julian Pauli rücken.

Der 19-jährige Abwehrspieler hatte am vergangenen Spieltag – wie die gesamte Mannschaft – Selbstvertrauen sammeln können und beim 5:0-Sieg gegen Braunschweig zudem sein erstes Profi-Tor erzielt. „Das Spiel ist aber einige Tage her, jetzt gilt es den Blick nach vorne zu richten. Wir wissen, dass wir extrem viel investieren müssen, um in dieser zweiten Liga zu bestehen. Da haben uns die ersten Spiele schon gutes Feedback geliefert“, sagte Struber, dessen Team mit vier Punkten aus drei Partien – ebenso wie das punktgleiche Schalke – einen durchwachsenen Start hingelegt hat.

Ruhiger „Deadline-Day“ für den FC

Die zum Teil gekünstelte Aufgeregtheit am „Deadline Day“ am Freitag ging am FC relativ emotionslos vorbei. Aus Gründen. Doch es wird die letzte Transferperiode sein, in der die mit der Fifa-Sperre belegten Kölner keine Spieler registrieren dürfen. Natürlich beobachte man die Geschehnisse und Transfers der Konkurrenz, sagte Kessler. Und bei der – allen voran bei Hannover, beim HSV und Düsseldorf – gab es noch reichlich Bewegung. Beim FC waren nur Abgänge möglich, und da galten der von Urbig als Nummer eins abgelöste Torhüter Marvin Schwäbe (29) und Mittelfeldspieler Dejan Ljubicic (26) bekanntlich als die Verkaufskandidaten.

Ljubicic wollten die Kölner ohnehin nur im Fall des Überschreitens einer Schmerzgrenze (über sieben Millionen Euro) abgeben, Schwäbe dagegen durfte gehen. Zuletzt war von einem Interesse der Blackburn Rovers am Keeper die Rede, doch der englische Zweitligist nahm am Freitag den Ungarn Balázs Tóth (26, Fehérvár) unter Vertrag. Somit blieb es beim FC letztendlich unspektakulär - ohne jedwede Zu- und Abgänge.