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Unbeirrt zur MeisterschaftBayer 04 interessiert sich nicht für die Ergebnisse des FC Bayern

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Leverkusens Florian Wirtz (l) und Nathan Tella machen ein Bild mit einem Handy.

Leverkusens Florian Wirtz (l) und Nathan Tella machen ein Bild mit einem Handy.

Bayer Leverkusen gewinnt gegen den VfL Wolfsburg mit 2:0-Toren. Mittlerweile sind es 36. Spiele in Folge ungeschlagen. Ein Topwert.

Die Verantwortlichen bei Bayer 04 antworteten am späten Sonntagabend etwas einsilbig. Was aber nicht bedeutete, dass es ihren Worten an Aussagekraft fehlte. Nach dem 2:0-Erfolg gegen den VfL Wolfsburg entgegnete etwa Sportgeschäftsführer Simon Rolfes auf die Frage, ob ihn die kleinen Spitzen aus München in irgendeiner Form bewegen würden: „Nein.“ Und Trainer Xabi Alonso antwortete ebenso knapp auf die Frage, wann er denn über die Meisterambitionen reden wollen würde: „April.“ Leverkusen geht seinen Weg Richtung erster Deutscher Meisterschaft in der Klubgeschichte also sowohl auf dem Platz als auch daneben unbeirrt weiter.

Leverkusen gewinnt glanzlos

Das 36. Pflichtspiel ohne Niederlage in Serie und die Verteidigung des zehn Punkte Vorsprungs auf den FC Bayern war dabei solides Handwerk mit enormer taktischer Disziplin, aber mit nur wenigen Glanzpunkten. Letzteres lag zwar auch an der Werkself, vor allem aber an den Gästen aus der Autostadt. Nicht besonders überraschend hatte Wolfsburg-Trainer Niko Kovac seiner Elf klassischen Konterfußball verordnet. Bayer 04 hatte früh sehr viel Ballbesitz, Wolfsburg wartete aufs Umschaltspiel nach Ballgewinn. „Mittlerweile wissen wir, dass viele Mannschaften bei uns einfach tiefer stehen“, sagte Granit Xhaka. „Wir müssen geduldig bleiben. Geduld heißt nicht, dass wir langsam spielen müssen, sondern auch schnell.“ Das gelang abschnittsweise.

Noch tiefer stand der Gegner ab der 28. Minute. Moritz Jenz sah die Gelb-Rote Karte und musste den Platz verlassen. Nach dem 1:0 durch Nathan Tella nach herrlicher Vorarbeit durch Alejandro Grimaldo noch vor der Pause hätte man davon ausgehen können, dass es nun nur noch eine Frage der Höhe des Ergebnisses werden würde. Doch die Werkself tat sich sehr lange sehr schwer, Lücken in die mit viel Herzblut verteidigende Wolfsburger Abwehr zu reißen. „Die Fans haben sich sicher mehr Tore gewünscht“, sagte Xhaka. „Aber wenn du 6:0 oder 7:0 gewinnst, sind das auch nur drei Punkte.“

Die Statistiken lesen sich wie eine Partie zwischen einem Bundes- und einem Regionalligisten: 19:2 Schüsse, 76:24 Prozent Ballbesitz und 755:135 Pässe in der gegnerischen Hälfte. Bayer 04 trat ultra-dominant auf, die Fans mussten aber bis kurz vor Schluss zittern, ob den Wolfsburgern nicht doch noch irgendwie der glückliche Ausgleich gelingen würde. Dann chippte der überragende Exequiel Palacios einen Ball auf Florian Wirtz, der mit technisch feinem Volley zum 2:0 (86.) vollendete. „Das erste Tor war sehr wichtig“, sagte Xabi Alonso. „Danach haben wir zwar nicht spektakulär gespielt, aber wir wollten nicht zu viel Risiko eingehen. Wir wollten keinen Konter bekommen. Ich bin sehr zufrieden mit dem Sieg und der Leistung.“

Acht-Tore Sieg der Bayern beeindruckt nicht

Am Vortag hatten die Bayern mit ihrem 8:1 gegen Mainz 05 den Vorsprung auf sieben Punkte verkürzt. Warum das in Leverkusen keinen zusätzlichen Druck ausgelöst hatte, fassten die Spieler nach ihrem Erfolg zusammen. „Die Hälfte in der Kabine weiß gar nicht, wie das Ergebnis von Bayern gegen Mainz war“, sagte Torhüter Lukas Hradecky. „Es ist diese positive Einstellung, die bei uns herrscht – die kommen hierher, leisten ihre Arbeit hervorragend und gehen dann nach Hause und genießen ihr Leben. Wir haben eine gute Mischung in der Kabine und keiner macht sich Stress, was in anderen Spielen passiert.“

Die Hälfte in der Kabine weiß gar nicht, wie das Ergebnis von Bayern gegen Mainz war.
Bayer-Kapitän Lukas Hradecky

Auch Xhaka hatte nur ein Lächeln für die Fragen nach dem Titelkonkurrenten übrig und betonte: „Lukas hat Recht. Das hat auch nichts mit Arroganz zu tun. Wir stehen da, wo wir stehen, weil wir es verdient haben. Weil wir bis heute nur auf uns geschaut haben und solange wir unseren Job machen, interessieren uns die anderen Ergebnisse nicht. Das ist das Wichtigste für mich.“

Mit 67 Zählern führt Leverkusen jetzt die Tabelle an. Das sind nur vier weniger als die Punktzahl, mit der die Bayern in der vergangenen Saison Meister geworden sind. Und 27 Punkte sind noch zu vergeben. „Es sind noch neun Spiele“, betonte Rolfes. „Es kommt noch eine Länderspielpause, in der alle wieder unterwegs sind. Aber zuerst kommt noch das Europapokalspiel, wo es wichtig ist, weiterzukommen. Dann kommt Freiburg am Sonntag. Das ist, was wichtig ist – nicht die ganze Reihe an Spielen danach.“

Zwei harte Aufgaben vor der Länderspielpause

Am Donnerstag (21 Uhr/RTL) geht es in der Bay-Arena nach dem 2:2 im Hinspiel in Baku gegen Karabach um den Einzug ins Viertelfinale der Europa League. „Wir wissen, dass jedes Spiel ein Endspiel ist. Verlierst du, bist du weg“, sagt Xhaka. „Das gilt für die Europa League und im nächsten Monat im DFB-Pokal. Aber auch in der Bundesliga. Wir wissen, jedes Spiel ist entscheidend. Wir wissen, was wir für ein Spiel in der Gruppenphase gegen Karabach beim 5:1 zu Hause gemacht haben, aber die K.o.-Phase ist etwas ganz anderes.“

Gut für Alonso, dass nahezu der komplette Kader fit ist. Nur die beiden Langzeitverletzten Arthur und Victor Boniface fehlen noch. Beide sollen aber wohl nach der Länderspielpause wieder Optionen sein. „Wir haben viele Spieler und alle sind bereit. Alle Spieler werden die Möglichkeit haben, in den kommenden Partien zu spielen“, sagte der Trainer zur Breite in seinem Kader.

Xhaka, der als nahezu unverzichtbarer Führungsspieler in 34 von 36 Bayer-Pflichtspielen auf dem Platz stand und auch als Kapitän der Schweizer Nationalmannschaft keine Pause bekommen wird, gibt die Richtung für die kommenden Wochen vor, in denen es unbeirrt weitergehen soll: „Mein Tank ist noch voll. Ich hoffe, ich kann dann nochmal tanken. Wenn er leer ist, haben wir natürlich auch andere Spieler, die der Mannschaft helfen können. Im Endspurt zählt die ganze Mannschaft und wir haben eine, die eine brutale Qualität hat, auch in der Breite.“