Köln – Um der großen Personalnot am Flughafen Köln/Bonn entgegenzuwirken, haben die Agenturen für Arbeit in der Region vor Ort ein eigenes Büro eröffnet. Am sogenannten Jobpoint können sich Arbeitgeber und Arbeitssuchende zu offenen Stellen und Angeboten beraten lassen. Geöffnet ist montags bis donnerstags zwischen neun und 16 Uhr, zusätzlich werden Informationen im Netz angeboten.
„Ganz aktuell haben fast alle Branchen in Köln erhöhten Fachkräftebedarf“, sagte Johannes Klapper, Vorsitzender der Kölner Agentur für Arbeit, laut Mitteilung. „Die demographische Entwicklung und die Folgen der Pandemie haben diese seit Jahren zu beobachtende Entwicklung beschleunigt.“ Unternehmen konkurrierten mittlerweile intensiv um Fachkräfte.
Viele Stellen unbesetzt
Nicht nur am Flughafen mangelt es derzeit an Personal. Im Juni waren in Köln 6353 Arbeitsstellen gemeldet – 454 mehr als im Mai. Im Vergleich zum Vorjahresmonat lag das Plus sogar bei 2324 Stellen, was 57,7 Prozent entspricht. Besonders in der Logistik ist der Bedarf groß. Allein 562 der Stellen entfielen auf die Bereiche Lagerwirtschaft, Post, Zustellung und Güterumschlag. Gefragt waren außerdem Verkaufsberufe (488) und Sicherheitsfachkräfte (366). Dabei spielt neben dem Mangel an Fachkräften ein weiteres Phänomen eine Rolle: Aufgrund der wirtschaftlichen Unsicherheiten verschieben Unternehmen derzeit auch selbst die Besetzung freier Arbeitsplätze.
Dennoch hat die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Köln zuletzt einen Höchstwert erreicht. Sie stieg mit Stand Dezember auf mehr als 600.000, wie die Agentur für Arbeit nun mitteilte. „Die Coronakrise konnte den stetigen Aufwuchs nur kurz bremsen, aber nicht nachhaltig stören“, so Johannes Klapper. „Neue Jobs entstehen in der Regel für gut qualifizierte Fachkräfte, die für diese Jobs nach Köln kommen.“
Zahl der Arbeitslosen in Köln konstant
Die Zahl der Arbeitslosen ist in Köln im Vergleich zum Vormonat nahezu konstant geblieben. Sie sank um vier Personen auf 50.926. Im corona-geprägten Vorjahresmonat waren es noch 11,2 Prozent mehr gewesen. Die Arbeitslosenquote lag wie im Mai bei 8,4 Prozent.
Sowohl im Bund als auch auf NRW-Ebene zeigte sich ein etwas anderer Trend. Dort stieg die Arbeitslosigkeit wegen der Erfassung ukrainischer Flüchtlinge erstmals seit Monaten wieder an. „Der Arbeitsmarkt ist weiter insgesamt stabil“, sagte Detlef Scheele, Vorstand der Bundesagentur. „Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung haben zwar im Juni kräftig zugenommen. Diese Anstiege gehen aber darauf zurück, dass die ukrainischen Geflüchteten nun in den Jobcentern erfasst und dadurch in der Arbeitsmarktstatistik sichtbar werden.“
Ukrainische Geflüchtete erstmals erfasst
Insgesamt waren im Juni 2,4 Millionen Menschen in Deutschland arbeitslos, 103.000 mehr als im Mai, aber 251.000 weniger als vor einem Jahr. In NRW stieg die Zahl der Arbeitslosen derweil um 3,2 Prozent auf 657.985 Menschen. Dennoch liegt sie noch immer auf einem historisch niedrigen Niveau – nämlich dem drittniedrigsten Stand seit 1982.
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Bianca Cristal, Geschäftsführerin Arbeitsmarktmanagement bei der Agentur für Arbeit in NRW, wies darauf hin, dass steigende Arbeitslosenzahlen im Juni nicht unüblich seien, weil die Effekte der Frühjahrsbelebung endeten. Außerdem sei es richtig gewesen, geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer in die Grundsicherung für Arbeitssuchende aufzunehmen, um ihre Unterstützung zu erleichtern. „Im Juni waren es rund 19.000 Menschen, von denen wir wissen, dass sie nach dem Tag des russischen Überfalls nach NRW geflohen sind und die seit diesem Monat zum ersten Mal bei uns arbeitslosgemeldet sind.“ In Köln waren bis zum Stichtag Mitte Juni 2557 arbeitssuchende Ukrainer gemeldet.