Der 76-jährige Biagio Castiglione kommt sogar sonntags ins Geschäft – und sei es auch nur, um Musik zu machen.
Zwischen Bickendorf und Ossendorf</a> Bei Castiglione in Köln greift der Padrone selbst zum Saxofon
Wenn jemand in Köln sagt: „Ich fahr’ mal eben Richtung Mittelmeer – einkaufen“, und zwar mit der Betonung auf „mal eben“, dann gibt er oder sie womöglich nicht Catanzaro oder Catania ins Navi ein, sondern die Mathias-Brüggen-Straße.
Denn dort, zwischen Bickendorf und Ossendorf, dürfte das größte Angebot an mediterranen Lebensmitteln zu finden sein. Direkt am Anfang ist das Solero, wo Mauro Toro Benavides nicht nur spanische Lebensmittel, sondern auch das Geschirr verkauft, was man etwa zum Servieren einer Paella braucht.
Zudem gibt es den seit 2005 in Köln ansässigen Ableger der italienischen Supermarktkette Andronaco, die ihren Hauptsitz in Hamburg hat. Mit einer Fläche rund 1600 Quadratmetern ist dieser Mercato der größte seiner Art im linksrheinischen Köln.
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Der Musik wegen nach Köln gekommen
Und seit sechs Jahren existiert – etwas abseits von der Straße und damit ein wenig versteckt – die Castiglione GmbH, benannt nach ihrem Inhaber Biagio Castiglione. Wer aus dem Gebäude mit der Nummer sechs Saxofon- oder Klarinettenklänge hört, kann dies als Indiz werten: Hier bin ich richtig. Denn noch heute macht der inzwischen 76-jährige Padrone noch immer das, was ihn als jungen Mann nach Köln gezogen hat: Musik.
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Genau genommen war es sein italienischer Kumpel Nunzio, der bereits angefangen hatte, sich als Sänger in Köln einen Namen zu machen und Verstärkung für eine Band suchte. Castiglione kam, und so begann für für den gebürtigen Sizilianer ein neues Leben, zu dem unter anderem eine berufliche Etappe bei Ford gehörte, lange, bevor er anfing, sich zunächst mit Wein auf italienische Lebensmittel zu fokussieren.
Nirgendwo so gut wie aus Bronte
Das tut er nun seit rund 35 Jahren praktisch täglich. Denn selbst an den Sonntagen verbringt Castiglione in der Regel mindestens zwei Stunden im Geschäft, um „nach dem Rechten zu schauen, etwas Buchhaltung zu machen“ und ansprechbar zu sein für Gastronomen, die auf die Schnelle noch etwas brauchen. Oder auch nur, um Saxofon zu üben.
Der 76-Jährige stammt aus der Nähe von Catania, ist also praktisch am Fuß des Ätna groß geworden, einer Gegend, in der angeblich die weltbesten Pistazien wachsen, die er nun auch in Köln anbietet. Castiglione schwört darauf, dass die Zitronen und vor allem die Orangen aus seiner Heimat besser schmeckten als die aus Spanien, und dass der Panettone, eigentlich eine Mailänder Backspezialität, nirgendwo so gut sei wie der aus Bronte.
Amarettini bis Waschmittel
Das Geschäft in der Mathias-Brüggen-Straße, das Geschäfts- wie auch Privatleuten offensteht, hat neben dem üblichen italienischen Sortiment – angefangen von Amarettini bis hin zu Waschmittel – eine größere Auswahl an Salami- und Käsespezialitäten wie dem Peccorino oder dem Provola.
Da laut Castiglione in den vergangenen Jahren bei den Weinen „fast nur noch Lugana und Primitivo“ gefragt waren, ist hier das Angebot besonders groß. Übrigens auch beim Digestivo. Ein Grappa sei wie Tiramisu, sagt ein Gast, „der geht immer“.
Der Padrone selbst ist, wie er sagt, ein großer Nudelfan. „Vor allem mit Gemüse.“ Deshalb dürfte es kaum erstaunen, dass der tägliche Mittagstisch (12 bis 15 Uhr) neben Pizza aus ständig wechselnden Pasta-Gerichten besteht. Eine Portion Maccheroni Zucchine (oder Aubergine) sowie Lasagne oder Tagliatelle Bolognese kostet jeweils zehn Euro.
Castiglione GmbH, Mathias-Brüggen-Straße 6, Bickendorf. Öffnungszeiten: montags bis freitags 9 bis 19 Uhr, samstags 9 bis 16 Uhr.
Die Serie „Einkaufen wie im Urlaub“
In unserer Sommerserie „Einkaufen wie im Urlaub“ stellen wir internationale Supermärkte und Geschäfte in Köln vor, in denen für bestimmte Länderküchen charakteristische Lebensmittel erhältlich sind, die sonst nur schwer zu bekommen sind. So lässt es sich auch zu Hause so kochen und genießen, als befände man sich in einem langen Sommerurlaub. (red)