Köln-Zollstock: Einkaufen wie im Urlaub in Bayirlis Bazar

Dies ist mit Sicherheit das einzige Geschäft Kölns, wo man die Schwiegermutter kaufen kann. Und zwar grammweise, nicht in Scheiben geschnitten. Zeki Bayirli lacht, während er erzählt, dass die Mitarbeiterin, die morgens in der Früh die Frischkäse-Dips zubereitet, sich diesen Spaß erlaubt hat. Es gebe auch den Schwiegersohn zum Verstreichen, da ist dann anstelle von getrockneter Tomate Kirschpaprika drin.

Bayirlis Bazar existiert seit 20 Jahren in Zollstock. Damit ist es zwar nicht das älteste türkische Lebensmittelgeschäft der Stadt, aber womöglich das mit dem größten deutschen Kundenstamm. Nach Schätzung von Bayirli sind es „65 bis 70 Prozent“, was daran liegen könnte, dass der 48-Jährige – anders als viele Kollegen – selber gut Deutsch spricht.

„Ohne die Sprache bleiben alle Türen zu“

„Als ich mit 25 Jahren hierherkam, wusste ich noch nicht, dass es eine so tolle Stadt ist“, sagt er. Dabei kannte er da bereits Teile der USA, London „und natürlich Istanbul“, weil er in der Nähe auf die Welt kam.

Als gelernter Hotelfachmann wollte er hier zunächst Deutsch lernen. „Ohne die Sprache bleiben alle Türen zu“, betont der Mann, der dann auch eine deutsche Frau heiratete und seine Einzelhandelslaufbahn begann, indem er zwei Shops einer Bäckerei-Kette in leitender Funktion übernahm. Um sich selbstständig machen zu können und Kredite zu bekommen, habe er zwei Jahre warten müssen, dann eröffnete er schräg gegenüber vom jetzigen Standort sein damals noch deutlich kleineres Geschäft.

Große Auswahl an Fleisch, Dips und Oliven in Köln-Zollstock

Kurz vor Corona zog er auf die andere Straßenseite und ist für die Menschen im Veedel – darunter auch viele Araber, Russen und Iraner – aus mehreren Gründen zu einem wichtigen Anlaufpunkt geworden: Man kann dort bereits morgens um sieben einkaufen, und es gibt neben dem großen Angebot an frischem Obst und Gemüse im hinteren Teil des Geschäfts eine lange Theke mit einer großen Auswahl an Fleisch, Dips und Oliven.

„Einkaufen wie im Urlaub“ – alle Texte

Baran Gürmen ist einer der zwei festangestellten Metzger, die dort nicht nur bedienen, sondern zuvor bereits die im Ganzen angelieferten Lämmer zerlegt haben. Der Chef hingegen ist selber gelernter Koch und somit jemand, der nicht nur weiß, wie der typische türkische Bohneneintopf mit Fleisch und Tomaten schmeckt, sondern diesen auch zubereiten kann.

Neben der eingangs erwähnten Auswahl an Dips, darunter nicht nur pikante, sondern auch süßliche mit Feige, Walnuss und Honig, gibt es – von A wie Artischocken bis Z wie Ziegenkäse – alles, was man für die türkische Küche benötigt: Reis, Kisir (türkische Variante des arabischen Couscous bzw. Taboulé), Gewürze, Tee bis hin zu Teegläsern und Kochgeschirr.

Das unverzichtbare Baklava, in Zuckersirup eingelegtes Gebäck, wird von einer türkischen Bäckerei geliefert; denn interessanterweise sei Schokolade in seiner Heimat „wenig gefragt“. – Und trotz des hohen Anteils deutscher Kundinnen und Kunden hat Bayirli sich aus Respekt vor seiner religiösen Klientel gegen ein Wein- und Alkoholangebot entschieden. „Wenn die zu Aldi oder Lidl gehen, machen die keinen Aufstand, aber hier.“

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Von

Susanne Hengesbach

Wird er irgendwann wieder zurück in die Türkei ziehen? „Diese Frage habe ich noch nicht so oft an mich gestellt“, erwidert der 48-Jährige und lacht erneut. „Ich liebe Köln!“

Bazar, Höniger Weg 210, Köln-Zollstock. Öffnungszeiten: montags bis samstags 7 Uhr bis 19.30 Uhr.

Die Serie „Einkaufen wie im Urlaub“

In unserer Sommerserie „Einkaufen wie im Urlaub“ stellen wir internationale Supermärkte und Geschäfte in Köln vor, in denen für bestimmte Länderküchen charakteristische Lebensmittel erhältlich sind, die sonst nur schwer zu bekommen sind. So lässt es sich auch zu Hause so kochen und genießen, als befände man sich in einem langen Sommerurlaub. (red)