Fleischlaiberl, Leberkäs, Spinatknödel, Topfenstrudel und Marillen sind aus dem österreichischen Lebensmittelgeschäft nicht wegzudenken. Teil 3 unserer Serie
Leberkäs, Spinatknödel und mehrBei Seemanns in Köln ist kein Fisch, sondern der Knödel gefragt
„Das einzige, was hier nicht aus Österreich stammt, bin ich“, unterstreicht Sabine Seemann und trifft damit eine Feststellung, die man amüsiert oder verwundert zur Kenntnis nimmt. Verwundert deshalb, weil in den Regalen so viele Produkte erkennbar sind, die man definitiv nicht in Mozart-Country verorten würde.
Beim Marmeladenhersteller Darbo hätte man vielleicht noch richtig geraten, aber beim Bonbon-Spender PEZ oder dem Waffelgebäck Manner? „Stammt ebenfalls aus Österreich“, erklärt die Einzelhändlerin. Selbst das Nutella-Glas enthalte nicht das, was die deutsche Kundschaft gewohnt sei, sondern schmecke in der österreichischen Ausführung nussiger.
„Einkaufen wie im Urlaub“ – alle Texte
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Sabine Seemann ist Kölnerin und repräsentiert gewissermaßen die Kehrseite all derer, die der Liebe wegen nach Köln gekommen und geblieben sind. Sie lernte hier als Teenager den drei Jahre älteren Ernst kennen, folgte ihm mit 19 Jahren in seine Salzburger Heimat, lernte von seiner Großmutter das Kochen und eröffnete dann dort mit dem Gatten einen Supermarkt.
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Feinkost Seemann: Hier betritt man österreichisches Territorium
Als ihre Mutter krank wurde und schließlich verstarb, erfolgte der Rückzug ins Rheinland, um in der Nähe des Vaters zu sein. Dass ihr Geschäft an der Goltsteinstraße im kommenden Jahr 20-jähriges Bestehen feiert, ändert jedoch nichts daran, dass das Heimweh ins Alpenland unverändert stark geblieben ist.
Immerhin wird das Ehepaar Seemann inzwischen nicht mehr gefragt, ob es Krabben oder Matjes im Sortiment hat. Die Kundschaft wisse, „dass sie hier österreichisches Territorium betritt“. Teile der Wanddekoration – wie das alte landwirtschaftliche Gerät – habe die treue Stammkundschaft beigesteuert, die ganz glücklich sei, hier im Geschäft zumindest die kulinarischen Urlaubserinnerungen auffrischen zu können.
Das Wichtigste: Knödelbrot!
Was in keinem österreichischen Haushalt fehlen dürfe, sei Knödelbrot, stellt Seemann fest. Alte Semmeln in Bröckchen zu schneiden, sei viel zu aufwändig, sagt sie und weist in diesem Zusammenhang auf das Talent ihres Mannes, der beispielsweise bei der Herstellung von Spinatknödeln fast Maschinengeschwindigkeit erreiche.
Anders als ihr Mann sei sie „eher die Saucen-Expertin“, sagt die 55-Jährige, die teilweise bereits morgens um halb sechs aufsteht, um nicht nur die Theke, sondern auch den täglich wechselnden Mittagstisch vorzubereiten.
Ernst Seemann fährt mindestens alle sechs Wochen in die Heimat und bringt frische Produkte mit. Was man bei uns unter Fleischwurst einordnet, sei bei ihnen die Extra-Wurst, und selbstverständlich haben auch der Fleischkäse und die Fleischlaiberl genannten Frikadellen ihr eigenes Aroma.
Bei Seemann findet man neben österreichischen Käsesorten (darunter auch der „Amadeus, Käse des Jahres 2008) die unterschiedlichsten Sorten von Knödeln – auch fertig vakuumiert – Apfel- oder Topfenstrudel, Kürbiskernöl, das österreichische Nationalgetränk „Almdudler“ inzwischen auch in der zuckerfreien Variante; Biere, Kürbiskernöl und – natürlich – auch Mozartkugeln. Und wenn der ein oder andere Vierbeiner mit voller Kraft ins Geschäft zieht, dann liegt es am neuen Snack-Sortiment „Wüda Hund“.
Feinkost Seemann, Goltsteinstraße 87a im Kölner Süden. Öffnungszeiten: Montags, dienstags, donnerstags und freitags von 9-17 Uhr, Mittwoch und Samstag von 9-14 Uhr.
Die Serie „Einkaufen wie im Urlaub“
In unserer Sommerserie „Einkaufen wie im Urlaub“ stellen wir internationale Supermärkte und Geschäfte in Köln vor, in denen für bestimmte Länderküchen charakteristische Lebensmittel erhältlich sind, die sonst nur schwer zu bekommen sind. So lässt es sich auch zu Hause so kochen und genießen, als befände man sich in einem langen Sommerurlaub. (red)