Kölns ältester Afro-Shop ist vor allem auch ein Eldorado für Liebhaber von nicht alltäglichem Tiefkühl-Fisch.
Kölns ältester Afro-ShopBei Ikram's kaufen auch Bundesliga-Spieler ein
Wahrscheinlich gibt es an keinem anderen Ort in Köln eine solch große Auswahl an Lebensmitteln, von denen wir hierzulande noch nie etwas gehört haben, wie bei Ikram's.
Da die Vielfalt des afrikanischen Kontinents in der Kölner Gastronomie unproportional schlecht repräsentiert ist, ist der älteste afrikanische Supermarkt dieser Stadt ein Ort zum Staunen und Entdecken: Angefangen von Yams und Cassava beziehungsweise Maniok (zwei afrikanischen Kartoffelarten) Prekese (aus der Erbsenfamilie), Bitekuteku aus dem Kongo (Amaranth-Blätter, die auch als afrikanischer Spinat bezeichnet werden) oder Ogbono (Kerne der Buschmango, die vor allem in Nigeria zum Andicken und Würzen von Suppen verwendet werden).
Auch Tamarinde, ein fester Bestandteil der afrikanischen Küche und bei uns hauptsächlich als fertige Paste bekannt, kann man im Geschäft frisch kaufen. Und natürlich Mehl und Reis in unterschiedlichsten Sorten und Gebinden, teilweise in Säcke abgepackt, wie wir sie vom Umfang her eher als Blumenerde aus dem Pflanzenmarkt kennen.
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Kuhhirn und Hühnerfüße
Obendrein ist Ikram’s ein Geheimtipp für Fisch-Liebhaber, die Alternativen zum gängigen Tiefkühlsortiment suchen, ohne dafür besonders tief in die Tasche greifen zu müssen.
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Viele Afrikaner mögen Fleisch – auch in Form von Hühnerfüßen oder Kuhhirn, erklärt Inhaber Mohammad Bhatti. Aber noch beliebter sei Fisch, weshalb seine Truhen randvoll sind mit Barrakudas, indonesischen Buntbarsch, geräuchertem Catfish, Zackenbarsch, Tiger-Garnelen oder dem Umberfisch, einer Barsch-Art, die laut Bhatti geschmacklich Ähnlichkeit mit Hähnchenfleisch hat.
„Der Brexit und Corona haben viel kaputt gemacht“
Der 37-Jährige ist seit 2018 mit im Geschäft und seit dem Tod des Schwiegervaters, nach dessen Vorname das Geschäft benannt ist, auch Inhaber. Er habe in England Betriebswirtschaft studiert und sei später „mehr so hier reingerutscht“, erklärt der Mann, dessen Wurzeln zur Hälfte in Pakistan liegen. Er musste sich das afrikanische Warensortiment zum Teil auch erstmal erschließen und stellt heute – rückblickend – fest: „Der Brexit und Corona haben viel kaputt gemacht.“
An etliche Produkte, die früher aus Großbritannien bezogen worden seien, komme man nur noch schwer ran und sie seien – wie zum Beispiel beim Echthaar spürbar – doppelt so teuer. Trotzdem setzt Ikram‘s nach wie vor auf ein großes Non-Food-Sortiment, wozu in erster Linie die vielen Braids zählen, Kunsthaar-Stränge in allen erdenklichen Farben, das in die eigenen Haare eingeflochten wird.
Außerdem bevorratet Bhatti eine große Menge an Kosmetikprodukten, darunter teilweise auch Marken aus den USA, die in keinem Drogerie-Markt zu finden sind sowie eher unbekanntere Öle wie das der Karotte, das als Feuchtigkeitsbooster gilt oder das aus der Amla-Frucht gewonnene Öl, es soll das Haarwachstum fördern.
Kein Großhändler in Deutschland
Bedauerlicherweise gebe es in Deutschland keinen professionellen Großhändler, er selbst beziehe die meisten Waren aus Belgien oder den Niederlanden, sagt Bhatti. „Man hat das Gefühl, dass man in Deutschland keine Familienbetriebe haben will“, beklagt der Einzelhändler. Zudem machten neue, für ihn kaum nachvollziehbare EU-Regularien, Menschen wie ihm das Leben schwer.
Auf der anderen Seite freut es ihn zu sehen, dass die afrikanische Community so zahlreich in sein Geschäft komme, darunter auch zwei Bundesliga-Spieler, die fast wöchentlich erschienen.
Ikram‘s Afroshop, Overbeckstraße 5, Neuehrenfeld. Öffnungszeiten: Montags bis samstags 9.30 -20 Uhr.
Die Serie „Einkaufen wie im Urlaub“
In unserer Sommerserie „Einkaufen wie im Urlaub“ stellen wir internationale Supermärkte und Geschäfte in Köln vor, in denen für bestimmte Länderküchen charakteristische Lebensmittel erhältlich sind, die sonst nur schwer zu bekommen sind. So lässt es sich auch zu Hause so kochen und genießen, als befände man sich in einem langen Sommerurlaub. (red)