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„Little India“ am NeumarktGrüne Kichererbsen, Okra und Bockshornkleeblätter im Kölner Cäcilienviertel

Lesezeit 3 Minuten
Ein Inder vor einem Lebensmittelgeschäft

Jaswinder Singh vor dem Geschäft in der Fleischmengergasse

Weil die überwiegende Mehrheit der Menschen in Indien fleischlos lebt, sind Reis und Mehl die wichtigsten Lebensmittel.

Wer in Köln das „Little India“ sucht, sollte am Neumarkt aussteigen und sich Richtung Cäcilienviertel orientieren. Dort existieren mehrere Geschäfte mit indischen Produkten, aber die meisten wird man wahrscheinlich in der Fleischmengergasse finden. Das Geschäft dort existiert seit 30 Jahren und ist seit 1997 im Besitz der Familie Singh.

Ein Familienmitglied ist Jaswinder Singh, der seit 1989 in Köln lebt und aus dem nordindischen Punjab stammt. Erst vor kurzem hat der 43-Jährige eine vierwöchige Asien-Tour absolviert, und bleibt nun erstmal für ein paar Monate hier. Was vermisst er, wenn er in Köln ist? – „Vielleicht die Gelassenheit, die in Indien vorhanden ist. Obwohl die Menschen dort nicht viel haben, sind sie glücklicher.“

Reis wird umso besser, je älter er ist

Im Gegensatz zum benachbarten Pakistan leben nach Einschätzung Singhs mehr als 70 Prozent der Menschen fleischlos. Wichtigste Bestandteile der indischen Küche seien Mehl und Basmati-Reis.

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Innenraum eines indischen Geschäfts in Köln

Das Geschäft Singh existiert seit fast 30 Jahren als Familienbetrieb in Neumarkt-Nähe.

Beim Reis sei es ähnlich wie beim Wein, erklärt Singh. Er sei umso besser, je älter er sei, betont er und spricht von einer Haltbarkeit von 30 oder 40 Jahren. Wer sich im Geschäft umschaut, findet außer Mengen an Reis eine große Auswahl an indischen Fladenbroten – sowohl Chapati als auch die frittierten Teigfladen namens Papadam.

Viele Süßspeisen auf Milchpulver-Basis

Hierzulande eher weniger bekannt sind sowohl Gemüse wie grüne Kichererbsen, Curryblätter, Okra oder Bockshornkleeblätter, die man in Indien gerne mit Kartoffeln und Möhren zu einer Suppe verkocht, sowie unterschiedlichste Variationen von Süßspeisen auf Milchpulver-Basis wie etwa die Milchbällchen.

Kühltheke im indischen Geschäft

In der Kühltheke lagern neben Säften und Erfrischungsgetränken vor allem Süßspeisen.

Wenn er sähe, wie die Deutschen das Lieblingsgetränk der Inder zubereiten – nämlich indem sie ein Säckchen in eine Kanne geben und heißes Wasser darüber schütten – würde der Inder wahrscheinlich die Augen verdrehen.


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Tee macht man nicht mal eben, Teezubereitung sei eine Zeremonie, betont Singh und zählt die Zutaten auf, die neben den eigentlichen Teeblättern essenziell sind: „Milch, frischer Ingwer, Zimt, Sternanis, Kardamon. Teilweise auch schwarzer Pfeffer und Liebstöckel.“

Mango-Lassi ist eher was für Kinder

Seine große Liebe zum Tee hindert den Inder allerdings nicht daran, auch andere Getränke zu genießen. Seine Landsleute seien zwar keine großen Raucher, aber es werde „viel Alkohol – vor allem Whisky getrunken“. Dass man das vielfach scharfe Essen mit einem Glas Mango-Lassi kombiniere, sei unzutreffend, sagt Singh. Dieses Joghurt-Frucht-Getränk sei „eher für Kinder“. Überhaupt ist der Mann aus Punjab nicht zufrieden mit dem, was indische Restaurants in Köln ihren Gästen servieren. Saucen auf Sahnebasis, wie hier meist üblich, seien nicht indisch.

Was sehr wohl indisch ist und geschmacklich ganz anders, als wir sie aus dem Supermarkt kennen, ist die Mango. „Riechen Sie mal!“, sagt Singh und nimmt eine Frucht aus der Kiste, ein eher unscheinbares, bräunlich-gelbes Exemplar, das man wahrscheinlich woanders in Unkenntnis links liegenlassen würde. Dabei duftet die Frucht intensiv-verführerisch durch die Schale.

Asienbazar, Fleischmengergasse 31, Köln-Innenstadt. Öffnungszeiten: Montags bis samstags 9.30-20 Uhr.


Die Serie „Einkaufen wie im Urlaub“

In unserer Sommerserie „Einkaufen wie im Urlaub“ stellen wir internationale Supermärkte und Geschäfte in Köln vor, in denen für bestimmte Länderküchen charakteristische Lebensmittel erhältlich sind, die sonst nur schwer zu bekommen sind. So lässt es sich auch zu Hause so kochen und genießen, als befände man sich in einem langen Sommerurlaub. (red)