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Serie

Stockfisch in Neuehrenfeld
Bei Rodrigues gibt es authentischen „Bacalhau“ aus Portugal

Lesezeit 3 Minuten
Ein Mann vor einem Fisch-Kühlregal

Im Portugal-Geschäft der Firma Rodrigues liefert Antonio Rosa auch die Rezepte fürs Essen.

Ohne den Stockfisch „Bacalhau“ ist die portugiesische Küche kaum vorstellbar. In diesem Laden in Köln kann man ihn kaufen.

Eine der überraschendsten Adressen für einen Kurzurlaub in Portugal liegt auf der Liebigstraße in Neuehrenfeld, praktisch schräg gegenüber vom Schlachthof. Wer in den Ferien oder bei einem Essen im nahegelegenen Vasco da Gama (ebenfalls Liebigstraße) auf den Geschmack von „Bacalhau“ gekommen ist, kann im Geschäft der Rodrigues GmbH nachladen.

„Ein Portugiese ohne Stockfisch ist kein Portugiese“, erklärt Antonio Rosa und unterstreicht damit die Bedeutung speziell dieser Fischmahlzeit. Zwar werde der hierfür verwendete Kabeljau oder Schellfisch im Norden Europas – etwa vor Grönland – gefangen; aber gesalzen werde er in Portugal. „Die da oben können das nicht so gut!“

Ein Fisch mit tausend Rezepten

Angeblich gibt es tausend Rezepte für Stockfisch, da man diesen nicht nur kochen, grillen oder braten, sondern auch roh verzehren könne – als Salat. „Mit Baguette und einem Glas Rotwein – köstlich!“

Alles zum Thema Höhner

Der 57-jährige Rosa ist so ziemlich das Beste, was deutschen Kunden in einem ausländischen Geschäft passieren kann. Er verkauft nicht einfach nur Produkte aus dem Sortiment, er liefert zu allem auch ein Rezept.


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Seit zehn Jahren in Köln ansässig

Als Sohn portugiesischer Gastarbeiter, die in den 60er Jahren aus dem Süden kamen, hat er erst dann so richtig die Sprache seiner Vorfahren gelernt, als er nach seiner Ausbildung bei Kaufhof und einer längeren Tätigkeit für die Rewe bei seinem jetzigen Arbeitgeber andockte. Der Hauptsitz der Firma sei seit knapp 40 Jahren Remscheid, erklärt der Mann mit dem leichten Ruhrpott-Akzent, den Kölner Laden gebe es seit zehn Jahren.

Blick in ein portugiesisches Lebensmittelgeschäft in Köln

Die Einrichtung ist zweckmäßig-sachlich ohne jede Dekoration

Das Geschäft ist aufgrund der zweckmäßig-sachlichen Einrichtung definitiv keine Anlaufstelle für Romantiker, und dennoch erlebt es Rosa täglich, dass Portugiesen oder Portugal-Fans mit einem Lächeln von dannen ziehen.

Suppe aus grünem Kohl mit Maisbrot und Sardinen

Der 57-Jährige kocht selbst gerne und weiß deshalb, welche Tipps Gold wert sind; zum Beispiel, dass man den Stockfisch nicht nur zwei Tage wässern (am besten mit Eiswürfel-Zugabe), sondern dieses Wasser auch unbedingt drei bis viermal wechseln muss. Er weiß, wie man die typische „Caldo Verde“ zubereitet, eine Suppe aus grünem Kohl, die man mit Maisbrot und Sardinen verzehrt; drei Elemente, die in der portugiesischen Küche genauso wenig fehlen dürfen wie die typischen Blätterteig-Törtchen mit Puddingfüllung.

Das Original-Rezept stamme aus einer Konditorei in Lissabon und werde streng geheim gehalten. Rosa hat die „Pastel de Nata“ in großer Menge tiefgefroren auf Lager. „Sechs, sieben Minuten im Ofen aufbacken und dann noch etwas Zimt darauf“, rät der Experte.

Etwas gewöhnungsbedürftiger für unseren Gaumen dürften ein paar Waren sein, die sich an anderer Stelle in der Tiefkühltruhe befinden: Kutteln oder gefüllter Darm, der frittiert verzehrt werde. Des Weiteren gibt es eine größere Auswahl an Fleisch- und Krabbenpasteten, Hähnchenkroketten oder Thunfischteigtaschen, außerdem Oktopus, Venusmuscheln oder Schwertfisch-Steaks.

Neben dem gefrorenen Angebot aus dem Meer ist die Auswahl an Fischkonserven relativ groß und bei den Portugiesen offenbar auch sehr beliebt. Weine, nicht nur der berühmte Vinho verde, sowie mehrere Biersorten runden das Sortiment ab.

Portugiesische Lebensmittel – Rodrigues GmbH, Liebigstraße 171, Neuehrenfeld. Öffnungszeiten: Montags bis freitags 9.30-13 und 14 -18.30 Uhr, samstags 9-16 Uhr.


Die Serie „Einkaufen wie im Urlaub“

In unserer Sommerserie „Einkaufen wie im Urlaub“ stellen wir internationale Supermärkte und Geschäfte in Köln vor, in denen für bestimmte Länderküchen charakteristische Lebensmittel erhältlich sind, die sonst nur schwer zu bekommen sind. So lässt es sich auch zu Hause so kochen und genießen, als befände man sich in einem langen Sommerurlaub. (red)