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„Masterplan Sicherheit“Karte zeigt, in welchen Kölner Veedeln die meisten Straftaten verübt werden

Lesezeit 4 Minuten
Polizisten patrouillieren durch die Nacht in Köln.

Durch einen „Masterplan Sicherheit“ will die Stadt der zunehmenden Kriminalität entgegenwirken (Symbolbild).

Mit einem Masterplan will die Stadt die Sicherheit in Köln verbessern. Ein Zwischenbericht zeigt in bisher ungekannter Detailtiefe, wo genau die Probleme liegen.

Sechs Prozent mehr Straftaten, mehr jugendliche Täter und eine stagnierende Aufklärungsquote: Nach dem Ende der Corona-Pandemie steigen die Zahlen vor allem bei der Straßenkriminalität. Bereits 2022 hatte das Ratsbündnis aus Grünen, CDU und Volt ein 650.000 Euro teures Projekt auf den Weg gebracht, um das zu ändern. Unter Beteiligung der Polizei, dem Zentrum für Kriminalprävention, der AWB und einiger weiterer Institutionen beauftragte die Stadtverwaltung das Beratungsbüro „Sozial-Raum-Management“ aus Hannover, einen „Masterplan Sicherheit“ zu erarbeiten. Dabei sollen „geeignete Maßnahmen entwickelt“ werden, „der in den öffentlichen Räumen der Stadt Köln zu einer Erhöhung des Sicherheitsgefühls und zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität beiträgt“, so das Ziel.

Nach rund zwei Jahren liegt nun ein erster Zwischenbericht zum Status Quo in den Kölner Vierteln vor. Er zeigt in bisher nicht gekannter Detailtiefe bis auf die Ebene einzelner Straßenzüge, wo die Kriminalitätsschwerpunkte in Köln liegen. Dazu hat das Beratungsbüro die Kriminalität in den einzelnen Stadtquartieren analysiert und die Fallzahlen in Relation zur Einwohnerzahl gesetzt, also die Fallzahlen pro Einwohner berechnet. Das Deliktfeld umfasst Taten wie Raub, Körperverletzung, Diebstahl und sexuelle Belästigung und beinhaltet damit jene Delikte, die von den Anwohnern besonders stark wahrgenommen werden.

Wo gibt es die meisten Fälle von Straßenkriminalität pro Kopf?

Die Analyse bestätigt manches, was viele Kölnerinnen und Kölner schon vermutet haben dürften, bringt aber auch Überraschendes zutage. Im Durchschnitt kommen in Köln auf einen Einwohner 0,06 Fälle von Straßenkriminalität. Von den insgesamt 570 Quartieren liegen 101 über diesem Durchschnitt. Auf den ersten drei Plätzen liegen mit großem Abstand das Neumarkt-Viertel (1,99 Fälle pro Einwohner), das St.-Martin-Viertel (1,7) und das Cäcilien-Viertel am Josef-Haubrich-Hof (1,51), also jene Gebiete zwischen Neumarkt und Altstadt, die seit langem wegen Drogen- und Diebstahlkriminalität im Blickpunkt stehen.

Überhaupt befinden sich 28 der 101 Quartiere, die über dem Durchschnitt liegen, in der Innenstadt: „Am stärksten war in den Jahren 2022 und 2023 der Innenstadtbereich zwischen Neumarkt und Domplatte belastet. Dort entfielen durchschnittlich 15 bis 20 kriminelle Delikte auf 100 Einwohner, wobei davon auszugehen ist, dass diese Ereignisse nicht nur von Bewohnern, sondern auch von Besucherinnen und Besuchern dieses hochfrequentierten Stadtbereichs verursacht wurden“, so der Bericht.

Auch ansonsten dominieren bei den ersten Zehn Quartiere, die bereits in den letzten Jahren als problematisch bekannt waren: So finden sich dort etwa die Lupusstraße im Agnesviertel in der Nähe des Ebertplatzes, die Kalk-Arcaden, der Deutzer Ottoplatz und der Mülheimer Stadtgarten. Neben Quartieren in der Innenstadt sind vor allem die Stadtteile Kalk und Mülheim häufig in der Liste vertreten.

Überraschend taucht Alt-Grengel in Porz auf Platz vier auf (0,49). Allerdings: „Darin sind wahrscheinlich Delikte enthalten, die im Bereich des Kölner Flughafens begangen wurden“, heißt es in dem Bericht. Auch die Madaus-Siedlung in Merheim auf Platz 22 (0,19), ein von Reihenhäusern geprägtes Neubaugebiet, erscheint auf den ersten Blick nicht als typischer Kriminalitätsbrennpunkt. Verwundern könnte auch, dass gleich vier Quartiere des in den letzten Jahren stark gentrifizierten Stadtteils Ehrenfeld in der Liste auftauchen.

Wie geht es weiter?

Zunächst will das Beratungsbüro die Ursachen der Kriminalität in den jeweiligen Stadtteilen weiter analysieren. Dazu werden nicht nur Zahlen aus der Kriminalstatistik herangezogen. Vier weitere Indikatoren wurden definiert, die helfen sollen, die Ursachen von Kriminalität zu differenzieren: „Metaphorisch können die Indikatoren als ‚Eisberg der Unsicherheit‘ bezeichnet werden“, heißt es in dem Bericht.

„Oberhalb der Wasseroberfläche befindet sich der Indikator der strafbewehrten Straßenkriminalität. Darunter sind Indikatoren zu finden, die nur indirekt – das heißt teilweise visuell im Straßenraum (…), wahrgenommen werden können.“ Zu diesen Indikatoren gehören „Anzeichen von Unordnung“, das heißt der Grad der Verschmutzung eines Stadtteils, die Bevölkerungsfluktuation in einem Stadtteil und die Anzahl der Polizeieinsätze und Straftaten an Schulen vor Ort.

In insgesamt 48 Quartieren bündeln sich mehrere dieser Problemindikatoren. 28 davon liegen in der Innenstadt, sieben in Mülheim, jeweils vier in Kalk und Ehrenfeld und weitere fünf in Studentenvierteln. Polizei und Stadt wollen sich nun auf einige dieser Quartiere konzentrieren und zum Beispiel mit Hilfe von Passantenbefragungen und Raumbeobachtungen die spezifischen Ursachen der Kriminalität vor Ort ermitteln, um daraus die richtigen Maßnahmen abzuleiten. Im Oktober will das Beratungsbüro einen Abschlussbericht vorlegen.