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Nahverkehr mit „Fridays for Future“Hier wird am Freitag in Köln und Region gestreikt

Lesezeit 5 Minuten
Transparente von Verdi hängen an der Zufahrt des Busbetriebshofes in Köln Mitte Februar 2023. Für Freitag, 3. März, hat die Gerwerkschaft neue Streiks im Nahverkehr angekündigt.

Transparente von Verdi hängen an der Zufahrt des Busbetriebshofes in Köln Mitte Februar 2023. Für Freitag, 3. März, hat die Gerwerkschaft neue Streiks im Nahverkehr angekündigt.

Verdi-Aufruf: Erstmals streiken Verkehrsbetriebe gemeinsam mit der Klima-Bewegung „Fridays for Future“. Alle Informationen für Köln und Region.

Die Gewerkschaft Verdi hat im Tarifstreit für Freitag, 3. März, einen weiteren Streiktag ausgerufen. Neu ist, dass die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer von der Klima-Bewegung „Fridays for Future“ unterstützt werden. Gestreikt wird wie bereits am Montag, 27. Februar, auch in Köln und Region. Betroffen sind vor allem der öffentliche Nahverkehr und Kindertagesstätten. Hier finden Sie alle Informationen.

Streik im Nahverkehr: KVB und Fridays for Future streiken am 3. März gemeinsam

Als „Next Level Klimastreik“ hat die Kölner Ortsgruppe von „Fridays for Future“ den Protest gemeinsam mit den Kölner Verkehrsbetrieben (KVB) angekündigt. Konkret heißt das:

Am Freitag wird ab 3 Uhr die Arbeit niedergelegt, Bahnen der KVB werden dann nicht fahren, heißt es in einer KVB-Mitteilung am Dienstag. Nur vereinzelt sollen Busse fahren, Fahrgäste sollen sich in der KVB-App informieren, welche Busse fahren und welche bestreikt werden.

So sah es beim Warnstreik bei den KVB am Montag aus

Weil auch in Bonn gestreikt wird, fallen auch die nach Bonn fahrenden KVB-Linien 16 und 18 aus. Ebenfalls nicht angeboten wird der On-Demand-Service „Isi“, teilten die KVB mit. Kundencenter und Vertriebsstellen der KVB bleiben ebenfalls am Freitag dicht.

S-Bahnen (S), Regionalbahnen (RB) und Regionalexpressbahnen (RE) sind von dem Streik nicht betroffen. Anders als noch am Montag, wird der Flughafen Köln/Bonn nach bisherigem Stand am kommenden Freitag nicht bestreikt, sagte ein Flughafen-Sprecher auf Anfrage. Weitere Informationen zum Streik im Nahverkehr finden Sie hier.

Fridays for Future: Klima-Demo in Köln mit KVB-Belegschaft

Klimaaktivisten und -aktivistinnen von „Fridays for Future“ werden die Beschäftigten der KVB ab dem frühen Freitagmorgen an ihrem Streikposten am Betriebshof Nord besuchen. Von dort wird eine gemeinsame Demonstration unter dem Motto #WirFahrenZusammen ab 10 Uhr über die Amsterdamer Straße zum Hansaring führen, um sich dem Klimastreik von „Fridays for Future“ anzuschließen. Weitere Informationen zum Schulterschluss zwischen KVB und „Fridays for Future“ finden Sie hier.

Streik im Nahverkehr: Leverkusen, Rhein-Berg, Rhein-Sieg-Kreis betroffen

Der Streik-Aufruf von Verdi trifft auch in der Region um Köln zu. Einige Verkehrsunternehmen wieder bestreikt, andere nehmen diesmal am Protest nicht teil. Der Streik in Region in der Übersicht.

Rhein-Berg und Leverkusen: Neben den Kölner Verkehrs-Betrieben (KVB) ist auch das Verkehrsunternehmen Wupsi , das eine Reihe von Buslinien in Rhein-Berg und Leverkusen betreibt, von den Warnstreiks betroffen, zu denen die Gewerkschaft Verdi für den kommenden Freitag, 3. März, aufgerufen hat. Das hat Wupsi-Sprecherin Kristin Menzel mitgeteilt. Der Streik beginne am 3. März um 3 Uhr und dauere 24 Stunden. Weitere Informationen zum Streik bei Wupsi finden Sie hier.

Rhein-Sieg und Bonn: Auch im Rhein-Sieg-Kreis und Bonn stehen viele Busse und Bahnen still. Auswirkungen hat dies definitiv auf die Bus- und Bahnlinien der Bonner Stadtwerke. Ob auch die Beschäftigten der Rhein-Sieg-Verkehrsgesellschaft (RSVG) zum Streik aufgerufen werden, stand am Dienstag nach Verdi-Angaben noch nicht fest. Weitere Informationen zum Streik finden Sie hier.

Rhein-Erft-Kreis: Die Beschäftigten der REVG folgen diesem Aufruf der Gewerkschaft Verdi nicht, so dass die REVG am Freitag, 3. März, nicht bestreikt wird. Zum Wochenbeginn standen die Busse still.

Im Kreis Euskirchen und im Oberbergischen Kreis wird nach derzeitigen Informationen am Freitag, 3. März, nicht gestreikt.

Streik bereits am Donnerstag in einzelnen Kölner Kitas

Neben dem Streik im Nahverkehr könnten bereits am Donnerstag, 2. März, einzelne Kölner Kitas bestreikt werden. Die Stadt Köln rief die Kita-Leitungen dazu auf, die Erziehungsberechtigten zu informieren, ob Kitas bestreikt werden oder nicht.

„Am Freitag steht klar der Nahverkehr im Vordergrund, einzelne Streiks in Kitas kann es aber ebenfalls geben“, sagte Verdi-Gewerkschaftssekretärin für Köln/Leverkusen Ellen Steinhäuser. Sollten sich die Arbeitgeber im Tarifstreit nicht bewegen, rechnet Steinhäuser mit möglichen, neuen Kita-Streiks in der kommenden Woche. Weitere Informationen zu den Kita-Streiks am Donnerstag finden Sie hier.


Hintergrund: Verdi-Streik im Nahverkehr trifft sechs Bundesländer – Klima-Protest in 200 Städten

Die Gewerkschaft will den öffentlichen Nahverkehr in sechs Bundesländern und einigen Städten für 24 Stunden nahezu flächendeckend lahmlegen. Verdi will damit den Druck in den Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst der Kommunen und des Bundes erhöhen. Gestreikt wird neben NRW auch in Hessen, Baden-Württemberg, Sachsen, Niedersachsen und Rheinlandpfalz sowie Teile Bayerns.

Verdi-Vizechefin Christine Behle und Fridays-for-Future-Sprecherin Lou Töllner zeichneten eine dramatische Lage an vielen Stellen des Nahverkehrs. Dauerhafte Arbeit an der Belastungsgrenze, immer mehr Fahrgäste, ein strikter Sparkurs der öffentlichen Haushalte und Mängel in der Infrastruktur stünden dem Ziel der Verkehrswende diametral entgegen.

„Dafür werden viel mehr Menschen gebraucht, die heute überhaupt nicht da sind“, sagte Behle. Aus Sicht der Gewerkschafter und der Klimaaktivisten ist gemeinsames Handeln daher folgerichtig. „Allein in Deutschland gehen wir dafür in über 200 Städten auf die Straße“, kündigte Töllner an.

Verdi: Weitere Streiks bis Ende März erwartet

Bereits seit Wochen bekommen viele Menschen in Deutschland die Ausstände zu spüren. In Köln und Region waren am Dienstag unter anderem Nahverkehr, Kitas, Müllabfuhr oder Straßenreinigung betroffen.

Die Verhandlungen für die rund 2,5 Millionen Beschäftigten von Bund und Kommunen hatten sich seit dem Start im Januar bisher zäh gestaltet. Verdi und der dbb fordern 10,5 Prozent mehr Einkommen, mindestens aber 500 Euro mehr im Monat. Bei der zweiten Verhandlungsrunde hatte es vergangene Woche noch keine Annäherung gegeben. Ein Angebot der Arbeitgeber umfasst unter anderem eine Entgelterhöhung von insgesamt fünf Prozent in zwei Schritten und Einmalzahlungen in Höhe von insgesamt 2500 Euro. Behle sagte: „Das ist ein Schlag ins Gesicht der Beschäftigten.“

Erwartet werden zunehmende Ausstände bis zur dritten Verhandlungsrunde Ende März. Bei diesem wahrscheinlich entscheidenden Zusammentreffen der Spitzenvertreter von Gewerkschaften, Kommunen und vom Bund in Potsdam ist ein Durchbruch ebenso möglich wie ein Scheitern oder der Weg zu einer Schlichtung. (mab mit dpa)