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Offener Brief an RekerEltern beklagen Streichungen im Ganztag – „Stadt muss Zuschüsse erhöhen“

Lesezeit 3 Minuten
Viertklässler in einer Klasse.

An vielen Kölner Schulen ist der offene Ganztag von Einsparungen bedroht.

Angesichts der Finanznot vieler Träger fordern Eltern die Stadt auf, die Finanzierung der OGS in Köln sicherzustellen.

Grundschuleltern haben sich in einem offenen Brief an Oberbürgermeisterin Henriette Reker gewandt. Sie sähen angesichts der Finanzkrise im Offenen Ganztag und der damit verbundenen Kürzungen die Qualität des Offenen Ganztags an ihrer Schule akut gefährdet, schreiben etwa die Eltern der St. Martin-Grundschule in Seeberg. Durch die finanzielle Notlage des Trägers In Via seien etwa an ihrer Schule mitten im Schuljahr bereits drei Stellen für Gruppenleitungen gestrichen worden. Auch alle externen AG-Angebote seien eingestellt worden.

Die Eltern fordern die Stadt auf, die Finanzierung des Offenen Ganztags in Köln sicherzustellen, damit alle Kinder eine faire Chance auf Bildung und soziale Entwicklung bekommen. Gerade in Stadtteilen mit erhöhtem Förderbedarf „ist es unerlässlich, die notwendige Unterstützung für den Ganztag bereitzustellen“. Die Eltern verweisen in ihrem Brief darauf, dass andere Kommunen – anders als Köln – bereits ihre Zuschüsse erhöht hätten. „Wir fordern Sie auf, zügig Stellung zu beziehen und klarzustellen, dass das Bildungswesen in Köln Priorität hat“, heißt es in dem offenen Brief.

Ganztagsbetreuung in Köln: Drei Millionen Euro Defizit bei in Via

Hintergrund des Elternprotestes ist die Finanzsituation des Kölner Trägerverbandes In Via, der in 24 Kölner Grundschulen den Offenen Ganztag betreibt. In Via bezahlt seine OGS-Mitarbeitenden nach einem Tarif, der dem für den Öffentlichen Dienst geltenden Tarif entspricht. Durch die durch die letzten Tarifrunden bedingten Gehaltssteigerungen von bis zu 16 Prozent, kommen gerade die Träger, die ihre Angestellten fair entlohnen in finanzielle Schieflage.

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Denn: Im aktuellen Haushalt der Stadt ist nur die gesetzlich verpflichtende Anhebung der OGS-Pauschalen um jährlich drei Prozent vorgesehen. Da die Schere zwischen tatsächlichen und erstatteten Kosten seit zwei Jahren immer weiter auseinander geht, kann der Verband das nicht mehr auffangen. Allein für dieses Schuljahr droht In Via dadurch nach eigenen Angaben ein Defizit von drei Millionen Euro.

Köln: Angebote des Offenen Ganztags drohen auszufallen

In Via reagierte bereits auf die Vorwürfe der Eltern. Vorstandssprecherin Andrea Redding betonte, dass der Verband als einer der wenigen Träger in Köln seine Mitarbeitenden tarifgebunden bezahle. Da weder Stadt noch Land bislang bereit seien, die durch Tariferhöhungen entstandenen Defizite aufzufangen, müsse In Via nach Wegen suchen, die Betreuung trotzdem sicherzustellen.

Dazu gehöre auch der „flexiblere Einsatz unseres vorhandenen Personals“ dort, wo es am dringendsten gebraucht werde. Ansonsten müssten an anderen Standorten Angebote des Offenen Ganztags wegen Personalmangels ausfallen. Hintergrund ist nach Angaben der Eltern eine Versetzung von zwei OGS-Mitarbeiterinnen an einen anderen Standort. Diese hätten daraufhin gekündigt, da dadurch ihr Arbeitsweg zu lang geworden wäre.

In Via machte ihrerseits in seinem Antwortbrief an die Eltern deutlich, dass der Verband nicht Versucherin der Probleme sei. Die Eltern sollten vielmehr den Verantwortlichen im Kölner Stadtrat und in der Verwaltung deutlich machen, „dass es dringend tragfähiger Lösungen“ bedürfe.