Der Stadtrat hatte 2009 ein Gutachten in Auftrag gegeben, eine Neugestaltung lässt weiter auf sich warten. Nun gibt es einen neuen Vorstoß.
Kölner VerkehrsknotenDrei neue U-Bahn-Tunnel für einen schöneren Barbarossaplatz
Der Barbarossaplatz in der Kölner Innenstadt gehört zu den wenigen Plätzen, die ohne eine richtige Platzfläche auskommen müssen. Stattdessen befinden sich dort unzählige Autospuren und Stadtbahngleise, der Verkehr beherrscht diesen Ort vollkommen. Der Stadtrat hat die Stadtverwaltung bereits im Juli 2009 mit einem Verkehrsgutachten beauftragt, aber auch 15 Jahre später ist noch nichts passiert. Und das, obwohl der Stadtrat im Jahr 2020 noch eine Machbarkeitsstudie für eine Neuordnung in Auftrag gegeben hatte.
Verkehrsdezernent Ascan Egerer will diese Studie aber frühestens im Jahr 2026 angehen. Zu spät, meint die CDU-Ratsfraktion, die den Prozess jetzt beschleunigen will und eine eigene Vision für die Zukunft entwickelt hat. So sollen insgesamt drei U-Bahn-Trassen nach unten in einen Tunnel verlegt werden, damit oben auf dem Barbarossaplatz keine Stadtbahnen mehr fahren. Die großen Kreuzungen mit Ampeln sollen zwei Kreisverkehren weichen, der Auto- und Radverkehr soll auf zwei Fahrspuren auf der Westseite der Ringe und an der Trierer Straße gebündelt werden.
Tunnel bis zur Unimensa und zum Justizzentrum
Das Konzept sieht vor, dass der Innenstadttunnel vom Barbarossaplatz bis zum Justizzentrum an der Luxemburger Straße verlängert wird (Linie 18). Der Ringtunnel (Linien 12 und 15) soll in Zukunft bis hinter die Eifelstraße verlängert werden. Und die Linie 9 soll in einen Tunnel verlegt werden, der bis zur Unimensa reicht, um auch die Kreuzung am Zülpicher Platz völlig von oberirdischen Stadtbahnen zu befreien. Aufgrund der letzten Überlegung habe die CDU das Thema aufgebracht, bevor darüber entschieden wird, ob die Stadtbahntrasse auf der Ost-West-Achse zwischen Heumarkt und Aachener Weiher in einen Tunnel verlegt werden soll oder nicht, sagt Fraktionsgeschäftsführer Niklas Kienitz.
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Sollte auf der Ost-West-Achse ein neuer Tunnel entstehen, würden die Bahnen bereits an der Mauritiuskirche wieder nach oben geführt. Sollte die Politik jedoch für einen durchgängigen Tunnel bis zur Unimensa votieren, müssten die Weichen dafür bereits in diesem Jahr gestellt werden. „Köln betrachtet die Dinge oft nur partiell und nicht ganzheitlich“, sagt Teresa de Bellis, verkehrspolitische Sprecherin der CDU. Ihre Fraktion vertrete die Ansicht, dass der Beschluss zur Ost-West-Achse deshalb geweitet werden sollte.
Die neu entstehende U-Bahn-Station könnte nach der Verlängerung der drei Tunnel unterirdisch zwischen Zülpicher Platz und Barbarossaplatz liegen und der Form des Buchstaben „H“ ähneln. Alle vier Linien (9, 12, 15 und 18) wären dann an einem einzigen Kreuzungspunkt miteinander verbunden. Die Linien 12 und 15 würden auf einer hören Ebene fahren, die Linien 9 und 18 würden auf einer tiefer gelegenen Ebene kreuzen. Die Linie 16, die derzeit noch am Barbarossaplatz auf die Ringe abbiegt, wird voraussichtlich in einigen Jahren durch den Tunnel der Nord-Süd-Stadtbahn fahren, sobald die Archiveinsturzstelle am Waidmarkt passierbar sein wird.
Eine Visualisierung zeigt, wie das Endergebnis ohne oberirdische Stadtbahnen und mit deutlich weniger Autospuren als bislang aussehen könnte. Eine echte Platzfläche, die auf der Ostseite bis an die Geschäftshäuser heranreichen würde, mit einem kleinen Park und einem Springbrunnen, wie es ihn früher am Barbarossaplatz einmal gab, wäre denkbar. „Das würde wesentlich mehr Platz für Fußgänger schaffen und der Barbarossaplatz wäre wieder ein Tor für die Stadt“, sagt de Bellis.
50 Jahre von der Idee bis zur Umsetzung
Wenig optimistisch zeigt sich die CDU, dass eine Neugestaltung am Barbarossaplatz zeitnah möglich wäre. Bis zur Umsetzung würde es 30 bis 50 Jahre dauern, heißt es in dem Konzept, das Thomas Schmeckpeper entworfen hat. Von ihm stammt auch die Idee zu einer Seilbahn am Rhein, die den öffentlichen Nahverkehr ergänzen könnte. Diese Pläne entwickelte er damals noch für die Ratsgruppe Gut.
Die CDU will aus dem Konzept heraus nun mehrere Anträge für den Stadtrat entwickeln, um die Vision in die Realität zu überführen. Die Ansätze sollen laut de Bellis auch in die anstehende Machbarkeitsstudie der Stadtverwaltung einfließen. „Und da muss schon vor dem Jahr 2026 etwas passieren“, sagt die Verkehrspolitikerin.
Zumindest ein wenig wird sich der Barbarossaplatz bereits in den kommenden Jahren verändern. Die Bahnsteige für die Linien 16 und 18, die bislang so niedrig sind, dass an der Haltestelle die in den Fahrzeugen eingebauten Treppen ausgefahren werden müssen, sollen angehoben werden, um den barrierefreien Ein- und Ausstieg zu ermöglichen. Um mehr Fahrgäste befördern zu können, wollen die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) neue, rund 70 Meter lange Hochflurfahrzeuge auf der Linie 18 einsetzen. Die Stadt will außerdem die Haltestellen-Häuschen begrünen und den Verkehr zum Teil anders lenken.