Warum die Kölner Kulturverwaltung beim Aufräumen in den Depots die „Endsammlung“ nicht mit der „Entsammlung“ verwechseln sollte.
Satirischer WochenrückblickWas vom Garagenflohmarkt übrig blieb

Der Platz in den Kölner Museen und Depots für Kunstwerke wird eng.
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Wie man's macht, macht man’s verkehrt. Da hat sich die Kulturverwaltung redlich bemüht, die Sanierung der Römisch-Germanischen Museums so lange hinauszuzögern, bis sich das Thema durch Einsturz oder eine Feuersbrunst Marke Nero von selbst erledigt, und einmal mehr kriegt sie Prügel vom Stadtrat.
Dessen Politiker wissen nämlich nicht mehr wohin mit den vielen Kunstschätzen, die, teilweise als Schenkungen getarnt, nach der von den Bläck Fööss besungenen Alträucher-Methode „Dä sammelt all dä Kröm, dä mir ens fottjeschmesse han“ angehäuft wurden.
Zwei Milliarden Kunstwerke schlummern in Kölner Depots
Zwei Milliarden Kunstwerke schlummern teilweise schon so lange in den Depots, dass der Schimmel das letzte Lebewesen sein dürfte, das ihnen noch Aufmerksamkeit schenkt.
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Diese zugegeben äußerst langwierige Methode, Platz für Neues zu schaffen, nennt man in Fachkreisen „Endsammlung“, weil sie am Ende unter Hinzuziehung eines Tatortreinigers mit der letzten Fahrt im Museumsbus der Orangenen Funken vor dem Sondermüllcontainer am Butzweilerhof endet.
Pfui, bah! Das ist eine Methode, die einer Kulturstadt von der Größe Kölns absolut unwürdig ist, sieht man einmal von den Müllmenschen des populären Aktionskünstler HA Schult ab, die sich am Butzweilerhof sicher wohlfühlen könnten.
„Zu verschenken“-Prinzip funktioniert hier nicht
Keinesfalls verwechselt sollte die „Endsammlung“ mit der „Entsammlung“, auch wenn das schon in den berühmtesten Museen der Welt vorgekommen ist. Die „Entsammlung“ funktioniert, grob vereinfacht, nach dem vor allem in den Hipster-Veedeln so beliebten „Zu verschenken“-Prinzip, bei dem alles, was vom Garagenflohmarkt übrig blieb, drei Meter nach vorn auf den Bürgersteig geschoben und sich selbst überlassen wird.
Aber es gibt noch Hoffnung. Vielleicht findet sich im Kulturdezernat zwischen all den Akten voller Sanierungs- und Depotpläne eines Tages doch ein dünnes Bändchen des Deutschen Museumsbunds wieder.
Es trägt den spannenden Titel „Nachhaltiges Sammeln. Ein Leitfaden zum Sammeln und Abgeben von Museumsgut“. Auf dem Titelbild sieht man ein Lager mit alten, auf Paletten gestapelten Röhrenfernsehern, das stark an die Elektroschrott-Container auf den Wertstoff-Höfen der Abfallwirtschaftsbetriebe erinnert. Nur dass die Fernseher inzwischen deutlich flacher sind, was enorm viel Platz spart.
In dem Bändchen wird auf 88 Seiten minutiös erklärt, wie eine „Entsammlung“, also die korrekte Abgabe nicht mehr benötigter Kunstwerke ablaufen sollte.
Um eins klarzustellen. Die Nacht-und-Nebel-Aktion, mit der das Museum für Ostasiatische Kunst im vergangenen Jahr einen Teil seines chinesischen Porzellans nach zwei vergeblichen Anläufen durch ein kaputtes Fenster losgeworden ist, findet sich nicht darunter.