- Beim digitalen Stadtgespräch „Perspektiven 2030“ spricht Henriette Reker über Leben, Kultur und Infrastruktur Ehrenfelds.
- Der Verkehr auf der Venloer Straße war eines der Hauptthemen.
- Auch das Thema Wohnen stand auf der Liste.
Ehrenfeld – Einbahnstraßenverkehr auf der Venloer Straße. Die alte Forderung bekam beim Bürgergespräch für den Bezirk Ehrenfeld eine weitere Fürsprecherin: die Oberbürgermeisterin. „Ich denke, die Venloer Straße auf Dauer in eine Einbahnstraße umzuwandeln, ist richtig“, sagte Henriette Reker auf die Frage, wie die immer weiter ansteigende Verkehrsbelastung auf Ehrenfelds Hauptgeschäftsstraße besser geordnet werden könne.
Schon bei ihrem Eingangsstatement zum digitalen Stadtgespräch „Perspektiven 2030“ war Reker voll des Lobes für die Bewohner des Bezirks. In Ehrenfeld werde die Förderung für das Dachbegrünungs-Programm „Grün hoch drei“ am häufigsten in Anspruch genommen. Und auch am 1,9-Millionen Euro-Fördertopf zur Anschaffung von Lastenrädern bedienten sich Ehrenfelder Firmen, Vereine und Gruppen kräftig. Ein Viertel der Summe sei hier beantragt worden. Dafür müsste allerdings die Infrastruktur geschaffen werden, sah auch Reker ein.
Möglichst viele Menschen beteiligen
Das Radverkehrskonzept stehe kurz vor dem Abschluss, auch wenn die letzte Öffentlichkeitsbeteiligung coronabedingt nicht habe stattfinden können. Dies werde im Herbst nachgeholt. Anschließend gehe es in die politische Entscheidungsphase. Der Oberbürgermeisterin ist es aber wichtig, hier möglichst viele Menschen zu beteiligen und sich Zeit zu nehmen, „damit das Konzept am Ende auch passt“. Zum Verkehr auf der Venloer Straße gibt es im Radverkehrskonzept mehrere Varianten. Die Einbahnstraßenlösung, für die sich Reker stark machte, ist nur eine davon.
Kultur war ein weiterer Schwerpunkt der via Internet zu empfangenden Veranstaltung. Die Verwaltungschefin und ihre Mitarbeiter standen im Muschelsaal des Rathauses Rede und Antwort. Als eine der Expertinnen und Experten aus den Ämtern kündigte Barbara Förster, Leiterin des Kulturamts an, dass der „Kulturbaustein“ für das Heliosgelände ein Pilotprojekt werden soll. Kritisch sei hierbei aber die Unterbringung eines Clubs. Es gebe eine Nutzungskonkurrenz zwischen Kultur und der sich neu entwickelnden Wohnbebauung. „Wir möchten, dass in Zukunft ganz offensiv geguckt wird, wie Kultur und Wohnen in Einklang gebracht werden können“, sagte Barbara Förster. Das Pilotprojekt werde in Kürze vorgestellt. Förster sagte aber auch: „Ehrenfeld muss sich entscheiden, möchten wir ein urbanes Gebiet oder möchten wir auch stille Orte schaffen.“
Wohnen als weiteres wichtiges Thema
Auch das Thema Wohnen stand auf der Liste. Zwar habe der Bezirk Ehrenfeld im stadtweiten Vergleich einen überdurchschnittlich hohen Anteil an geförderten Wohnungen, erläuterte Wohnungsamtsleiter Josef Ludwig, doch man müsse dafür Sorge tragen, dass es so bleibt. Hier sei eine enge Zusammenarbeit mit Investoren wichtig. Zu den großen Zukunftsprojekten im Bezirk zähle die Entwicklung auf dem sogenannten Max-Becker-Areal. Der heutige Standort einer Metallverwertung soll aufgegeben und als gemischtes Gebiet für Wohnen und Gewerbe weiterentwickelt werden. Die Oberbürgermeisterin versprach, noch in diesem Jahr dazu die Öffentlichkeit anzuhören.
Eva Herr, Leiterin des Stadtplanungsamts, präzisierte, dass es im Oktober so weit sein könne und betonte darüber hinaus, dass in jedem Fall ein Bebauungsplan aufgestellt werden müsse, was der Stadt Steuerungsmöglichkeiten gebe. Hierzu gab es auch die Frage, ob gemeinschaftliches Wohnen dort möglich sei. Dies sei noch offen, aber möglich, sagte Josef Ludwig. Josef Ludwig führte aus, dass in seinem Amt die Zweckentfremdung und der Leerstand von Wohnungen besonders beobachtet werde.
15 Mitarbeiter leisteten hier „anspruchsvolle Kärrnerarbeit“, denn es sei mitunter schwer und langwierig, nach Hinweisen aus der Nachbarschaft die jeweiligen Eigentümer der Immobilien zu kontaktieren und zu befragen. In vielen Fällen seien die Verfahren kompliziert. Das sei es aber wert, denn Wohnraum sei nun einmal knapp. Vom stellvertretenden Bezirksbürgermeister Ralf Klemm wurde die zunehmende Gentrifizierung, also der Prozess des Austauschs einkommensschwächerer Bewohner gegen finanziell besser gestellte, angesprochen. Ob auch für Ehrenfeld eine soziale Erhaltungssatzung kommt, erläuterte Brigitte Scholz, Leiterin des Stadtplanungsamtes. Im Severinsviertel und im Mülheimer Südwesten werde daran gearbeitet. Man werde mit dem Rat abstimmen, welche Gebiete als nächstes kommen. Im September will sie der Bezirksvertretung Ehrenfeld neue Informationen liefern.
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