Hat Mathias Döpfner den Springer-Medien seinen Klima-Kurs oktroyiert? Luisa Neubauer wird diesen Eindruck nicht los – und nennt Beispiele.
„Was für ein Zufall...“Luisa Neubauer seziert Klima-Kurs von Axel Springer – und zieht vernichtendes Fazit
Luisa Neubauer hat nach den in einem „Zeit“-Artikel veröffentlichten, mutmaßlich geleakten Mails und Chatnachrichten von Mathias Döpfner den Axel-Springer-Verlag scharf kritisiert. In dem Bericht wurde Döpfner unter anderem zum Thema Klimawandel zitiert. „Wir sollten den Klimawandel nicht bekämpfen, sondern uns darauf einstellen“, schrieb Mathias Döpfner demnach.
Hat der Vorstandsvorsitzende der Axel Springer SE die Redaktionen von unter anderem „Bild“ und „Welt“, die zum Unternehmen gehören, in ihrer Berichterstattung zu dem Thema beeinflusst? Diesen Vorwurf jedenfalls erhebt Deutschlands bekannteste Klimaaktivistin Luisa Neubauer mehr oder weniger direkt.
Luisa Neubauer: Klima-Kurs der Springer-Medien deckt sich mit dem von Mathias Döpfner
„Die Spitze von Axel Springer ist laut 'Zeit'-Recherchen also 'für' die Klimakrise (aka humanitäres Leid in ungekanntem Ausmaß & globale wirtschaftliche Zusammenbrüche)“, beginnt Neubauer ein langes Statement auf Twitter. Darin nennt sie Beispiele dafür, dass Redakteure der Springer-Medien Döpfners Kurs in Sachen Klimakrise übernommen haben sollen – und legt damit nahe, dass Döpfner sehr wohl Einfluss auf die redaktionelle Arbeit genommen haben könnte.
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„Was für ein Zufall, dass die Chefreporterin der Welt bei Maischberger die Klimaideologie von Döpfner praktisch übernimmt“, schreibt Luisa Neubauer und verweist damit auf einen Auftritt von „Welt“-Chefreporterin Anna Schneider bei „Maischberger“ im vergangenen November. Diese hatte damals erklärt, es sei „vielleicht die falsche Herangehensweise, den Klimawandel in erster Linie zu bekämpfen“.
Luisa Neubauer verachtet Berichterstattung von „Bild“ und „Welt“ zum Klimawandel
Exemplarisch führt sie zudem einen Artikel über Axel Bojanowski auf, seines Zeichens Chef der Wissenschafts-Redaktion bei der „Welt“, in dem behauptet wird, dass Bojanowski versuche, den Einfluss des Klimawandels kleinzureden. Neubauer fragt sich, ob es auch Zufall sei, „dass ausgerechnet der Wissenschafts-Chef der Welt immer wieder damit auffällt, wissenschafts-skeptische und teils faktisch falsche Aussagen zur Klimakrise unwidersprochen abzudrucken“.
Es folgen weitere Beispiele, so wird auch „Welt“-Herausgeber Stefan Aust für seine Haltung zur Klimakrise oder die „ungebrochene Anti-Habeck-Kampagne“ kritisiert. „Beispiele davon, wie Springer-Medien die Klimakrise leugnen oder relativieren, der Einsatz für Klimaschutz diskreditiert und kriminalisiert und Klimamaßnahmen populistisch entstellt werden, sind nicht mehr zu zählen“, so die 26-Jährige.
Neubauer sieht Zusammenhänge zwischen FDP-Nähe von Döpfner und Springer-Berichterstattung
Sie hält in dem Zusammenhang auch Döpfners Nähe zur FDP, aus welcher der CEO jüngst selbst kein Geheimnis machte, für wenig überraschend. Christian Lindner stehe für „Fossile Schule“, Volker Wissing verhalte sich so, „als sei er eigentlich auch ein bisschen mehr für Klimakrise als ihre Bewältigung“. Luisa Neubauer hatte Ende März Wissings Rücktritt gefordert.
Der Bericht der „Zeit“ hatte nahegelegt, der Springer-Chef habe parteilich agiert. Dies belege etwa der Bundestagswahlkampf 2021, in dem Döpfner laut internen Nachrichten Mitarbeiter von der „Bild“ mehrmals dazu aufgefordert haben soll, die FDP zu unterstützen.
Luisa Neubauer zieht eindeutiges Fazit: „Klimaschutzverhinderung ist Teil der Agenda“
„Döpfner hat deutlich gemacht, dass Klimaschutzverhinderung - und damit der Boykott völkerrechtlich-bindender, globaler Abkommen zum Schutz der Menschen – Teil der Agenda einer der mächtigsten Männer der deutschen Medienlandschaft ist. Und das hat, direkt oder indirekt, Folgen“, lautet Neubauers Fazit.
Die Klimaaktivistin reiht sich mit ihrer Kritik am Axel-Springer-Verlag in eine ganze Reihe von Publikationen und Veröffentlichungen in den letzten Tagen ein.
Nach dem „Zeit“-Bericht reißt die Berichterstattung über Mathias Döpfner und Julian Reichelt nicht ab. Erst die mutmaßlichen Leaks, ein neuer Podcast („Boys Club - Macht und Missbrauch bei Axel Springer“), und der diese Woche erschienene Roman von Benjamin Stuckrad-Barre – sie alle setzen sich mit den Machtstrukturen im Verlag, der Frage nach Parteilichkeit und möglicherweise lancierten Kampagnen der Springer-Medien auseinander.