Herr Liminski, Sie kandidieren für den Landtag. Warum? Befürchten Sie, nach der Landtagswahl im nächsten Jahr ihr Regierungsamt zu verlieren?
Liminski: Ganz im Gegenteil! Mit Hendrik Wüst haben wir einen Ministerpräsidenten, der gut in sein neues Amt gestartet ist und dessen Arbeit bei den Menschen sehr gut ankommt. Außerdem spüren die Menschen, dass wir als NRW-Koalition aus CDU und FDP unser Land vorangebracht haben. Unter Rot-Grün war Nordrhein-Westfalen in so ziemlich jedem Ländervergleich Schlusslicht, heute sind wir vielfach Vorreiter. Aber wir sind noch lange nicht fertig. Für unsere Ideen werden wir um das Vertrauen der Menschen werben und dann im Mai die Landtagswahl gewinnen. Und dann werde ich mich auch nach der Landtagswahl an der Seite von Ministerpräsident Hendrik Wüst mit ganzer Kraft für unser Land einsetzen – und gerne auch in besonderer Weise für die Menschen in Lohmar, Sankt Augustin und Siegburg.
Sie wohnen in Düsseldorf. Warum treten Sie nicht dort an?
Weil Sankt Augustin meine Heimat ist und ich der Region eine starke Stimme in Landtag und Landesregierung geben will. Hier steht mein Elternhaus und wohnen einige meiner neun Geschwister. In meiner Generation ist es für viele Menschen völlig normal, aus beruflichen Gründen schon mehrfach umgezogen zu sein. Was ich in Brüssel, Wiesbaden, Berlin und Düsseldorf gelernt habe, will ich nun dauerhaft für Lohmar, Sankt Augustin und Siegburg einsetzen. Und zum Wohnort: Was nicht ist, kann ja noch werden. Ich weiß ja, wie schön es zuhause ist.
Die CDU hat an Vertrauen verloren. Was muss die NRW-CDU ändern, um wieder erfolgreich zu sein?
Wir haben es in den letzten Jahren geschafft, dass die NRW-CDU so geeint dasteht wie selten in ihrer Geschichte. Der reibungslose Übergang im Amt des Landesvorsitzenden und des Ministerpräsidenten von Armin Laschet zu Hendrik Wüst hat gezeigt, dass die NRW-CDU geschlossen und entschlossen ist. Die offenkundig mangelhafte Einigkeit der Union im Bundestagswahlkampf wurde vom Wähler abgestraft. Letztlich eine alte Lehre: Geschlossenheit ist die Grundlage dafür, von den Wählerinnen und Wählern das Vertrauen ausgesprochen zu bekommen, unser Land zu führen.
Sie waren im Bundestagswahlkampf ein enger Vertrauter von Armin Laschet. Wie ist Ihr Kontakt heute?
Seit Armin Laschet mich 2014 als Fraktionsgeschäftsführer zu sich nach Düsseldorf geholt hat, sind wir gemeinsam einen langen politischen Weg gegangen – und haben dabei auch menschlich zueinander gefunden. Ich verdanke ihm viel und spreche natürlich weiterhin regelmäßig mit ihm. Für ihn ist dabei ebenso selbstverständlich wie für mich, dass ich nun mit gleichem Arbeitseinsatz und Herzblut für unseren neuen Ministerpräsidenten Hendrik Wüst arbeite. Hendrik Wüst und ich kennen uns seit fast 20 Jahren und haben schon zu JU-Zeiten und in der Opposition eng zusammengearbeitet.
Kritiker unterstellen Ihnen, eine Nähe zum katholischen Geheimbund Opus Dei zu pflegen. Wie reagieren Sie darauf?
Ich bin weder Mitglied dieser Gruppierung noch pflege ich irgendeine Nähe. Das habe ich auch schon mehrfach klargestellt. Wenn manche – wie die SPD im Bundestagswahlkampf – meinen, mit der Verächtlichmachung von persönlichen religiösen Einstellungen Politik machen zu müssen, wirft das mehr Schatten auf sie als auf mich.
Wie beeinflusst der Glaube ihr politisches Handeln?
Mein christlicher Glaube ist Quelle für meinen ernsthaften Respekt gegenüber anderen Menschen und ihren Meinungen. Und er erinnert mich immer wieder daran, meinen Anteil zu leisten dafür, diese Welt ein kleines Stück besser zu machen. Die Bibel gibt aber keine Anleitung für konkrete politische Entscheidungen.
Sie haben vier Kinder. Wie verändert die Vaterschaft den Blick auf die Zukunftsthemen?
Kinder sind das größte Glück, das man sich vorstellen kann. Und natürlich macht man sich Gedanken, in was für einer Welt die eigenen Kinder und Kindeskinder groß werden und was für eine Gesellschaft man ihnen hinterlassen wird. Politik mag oft in Wahlperioden denken – als Familienvater denkt man in Jahrzehnten und in Generationen. Da gewinnen Worte wie soziale Teilhabe, Bildungsgerechtigkeit, Nachhaltigkeit, Klimaschutz, Frieden noch einmal eine andere Bedeutung.
Welche konkreten Ziele verbinden Sie mit Ihrer Kandidatur?
Eine ganze Menge, ich will nur einige nennen. Erstens: Die Region muss weiter vom Bonn-Berlin-Konsens profitieren. Olaf Scholz und die SPD haben für Bonn als zweites bundespolitisches Zentrum nichts übrig. Dem will ich mich nicht nur als Mitglied der Landesregierung, sondern auch als örtlicher Abgeordneter entgegenstellen. Zweitens: Beim Flughafen Köln/Bonn stehen wichtige Entscheidungen an. Ich will dafür sorgen, dass wir ihn als Wirtschaftsmotor behalten, aber die Anwohner in den Einflugschneisen besser vor dem Lärm geschützt werden.
Drittens: Corona hat unseren Mittelstand und unsere Kommunalhaushalte stark getroffen. Ich will dafür kämpfen, dass die Hilfe aus Düsseldorf so gestaltet ist, dass sie hier auch ankommt. Das betrifft auch ein gut ausgestattetes und eng getaktetes Angebot bei Bus und Bahn. Viertens: Wir müssen attraktiv bleiben für junge Familien, vom bezahlbaren Wohnraum über eine gute, möglichst kostenfreie Betreuungsinfrastruktur und eine gesicherte Kinderklinik bis hin zu guten Schulen. Und fünftens: Ich will als Landtagsabgeordneter mit anpacken, dass wir als CDU die nächsten Kommunalwahlen an Rhein und Sieg gewinnen.
Welche Rolle können Sie sich für sich in der CDU-Fraktion vorstellen?
In meiner jetzigen Aufgabe stehe ich im andauernden direkten Austausch mit allen Ministern und Staatssekretären, jedes Thema und Ressort ist spannend und wichtig. Ich setze darauf, dass wir auch nach Mai 2022 regieren. Eines ist aber unabhängig davon klar: Für die Menschen in unserem Wahlkreis werde ich jederzeit ansprechbar sein und für ihre Anliegen alle Hebel in Bewegung setzen.
Nur Parlamentsmitglieder können in NRW zum Ministerpräsidenten gewählt werden. Wäre das - perspektivisch - nicht ein interessanter Job für Sie?
Die schönste Perspektive wäre es für mich, die Stimme meiner Heimat in Landtag und Landesregierung zu sein.