Mit einem Augenzwinkern blickt die Euskirchener Redaktion auf Themen aus der Welt des Lokalsports. Im Mittelpunkt diesmal: das Saisonende.
TNT – Thesen von Thomas und TomDas Zittern zum Saisonabschluss im Kreis Euskirchen
Es gibt im Sport fast nichts Aufregenderes als einen letzten Spieltag.
Thomas: Ich bin jedes Mal aufs Neue fasziniert und begeistert. Das fängt schon mit der Vorbereitung auf das Wochenende an. Alle Eventualitäten auszuloten, die in den unterschiedlichen Fußballligen auftreten können, macht mir eine unglaubliche Freude. Am Spieltag selbst wache ich mit einem Kribbeln viel zu früh auf.
Und – Wichterich mag es mir verzeihen – in Großbüllesheim in den letzten Minuten neben den Spielern von Wüschheim-Büllesheim II zu stehen, die am Handy hingen und den Schlusspfiff in Wichterich herbeisehnten, war für mich als Reporter beinahe genauso aufregend wie für das Team selbst. Das hat auch nichts mit der Aufgabe journalistischer Distanz zu tun. Emotionalität muss auch uns Berichterstattern erlaubt sein, denn das bedeutet, dass wir mitfiebern, aber auch mitleiden. Sachlich sein können wir beim Schreiben dann immer noch.
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Tom: Es gibt nichts Geileres als den letzten Spieltag – also zumindest, wenn es noch um etwas geht. Egal, ob als Spieler, Trainer, Fan, Fotograf, Schreiberling. Noch einmal 90 Minuten – echte Gefühle. Das Schöne ist: Am Sonntag ist es wieder so weit. Der allerletzte Spieltag. Relegationsspiel (So., 15 Uhr, in Ripsdorf) zwischen dem TB-SV Füssenich-Geich und dem FC Dollendorf-Ripsdorf. Für beide Teams ist das ein Bonusspiel, weil sie sportlich eigentlich nicht aufgestiegen sind und es nun trotzdem können. Was! Für! Eine! Ausgangssituation!
Die Saison, die für beide Teams schon richtig gut war, weil sie deutlich mehr erreicht haben, als sie sich vorgenommen hatten, kann vergoldet werden. Und auch wenn ich das Rechnen vor dem Saisonfinale mag und gerne viele Szenarien durchspiele – ein ehrlicheres Spiel gibt es nicht. Und da beide Trainer betonen, dass der Kader unabhängig vom Ausgang des Spiels und der Klassenzugehörigkeit zusammenbleibt, ist es wirklich nur ein Spiel zum Genießen. Also noch mal mitfiebern, leiden – und dann sachlich schreiben.
Der Abstieg der JSG Erft 01 Euskirchen in die Kreisliga A
Die Kreisliga A wird in der kommenden Saison wieder langweilig, weil die JSG Erft 01 Euskirchen sie dominieren wird.
Thomas: Das letzte Saisonspiel der JSG lasse ich jetzt mal außen vor. Beim 0:6 gegen Horrem hat vermutlich auch eine gehörige Portion Nervosität mitgespielt. Aber die Mannschaft hat seit der Übernahme durch Trainer Christopher Kockerols teils erfrischenden Offensivfußball gezeigt. Das lässt für die Zukunft hoffen. Allerdings muss man zunächst mal sehen, welche Spieler ihm nächste Saison zur Verfügung stehen. Die Gefahr, dass Ex-Trainer Stephan Reimer für Bessenich und auch Ex-Jugendtrainer Kevin Greuel für Wißkirchen wildern, besteht immer. Aber 19 Zusagen hat Kockerols. Und damit dürfte das Team automatisch die Favoritenrolle übernehmen.
Tom: Ja, Bezirksliga-Absteiger sind per se in der Kreisliga A in der Favoritenrolle. Aber wie groß der Unterschied zwischen Anspruch und Wirklichkeit sein kann, hat in der abgelaufenen Saison der SV Sötenich erfahren müssen. Auch die JSG Erft wird sich finden müssen. Der Kader wird ein anderer sein als in der Bezirksliga.
Wer ebenfalls automatisch als Aufstiegsfavorit genannt wird: der Tabellenzweite, also Lommersum. Sind schon zwei Teams, die sicherlich gerne oben mitspielen wollen. Hinzu kommt in der Regel ein Team, das man so nicht auf der Kette hat. Die SG Hellenthal könnte im ersten Jahr dafür ein Kandidat sein. Mit Dom-Esch gibt es einen guten Aufsteiger, Zülpich II ist immer für Siege gut. Ich glaube, dass es alles andere als langweilig wird – weil es eben keine Übermannschaft gibt. Und die vergangene Saison hat bewiesen, wie schön (spannend) die Kreisliga A sein kann.
Die Prioritäten im Leben haben sich auch im Kreis Euskirchen verändert
Der Sport rangiert bei den Aktiven nicht mehr auf Platz eins.
Thomas: Die Aussage von Bliesheims Trainer Patrick Pützer über das Verhalten von Teilen seiner Mannschaft, die samstags lieber feiern und sonntags den FC gucken, als selbst zu spielen, war so ehrlich wie erfrischend. Auch andere Trainer äußern das Woche für Woche so, allerdings nicht öffentlich. Da ist von Oktoberfestbesuchen ganzer Gruppen eines Teams die Rede, obwohl Spieltag ist. Das war früher anders. Ich weiß noch, wie meine Onkel bei Familienfesten sonntags immer für ein paar Stunden verschwanden, weil sie auf dem Fußballplatz stehen mussten. Und dann kamen sie meist lädiert zurück.
Tom: Ja, früher war alles besser. Da heilte Eisspray noch gefühlte Knochenbrüche. Aber: Damals wie heute – mit Eisspray kann man das Siegerbier kühlen. Natürlich haben sich die Prioritäten verschoben. Das Leben genießen nennt man das wohl. Collecting Memories – Not Things. Die B-Junioren der JSG Kirchheim/Arloff/Flamersheim haben es bei der Sportlerwahl dieser Zeitung vorgemacht. Sie verzichteten auf drei Punkte, um einen Moment zu erleben, der so viel nachhaltiger ist als ein Sieg im Spiel um die goldene Ananas.
Ein Meisterschaftsspiel bei den Senioren ist eben auch austauschbar geworden. Als ich noch Fußball gespielt habe, habe ich meinen Urlaub in der Sommerpause gemacht. Wenn man zum Oktoberfest wollte, ist man freitags nach dem Training los und war sonntags wieder da. Das ist heute die Ausnahme. Dagegen zu wettern bringt nichts, man muss es akzeptieren, weil sich Dinge eben ändern. Schade ist es trotzdem, denn mit Fußballmannschaften und Teamkollegen können auch auf dem Fußballplatz Momente gesammelt werden, die nachhaltiger sind als zehn Maß auf dem Oktoberfest.
Fusionen und Spielgemeinschaften im Fußballkreis Euskirchen
Ländchen-Sieberath geht mit der SG 92 zusammen, Sistig/Krekel mit Rinnen (und ein wenig auch mit Sötenich): Aber das Ende der Fahnenstange bei den Spielgemeinschaften ist noch nicht erreicht.
Thomas: Diese These ist ein Dauerbrenner in diesem Format. Und die Zusammenschlüsse, die in der nächsten Spielzeit anstehen, kommen nicht überraschend. Und es werden auch nicht die letzten sein. Die These darüber (veränderte Prioritäten) spielt da vermutlich die Hauptrolle. Viele junge Leute wollen (und können) nicht mehr zweimal die Woche trainieren und am Sonntag auch noch spielen. Die, die wollen, werden weniger, was sich dann auch auf die Zahl der Teams auswirkt.
Spielgemeinschaften sind für viele Vereine wohl die einzige Möglichkeit, überhaupt noch Fußball oder Sport im Allgemeinen anzubieten. Und zumindest in den unteren Ligen ist das nicht schlimm. Schwierig wird es dann nur, wenn man Ambitionen hat. Da müssen dann echte neue Vereine gegründet werden, weil Spielgemeinschaften nicht in die Ligen auf Verbandsebene aufsteigen dürfen.
Tom: Der Fußballkreis verschließt sich (noch) den Spielgemeinschaften bei den zweiten Mannschaften. Das Argument: Spielgemeinschaften gehen Vereine ein und nicht Mannschaften. Teams wie Inter Euskirchen, die sich neu gründen, werden eindeutig die Ausnahme bleiben. Eher wird es deutlich mehr Spielgemeinschaften geben, um den Spielbetrieb überhaupt aufrechtzuerhalten.
Mich würde es nicht wundern, wenn in der Eifel zeitnah die „SG Schöneseiffen-Dreiborn“ um Punkte kämpft. Teams, die sich vor fünf Jahren noch nicht einmal das Schwarze unter den Fingernägeln gegönnt haben. Die Zeiten, in denen man lieber alleine unterging, als sich das rettende Floß zu teilen, sind vorbei. Zeiten ändern sich nämlich – und damit fällt auch ein echt störendes Kirchturmdenken im Sport weg.
Die besagte „1.-Mai-Regel“ und die Konsequenzen
Eine Mannschaft sollte nach dem 1. Mai immer antreten, sonst könnte der Punktabzug sie teuer zu stehen kommen.
Thomas: Zumindest als Mitglied einer Liga, in der man absteigen kann, oder wenn man Aufstiegsambitionen für die kommende Saison hat, empfiehlt es sich, irgendwie immer anzutreten. Das beste Beispiel ist dieses Jahr die SG Mutscheid/Houverath. Sie ist mit einem blauen Auge davongekommen, musste aber bis zum letzten Spieltag bangen. Und das nur, weil man (damals noch als SG Mutscheid/Effelsberg/Houverath) am 29. Mai 2023 gegen Rotbachtal/Strempt nicht angetreten war. Dafür gab es drei Strafpunkte, die beinahe richtig wehgetan hätten.
Nächste Saison will die TSV Feytal, zu der zahlreiche Spieler des Kreisliga-A-Teams von D-H-O wechseln, in der Kreisliga C sicherlich um den Aufstieg spielen. Erschwert werden könnte die Umsetzung dieses Vorhabens durch den Verzicht auf das Spiel gegen Schöneseiffen, ebenfalls am 29. Mai 2023. Da Feytal vor Beginn der jetzt beendeten Saison den Rückzug erklärt hatte, nimmt der Verein mit großer Wahrscheinlichkeit die drei Minuspunkte mit in die kommende Spielzeit.
Tom: Und in der Bezirksliga hat ein Nichtantritt nach dem 1. Mai 2023 Hilal Maroc Bergheim den Aufstieg versaut. Die drei Punkte, die der Verein abgezogen bekam, kosteten ihn am Ende den Sprung in die Landesliga. Das alles hat wieder mit Prioritäten zu tun. Wenn ich etwas wirklich will, dann kann ich es auch schaffen – also zumindest so Dinge wie elf Spieler auf den Platz zu stellen. Doppelpass alleine? Geht nicht – so sehr ich es auch wollen würde. Daher ist die Strafe für einen Nichtantritt völlig richtig, und die oben aufgeführten Beispiele dürften allen anderen Warnung genug sein. Abgesehen davon, dass es einfach unsportlich ist, nicht anzutreten.
Der Zoff am Nürburgring zwischen den Langstreckenserien
Und jetzt noch was Nicht-Fußballerisches: Die Nürburgring Endurance Series war von Anfang an zum Scheitern verurteilt.
Thomas: Man kann tatsächlich nur mit dem Kopf schütteln, was da in den letzten Monaten am Nürburgring passiert ist. Von Anfang an hatte man das Gefühl, dass gekränkte Eitelkeiten im Vordergrund standen und nicht der Sport. Dass man eine Serie wie die NLS/VLN, die seit fast fünf Jahrzehnten existiert und sich immer noch großer Beliebtheit erfreut, nicht einfach so verdrängen kann, hätte eigentlich jedem klar sein müssen. Nun hat man als NES einen großen Imageschaden davongetragen. Man darf gespannt sein, ob 2025 ein zweiter Anlauf unternommen wird. Ich bezweifle es. Die Position der NLS ist mit Sicherheit nicht schwächer geworden dadurch.
Tom: Das ganze Gehampel zwischen den beiden Rennserien wird eine tiefe Narbe am Nürburgring hinterlassen. Aktuell würde ich sagen, dass 2025 ein Scheitern mit Vorankündigung wird. Bei der letzten Absage hat man die Schuld dafür den Sportwarten in die Schuhe geschoben. Die Zeit, die nun durch die Absage der Rennserie „gewonnen“ wurde, möchte man nutzen, um – so heißt es in der Pressemitteilung – „neutrale“ Sportwarte auszubilden.
Ein Schlag ins Gesicht aller jetzigen Sportwarte, denen man unterstellt, nicht neutral zu sein. Und 600 Sportwarte dürfte man für eine Rennserie wohl brauchen. Da müssen die Kapazitäten aber schon sehr gut genutzt werden. Ich glaube, dass das Thema NES durch ist und auch im kommenden Jahr kein Rennen stattfindet. Ich hoffe nur, dass nicht das 24-Stunden-Rennen unter den Streitigkeiten der Rennserien leidet, weil sich dafür ebenfalls immer weniger Teams melden, weil sich der Aufwand nicht mehr lohnt und nicht ausreichend getestet werden kann.