Köln/Leverkusen – Der Bau-Stillstand an der Leverkusener Rheinbrücke hat ein Ende. „Die Schlüssel für das Baubüro wurden noch am Montag nach der Vertragsunterzeichnung übergeben“, sagt Thomas Ganz, Chef der Rheinland-Niederlassung der Autobahn GmbH. In der kommenden Woche übernehme das neue Konsortium formell auch alle Bauwerke, die von dem im April 2020 gekündigten Generalunternehmer Porr ganz oder in Teilen fertiggestellt wurden. Ende Februar soll es einen Workshop zum Projektstart geben.
Wir beantworten die wichtigsten Fragen.
Wird der Neubauteil wie geplant Ende 2023 fertig?
Die Vorarbeiten sind laut Ganz alle erledigt. Die Stahlbauteile werden in Deutschland, Belgien und Frankreich nach europäischen Normen produziert. „Es ist kein Thema erkennbar, das zu zeitlichen Verzögerungen führen könnte“, sagt Ganz.
Das könnte Sie auch interessieren:
Ende 2023 werde der Verkehr auf dem ersten neuen Brückenteil auch für Lkw freigegeben. Auf drei Spuren pro Richtung. „Das ist noch nicht der Endzustand. Es wird Geschwindigkeitsbegrenzungen geben und auch mal eng werden. Aber wir können den gesamten Kölner Autobahnring entlasten.“
Wie geht es danach weiter?
Im Januar 2024 soll sich der Abbruch der alten Brücke nahtlos anschließen. Bisher ist geplant, diesen Auftrag gemeinsam mit dem Neubau des zweiten Brückenteils auszuschreiben, um einen Prozess-Schritt zu sparen.
Warum wird das neue Konsortium nicht auch mit dem zweiten nahezu baugleichen Brückenteil beauftragt?
„Wir haben noch Zeit, um uns über das Vergabeverfahren Gedanken zu machen“, sagt Autobahnchef Ganz. „Die Frage ist: Welches ist der wirtschaftlichste und der schnellste Weg, um die zweite Brücke auch fertig zu kriegen?“ Es könne auch sinnvoll sein, den Abbruch der alten Brücke getrennt auszuschreiben. „Diese Arbeiten sind nicht trivial, sondern eine große Herausforderung. Das machen normalerweise Unternehmen, die sich darauf spezialisiert haben“, so Ganz.
Wie teuer wird das Projekt insgesamt?
Im neuen Finanz- und Rahmenplan der Autobahn GmbH sind die Gesamtkosten mit 962 Millionen Euro angegeben. Darin enthalten sind neben dem Brückenneubau und Abbruch des alten Bauwerks auch alle Arbeiten bis zur Anschlussstelle Niehl auf Kölner und bis zum Kreuz Leverkusen-West auf Leverkusener Seite – unter anderem sieben weitere kleinere Brücken.
Wird das reichen?
Das ist schwer zu sagen. Zuletzt war das gesamte Projekt mit 740 Millionen Euro geplant. Davon entfielen auf die Rheinbrücke einschließlich Abbruch des alten Bauwerks 363 Millionen Euro. Durch die Kündigung des ehemaligen Generalunternehmers Porr AG im April 2020 ist schon jetzt alles deutlich teurer geworden. Porr hat rund 80 Millionen Euro für bereits geleistete Arbeiten erhalten und dürfte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gegen die Kündigung klagen. Mit offenem Ausgang.
Wann ist die Brücke komplett fertig?
Geplant ist Ende 2027. „Wir brauchen für den Abbruch des alten Bauwerks ungefähr ein Jahr und weitere drei für den zweiten Neubau“, sagt Ganz. „Wir müssen pünktlich fertig werden, weil wir noch andere Brücken-Baustellen im Rheinland haben.“
Welche sind das?
Von den acht Autobahnbrücken, die in NRW über den Rhein führen, müssen fünf mittel- bis langfristig ersetzt werden, darunter die Fleher Brücke zwischen Düsseldorf und Neuss, die Rodenkirchener Brücke in Köln und die Rheinbrücke Bonn-Nord. Hinzu kommt der geplante Neubau einer Rheinquerung im Kölner Süden, die sogenannte Rheinspange 553.
Um die Projekte besser zu koordinieren, gibt es innerhalb der Niederlassung Rheinland der Autobahn GmbH einen eigenen Geschäftsbereich Rheinbrücken, der sich ausschließlich um dieses Thema kümmert. „Wir bauen jetzt ein Kompetenzcenter auf, das die Neubauten in einem Gesamtkonzept plant“, sagt Ganz. „Das wird in enger Abstimmung mit den jeweiligen Straßenbaulastträgern erfolgen, also dem Land, den Städten und Kreisen. Auch der Bahn- und Schiffsverkehr wird stärker einbezogen.“