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Tote, Brände und ein unglaublicher Prozess:Das geschah 2022 in Leverkusen

Lesezeit 7 Minuten
Ein Gerichtssaal: eine Frau mit Kopftuch hält sich eine Kladde vors Gesicht, daneben Anwälte.

Fotos im Al-Zein-Clanprozess in Düsseldorf durften nur am ersten Tag gemacht werden.

Blaulicht, Unfälle, Gerichtsprozesse: Das geschah 2022 in Leverkusen.

Die Familie Al-Zein aus Rheindorf spielte in der Kriminalitäts-Berichterstattung im Jahr 2022 eine große Rolle: Der Prozess vorm Düsseldorfer Landgericht begann am 15. Juni. Vater und Familienoberhaupt Badia Al Zein und drei seiner Söhne, die sich mit Nachnamen „El Zein“ schreiben, sind die Hauptangeklagten. Die Vorwürfe, die sich gegen mehrere Personen richteten: Geiselnahme, Geldwäsche, Körperverletzung, Erpressung, Waffenbesitz, Zwangsarbeit und immer wieder gewerbsmäßiger Bandenbetrug zulasten des Leverkusener Jobcenters. Frau Al Zein und weitere weibliche Familienmitglieder sind am Bandenbetrug beteiligt. Im Prozess konnte man lernen, wie einfach es war, Geld vom Jobcenter zu bekommen: Die angebliche Bedürftigkeit wurde vom Amt anscheinend nicht ordentlich hinterfragt. Während die Familienmitglieder Luxusuhren trugen und teure Autos fuhren, ergaunerten sie über 450.000 Euro aus der Sozialkasse. Damit sollen die Al Zeins ihre recht luxuriöse Villa an der Grieße in Rheindorf bezahlt haben. Zeugen geben im Prozess zu, aus Angst nicht gegen den Clan auszusagen.

Vor Gericht sahen Staatsanwälte, Richter und Anwälte einen endlosen Prozess kommen, mit womöglich unergiebigen Ergebnissen. Deshalb einigten sich die Beteiligten hinter verschlossenen Türen auf einen vor allem von unseren Lesern viel kritisierten Deal: Anklagepunkte werden fallen gelassen, es winken überschaubare Strafen. Das Gericht bekommt dafür ein paar Geständnisse und einen Prozess, der zeitlich und inhaltlich nicht ausufert. Die Strafen: Sechs Jahre für den Clanchef, je drei für die zwei älteren Söhne. Für die anderen: Bewährungsstrafen. Villa, Bargeld und Wertgegenstände werden eingezogen.


Kind aus Wohnung gerettet

Großeinsatz und keine Verletzten: Am 8. Januar retteten Polizisten und Feuerwehrleute ein Kind aus einem verschlossenen Zimmer aus einer verrauchten Wohnung an der Lichstraße.

Leichlinger Geldautomat in Trümmern

In Leichlingen fliegt am 10. Januar morgens bei eisiger Kälte nach 2 Uhr der Geldautomat an der Deutschen Bank im Brückerfeld in die Luft. Die Trümmer liegen weit verstreut auf dem Platz. Wie fast immer entkommen drei dunkel gekleidete Männer in einem schnellen Audi.

Schuhhaus Röseler schließt nach Brand

Das Wort Brandstiftung fällt bald nach einem Feuer am 10. Januar in einem Wohn- und Geschäftshaus an der Fußgängerzone Opladen. Mieter werden verletzt, alle Räume sind verrußt. Ermittelt wird inzwischen wegen des Verdachts der schweren Brandstiftung gegen einen 39-jährigen Mann.

Anzeige gegen Currenta und die Bezirksregierung

Gewässerverunreinigung und unerlaubter Umgang mit Abfall: Der BUND zeigt Currenta an, aus deren Abwasserrohren 30 Millionen Liter kontaminierten Wassers in den Rhein abgelassen wurden – weil die Tankkapazitäten nicht ausreichend waren.

Polizeiaktion bei einer der Großfamilien

Großfamilie ist nicht gleich Großfamilie: Frühmorgens am 25. Januar durchsucht die Polizei Wohnungen eines seit Jahren stadtbekannten Clans in Wiesdorf, Opladen, Lützenkirchen und Küppersteg. Der Anlass: Verdacht auf Betrug mit Corona-Soforthilfen.

Polizei stürmt Opladener Arztpraxis

In Opladen gipfelt eine sich tagelang zuspitzende Angelegenheit am 3. Februar in einer spektakulären Polizeiaktion: Der Zugriff in einer Arztpraxis an der Gerichtsstraße erfolgt, weil ein Allgemeinmediziner im dringenden Verdacht stand, illegal massenhaft Impfunfähigkeitsatteste auszustellen. Schon seit Tagen hatten sich Trauben an Menschen an der Türe und im Treppenhaus gedrängelt, die aus der ganzen Bundesrepublik anreisten. Eine mögliche Impfpflicht gegen das Coronavirus war im Winter im Gespräch gewesen. Der Arzt soll gegen Barzahlung von 20 Euro die Atteste ausgehändigt haben.

Patiententraube vorm Eingang. Foto: Ralf Krieger

Vor dem Zugriff: Menschen vorm Eingang der Arztpraxis. Der Grund war Angst vor einer möglichen Impfpflicht; der Arzt soll Impfgegnern massenhaft Impfunfähigkeitsatteste ausgestellt haben.

Als der Zugriff erfolgt, steht ein Reporter des „Leverkusener Anzeiger“ in der Schlange, er hatte schon den ganzen Tag in der Menschenmenge ausgeharrt, es fast bis in die Praxis geschafft. Der Arzt selbst muss wegen drohender Fluchtgefahr vom 3. Juni an für zwölf Tage in Untersuchungshaft.

Polizeizugriff vor einer Opladener Arztpraxis.

Polizeizugriff bei dem Arzt, der die Atteste für Impfverweigerer ausgestellt haben soll.

Ihn erwartet ein Verfahren wegen des Ausstellens unrichtiger Gesundheitszeugnisse, noch laufen die Ermittlungen, sagt Staatsanwalt Ulrich Bremer. Nach Auswertung der Praxis-Computer bekommen auch die „Patienten“ mit der Impfangst Post vom Staatsanwalt. Sie haben nach Lesart der Staatsanwaltschaft aktiv versucht, an ein wissentlich falsches Attest zu kommen. Gekostet haben die Atteste 20 Euro, aber sie waren wertlos: „Schwurbel-Atteste“ nennt sie der Leverkusener Amtsarzt, eine Impfpflicht kam nicht.

Der Wilderer in Leichlingen Altenhof

In mehreren Nächten Anfang Februar macht ein Mann mit einem Gewehr mit Zielfernrohr in Leichlingen die Gegend um den Altenhof unsicher. Nicht nur einmal schießt er im Freigehege des Altenhofs unterhalb von Oberschmitte ausgewachsene Hirsche und trägt sie weg.

Wilderer auf wildkamera festgehalten Altenhof Foto: Ralf Krieger

Der Wilderer, fotografiert von einer Wildkamera.

Die Polizei kann ihn nicht erwischen; der Mann ist sich seiner Sache so sicher, dass er in einer Nacht sogar zweimal kommt. Eine Wildkamera macht Bilder von ihm, er entkommt.

Orkan mit Folgen in Steinbüchel

Im Februar gibt es mehrere Stürme, einer am 20. Februar fegt das Dach eines Mietshauses in Steinbüchel weg.

Vom Sturm abgedecktes Flachdach an einem Haus am Theodor-Heuss-Ring. Foto: Ralf Krieger

Vom Sturm abgedecktes Flachdach an einem Haus am Theodor-Heuss-Ring.

Vergewaltiger bekommt acht Jahre

Der 42-jährige hatte eine 18 Jahre alte Frau mitten am Tag in der Unterführung an den Hochhäusern unter der Gustav-Heinemann-Straße in Manfort vergewaltigt. Das Landgericht verurteilt den Täter am 18. März zu acht Jahren Gefängnis.

Betrunkener Raser im Jaguar

Ein betrunkener Raser verletzt am 23. April eine Frau aus der Ukraine und zwei Kinder bei einem Unfall schwer, ein drittes Kind im Buggy bleibt unverletzt. Der Unfallfahrer flüchtet, Michael Wünsch verfolgt ihn unauffällig bis nach Hause im Auto.

Ein alkoholisierter Autofahrer fährt in eine ukrainische Frau mit zwei Kindern.

Radfahrer von LKW überrollt

Ein 76-jähriger Mann aus der Waldsiedlung stirbt am 11. Mai, nachdem er auf der Kreuzung Saarstraße / Bensberger Straße von einem LKW überrollt wurde. Als Ursache wird vermutet, dass der Radfahrer im toten Winkel nicht zu sehen gewesen sein könnte.

Explosion mitten in Opladen

Bei einer Explosion in einer Dachgeschosswohnung in der Augustastraße in Opladen am 13. Mai fliegt eine Wand heraus. Das Haus ist einsturzgefährdet. Die weiteren Ermittlungen ergaben, dass der Exfreund der Bewohnerin zuvor in die Wohnung eingebrochen sein soll und Wertgegenstände gestohlen habe. Mit dem Feuer soll die Tat vertuscht worden sein. Der Verdächtige wurde dem Haftrichter vorgeführt.

Brand nach Explosion Opladen feuerwehr. Foto: Ralf Krieger

Der Brand nach der Explosion fraß sich durch die Wohnung.

Cessna stürzt beim Rückflug nach Leverkusen ab

Am 29. Mai stürzt in Kroatien eine von einem Leverkusener Piloten geflogene Cessna ab. Mit ihm sterben drei Passagiere bei dem Unglück. Die Maschine war auf dem Rückweg zum Kurtekotten verschwunden, nachdem sie in Split gestartet war. Im Dinarischen Gebirge finden kroatische Suchexperten das Wrack.

Noch eine Razzia bei einer Großfamilie

Die nächste Razzia: Drei Mitglieder einer Leverkusener Großfamilie werden am 8. Juni mit dringendem Tatverdacht wegen gewerbsmäßigen Bandenbetrugs festgenommen. Gegen sieben weitere wird wegen Betrugs ermittelt. Sieben Wohnungen in fast allen Leverkusener Stadtteilen werden durchsucht.

Leichlingen: Wupsi Bus fährt gegen Wand

Wupsi-Bus nimmt die Kurve zu weit. Hauptstraße.  Bild: Ralf Krieger

Wupsi-Bus nimmt die Kurve zu weit.

Der Unfall geschah im Hochsommer am 26. Juli in Witzhelden. Der Busfahrer nimmt die Kurve zu weit, rammt ein Auto und pflügt durch eine Hecke und Vorgartenmäuerchen.

Brand in der City

Am 29. Juli brennt es in der City B, im Büro direkt neben den Redaktionsräumen des „Leverkusener Anzeiger“. Niemand wird verletzt.

City B: Feuer auf dem balkon.Foto: Ralf Krieger

City B: Feuer auf dem Balkon.

4313 geblitzte Autos

4313 zu schnelle Autofahrer registrierten die mobilen Geschwindigkeitsmessanhänger am Wochenende um den 13. August in Opladen. Die Stadt hatte wegen der Menschenmassen während der Bierbörse auf der Bonner und auf der Düsseldorfer Straße Tempo 30 angeordnet und die Messwagen aufgestellt. FDP und CDU regte das auf.

Früher Tod eines Motorradfahrers

Nur 16 Jahre alt wurde ein Leichlinger. Er fuhr am 21. September morgens um 5.50 Uhr auf der L288 von Leichlingen mit seinem 125er-Motorrad in Richtung Opladen und übersah auf der Kreuzung Reusrather Straße einen abbiegenden LKW, der laut Zeugen grün hatte.

Kerzen am Unfallort Reusrather Straße Ecke Raoul-Wallenberg-Straße (B8). Foto: Ralf Krieger

Zeichen der Trauer am Unfallort auf der Reusrather Straße. Foto: Ralf Krieger

Glück in Schlebusch

Schreckmoment in Schlebusch: Am 29. September fliegt ein Auto in das Fenster einer Physiotherapiepraxis an der Bensberger Straße – während eine Therapiesitzung darin läuft. Der Grund: Ein hochmotorisiertes Elektroauto, Marke Tesla, hatte den kleinen, auf der Straße geparkten Wagen derart heftig angeschoben, dass dieser bis auf die Fensterhöhe abhob.

Unfall Bensberger Straße Tesla, Herzinfarkt des Fahrers. Geparkter Ford fliegt in ein Fenster. Foto: Ralf Krieger

Unfall Bensberger Straße: hinten der Tesla. Der schwarze Kleinwagen flog ins Fenster und landete im Vorgarten.

Pferd Toffifee vom Güterzug überfahren

Das Pferd gehörte der Influencerin Franziska Dully. Es hatte sich losgerissen, als sie und eine Freundin am 31. Oktober Fotos mit dem Tier für Halloween machen wollten. Das Tier riss sich los und galoppierte davon – bis zu einer Güterbahnstrecke nahe Morsbroich, wo es trotz Notbremsung des Zuges angefahren wurde. Die Besitzerin berichtete selbst in den sozialen Medien darüber.

Tod beim Abbiegen

Beim Abbiegen von der Netzestraße auf die Solinger Straße erfasst ein Linienbus am 30. November einen 54-jährigen Mann. Er stirbt am nächsten Tag.