„Parken in Hennef .... Was denken Sie?“ lautet der Titel einer Online-Befragung, nachdem die Stadt Anfang des Jahres die Parkgebühren verdoppelt hatte.
„Abzocke“Hennefer machen ihrem Ärger über die Verdoppelung der Parkgebühren bei Umfrage Luft
Am Donnerstagmittag waren es exakt 1731 Menschen, die sich an der Umfrage der Werbegemeinschaft Hennef beteiligt hatten. „Parken in Hennef .... Was denken Sie?“ war der Titel der Online-Befragung, nachdem die Stadt Anfang des Jahres die Parkgebühren verdoppelt hatte. Die Verwaltung und mit ihm Bürgermeister Mario Dahm hatten noch eine geringere Anhebung vorgeschlagen. Doch der Stadtrat hatte sich für die Aufrundung auf volle Euro-Beträge entscheiden - die Verdoppelung war die Folge.
Die Parkgebührenerhöhung war letztlich eine politische Entscheidung
Henning Borgmann ist der Vorsitzende der Werbegemeinschaft. Er hatte vor Schnellschüssen direkt nach der Einführung gewarnt. „Wir haben ein bisschen Zeit vergehen lassen.“ Gleichwohl ist ihm der Ärger anzumerken. „Wir sind nicht wirklich befragt worden.“ Die Beteiligung von ihm und seinen Mitstreitern habe aufgrund des engen zeitlichen Rahmens nicht erfolgen können, hat er auf eine Mail von ihm erfahren. Letztlich sei es eine politische Entscheidung gewesen.
„Weder die Kolleginnen und Kollegen noch die Kundinnen und Kunden sind zufrieden“, hat der Inhaber von „Schuhwiedu“, eines Kinderschuhfachgeschäfts, erlebt. „Die Kunden lassen ihrem Ärger freien Lauf. Wir konnten es aber gar nicht beeinflussen.“ Also hat er sich mit der Werbegemeinschaft zusammengehockt und die Idee der Online-Befragung entwickelt.
Alles zum Thema Stadtrat Köln
- Jahresrückblick 285 Millionen Euro großes Finanzloch versetzt Leverkusen in Schockstarre
- Hebesätze So hat der Stadtrat Frechen zur Grundsteuer entschieden
- Keine weitere Belastung Stadtrat beschließt niedrigeren Hebesatz für Grundsteuer in Köln
- Müllgebühren, Hänneschen, Kliniken Diese Entscheidungen hat der Kölner Stadtrat getroffen
- Fähre Kölner Stadtrat sichert Verbindung von Leverkusen-Hitdorf nach Langel für ein Jahr
- Kölner Taxi-Gewerbe kämpft um Existenz „Einen Preiskampf gegen Uber können wir nicht gewinnen“
- Ratsentscheid Köln soll ein virtuelles Bürgerbüro bekommen
„Die Stadt wird es nicht zurücknehmen“, glaubt Borgmann, „aber wir wollten den Ärger zurückspiegeln, und zwar mit Fakten.“ Er entwickelte einen Fragebogen mit fünf Fragen, auf die es mehrere Antwortmöglichkeiten gab, sowie einen sechsten Punkt, an dem die Teilnehmenden ihre Meinung frei äußern konnten.
Der Zwischenstand ist sehr deutlich. Gut 90 Prozent der Befragten gaben an, dass sie mit dem Auto in die Innenstadt kommen. Immerhin 5 knapp 30 Prozent sind es mit dem Fahrrad, 22,6 Prozent zu Fuß. Die meisten, fast 1100, nutzen die Parkstreifen und Parkbuchten an der Straße. Das sind satte 63 Prozent. Nur der Heiligenstädter Platz kommt noch in die Nähe dieser Zahl, mit 841 Nennungen oder knapp 49 Prozent.
Trotz der erhöhten Gebühren suchen etwa 55 Prozent nach einem geeigneten Parkplatz. Nicht überraschend ist, dass fast 80 Prozent angeben, dass die Parkgebühren ihre Entscheidung in Hennef einzukaufen beeinflussen. Das Ausmaß ist, zumindest unter den Befragten, erschreckend. Etwa 48 Prozent erklären, dass sie Hennef so weit wie möglich meiden, gut 43 Prozent fahren in den Huma, 21 Prozent nach Siegburg.
Bei der Umfrage wünschen sich viele Teilnehmer eine Brötchentaste
Richtig Luft machen sich die Teilnehmer bei den freien Kommentaren. Immer wieder taucht der Begriff Abzocke auf, überteuert, übertrieben, Wegelagerei - das Spektrum der Reaktionen ist breit und nicht immer sachlich. Immer wieder taucht der Wunsch nach einer Kurzparkerregelung oder einer Brötchentaste auf.
„Wir wollten das möglichst repräsentativ machen“, weiß Borgmann um die Schwierigkeiten solcher Instrumente. Doch er ist selbst überrascht, wie das durch die Decke gegangen ist. „Das ist ein Pfund, mit dem wir auf die Stadt zugehen können.“ Die Online-Befragung läuft noch bis 18. August. Anschließend wird ausgewertet. Die Werbegemeinschaft will aus den Antworten Wünsche formulieren und sie in den Stadtrat einbringen.
Einzelhändler spüren die Verdoppelung der Parkgebühren
Borgmann selbst hätte gegen eine adäquate Erhöhung gar nichts einzuwenden gehabt. Doch alle litten unter der Inflation und den steigenden Preisen. „Die Verdoppelung ist nicht zeitgemäß“, argumentiert er. „Es geht nicht darum eine Welle zu schieben. Wir verstehen durchaus die Haushaltslage der Stadt.“ Es sei aber zu schnell in zu kurzer Zeit entschieden worden.
Die Werbegemeinschaft will Wünsche formulieren. Der Prozess dazu ist noch nicht abgeschlossen. „Das könnte die Brötchentaste sein oder ein verbilligtes Kurzparken“, so Borgmann, „oder freies Parken am Samstag.“ Ingrid Schmitz von Optik Frohn unterstützt Borgmann: „Wir haben durchaus verärgerte Kunden und wir haben Sorge, dass sie nicht mehr kommen.“ Als Fachgeschäft treffe es sie nicht so hart. Aber sie nimmt wahr: „Die machen es dem Einzelhandel schwieriger.“
Martin Hassel, der das seit 1968 bestehende Herrenbekleidungsgeschäft in zweiter Generation führt, spürt es in den Umsätzen, wenn auch noch nicht bedrohlich. Ursula Bank von der Buchhandlung am Markt bekommt im Geschäft viel mit. „Die Leute beschweren sich, das ist so teuer geworden. Die fahren dann gleich zu Huma“, sagt sie, „und die Politessen sind so rigoros, das schreckt viele Kunden ab.“
Diesem Eindruck tritt die Stadt entgegen. „Es gibt seit Januar 2024 keine verstärkten Kontrollen des ruhenden Verkehrs“, erklärt Stadtpressesprecherin Mira Steffan. Die städtische Wirtschaftsförderung insbesondere befinde sich zu vielen Themen im engen Austausch mit der Werbegemeinschaft. Nach Abschluss der Umfrage sollen dort auch die Ergebnisse besprochen werden.
Der Bürgermeister hat außerdem eine verwaltungsinterne Projektgruppe eingesetzt, die das Parkraumkonzept für die Innenstadt weiterentwickelt. „Die Werbegemeinschaft soll als zentraler Akteur in die Erarbeitung eingebunden werden“, so Steffan. Die Ergebnisse der Online-Befragung könnten durchaus in den Prozess einfließen.
Das Ziel, mehr Einnahmen für den Haushalt zu generieren, ist - trotz häufig leerer Parkbuchten - übrigens erreicht worden. Im ersten Halbjahr 2023 lagen die Einnahmen durch Parkgebühren bei 391.095 Euro, im Vergleichszeitraum 2024 waren es 518.749 Euro.