Auch die „Südkurve Köln“ trägt das Statement an die DFL mit. Rückhalt für die Proteste gibt es laut einer Umfrage auch von anderen Fans.
Ampel-Politiker stärken Fans im Investoren-StreitDeutsche Fanszenen appellieren an Vereine – wie reagiert die DFL?
Mehrere Fanszenen in Deutschland haben in einem gemeinsamen Statement sich erneut gegen den Einstieg von Investoren bei der Deutschen Fußball-Liga (DFL) gestellt und an die Vereine appelliert. Getragen wird das Statement unter anderem auch von dem Kölner Fan-Zusammenschluss „Südkurve Köln“. Die aktiven Fanszenen und Ultras halten an ihre Positionen fest – und die Frage wird größer: Wie reagiert die DFL auf die anhaltenden Proteste?
Fans gegen DFL-Investoren: „Die anhaltenden Proteste in den Stadien zeigen Wirkung“
„Die anhaltenden Proteste der Fanszenen Deutschlands in den Stadien zeigen Wirkung“, beginnen die Fans ihr Statement. Sie beharren auf einer Neuabstimmung der 36 Mitgliedervereine der DFL, die zunächst für einen Investoren-Einstieg gestimmt hatten. Da es aber auch Ungereimtheiten im Abstimmungsprozess etwa um Hannover-Mäzen Martin Kind gab, kommt es derzeit in der Bundesliga regelmäßig zu Protesten etwa mit Tennisbällen.
Die Fanszenen kritisieren weiter, dass die DFL wohl von ihrer Position nicht abrückt und in einer möglichen Neuwahl nicht die bisherige Zweidrittelmehrheit, sondern eine einfache Mehrheit reichen könnte. Die Fans stellen sich dagegen: „In aller Klarheit: Wir fordern eine offene Neuabstimmung mit einer benötigten 2/3-Mehrheit unter Einhaltung der 50+1-Regel! Alles andere ist eine Farce und nichts weiter als eine Zuspitzung dieser handfesten Krise des Deutschen Fußballs!“, heißt es in dem Statement, das neben Köln unter anderem auch die aktiven Fanszenen aus München, Stuttgart oder Karlsruhe mittragen.
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Proteste gegen DFL und Investoren: Ampel-Politiker stärken Fans den Rücken
Angesichts des andauernden Streits um den DFL-Investoreneinstieg haben sich nun auch Politiker der Ampel-Regierung eingeschaltet. „Die Fans sind die Seele des Fußballs - daher verdienen ihre Stimmen unsere volle Aufmerksamkeit“, sagte Sabine Poschmann, sportpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, dem Tagesspiegel.
Die 55-Jährige forderte „angesichts der Umstände“ der ersten Abstimmung ein erneutes Votum, „um Transparenz und Fairness zu gewährleisten“. Für die massiven Proteste der Fans habe sie „volles Verständnis“. Auch Philip Krämer, stellvertretender Vorsitzender des Sportausschusses, forderte, dass zumindest „über eine neue Abstimmung zum DFL-Investorendeal nachgedacht werden“ sollte. Der Grünen-Politiker hatte bereits nach dem Votum im Dezember den fehlenden Dialog mit den Fans kritisiert.
Auch der sportpolitische Sprecher der FDP forderte Fans und Verantwortliche auf, „gemeinsam an einen Tisch zusammenzukommen“. „Wir müssen eine offene und ehrliche Diskussion darüber führen, wie wir einerseits den Fußball, den wir schätzen und lieben, erhalten, aber andererseits auch international wettbewerbsfähig bleiben“, sagte Philipp Hartewig. Der Diskussionsprozess werde dann zeigen, „ob es einer erneuten Abstimmung bedarf“, sagte Hartewig.
Nach dem Druck durch die Fans, öffentliche Debatte und Stimmen aus der Politik will sich das DFL-Präsidium nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur (dpa) erneut treffen und beraten. Dabei soll das weitere Vorgehen erörtert werden, ob es wirklich zu einer Neuabstimmung kommt, ist aber unklar.
Viele Fans unterstützen Proteste und stellen sich gegen Investoren bei der DFL
Rückhalt für die Proteste haben die aktiven Fan-Szenen offenbar auch bei anderen Stadiongängern: Fast die Hälfte der deutschen Fans lehnt den Einstieg eines Investors bei der Deutschen Fußball Liga ab. Das ist das Ergebnis einer Umfrage der Sportmarketingagentur One8y. Dabei stimmten 46 Prozent der befragten Fußballinteressierten gegen den geplanten Investoren-Einstieg, 33 Prozent waren dafür. Etwa jeder Fünfte (22 Prozent) stand der Sache neutral gegenüber oder wollte keine Angaben machen.
Außerdem ergab die Umfrage, dass die andauernden Fan-Proteste in den Stadien der 1. und 2. Bundesliga für rund die Hälfte der Befragten angemessen sind. Auf die entsprechende Frage antworteten 17 Prozent mit „ja, ganz sicher“ und 35 Prozent mit „ja, eher schon“. Für unangemessen halten 37 Prozent der Befragten die Protest-Aktionen von den Rängen, die seit Wochen für Spielunterbrechungen im deutschen Profifußball sorgen.
Für die nach Angaben von One8y repräsentative Online-Umfrage hat die Sportmarketingagentur 1006 fußballinteressierte Personen im Alter zwischen 16 und 69 Jahren vom 18. bis 19. Februar befragt.
Die DFL will für eine prozentuale Beteiligung an den TV-Erlösen von einem Finanzinvestor eine Milliarde Euro kassieren. Bei der Abstimmung der 36 Proficlubs über den Deal war die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit nur knapp zustande gekommen. Aufgrund der umstrittenen Rolle von Geschäftsführer Martin Kind von Zweitligist Hannover 96 steht der Verdacht im Raum, dass bei dem Votum ein Verstoß gegen die 50+1-Regel vorgelegen haben könnte. (mit dpa/sid)