Der Gegenprotest war deutlich größer. Ihnen gelang es sogar, eine Brücke dichtzumachen, wodurch die Demo der „Lebensrechtsbewegung“ weniger Aufmerksamkeit bekam.
„Marsch für das Leben“Mehrere Blockaden machen Abtreibungsgegnern in Köln Probleme
Der „Marsch für das Leben“ hatte es auch beim zweiten Mal in Köln schwer. Schon im vergangenen Jahr wurde die Demonstration gegen Schwangerschaftsabbrüche blockiert. So auch dieses Jahr – trotz verstärkter Polizeipräsenz.
Ursprünglich sollte der Marsch der sogenannten Lebensrechtsbewegung am Samstag um 14 Uhr von der Deutzer Werft über die Deutzer Brücke Richtung Innenstadt ziehen. Doch Aktivisten des „Bündnis Pro Choice“, einem Zusammenschluss antifaschistischer und feministischer Gruppen, blockierten beide Fahrbahnen der Brücke.
Kritik an Pro-Life-Demo: Der gemeinsame Nenner ist Antifeminismus
Zuvor hatte sich der Gegenprotest in der Nähe versammelt. Laut Polizei trafen ab 12 Uhr über 2500 Menschen auf dem Ottoplatz in Deutz ein, um für das Selbstbestimmungsrecht von Frauen zu demonstrieren. Dieses Recht werde durch den „Marsch für das Leben“ bedroht.
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„Antifeminismus nimmt eine Scharnierfunktion zwischen konservativen, christlich-fundamentalistischen und extrem rechten Gruppen ein“, sagt Ronja Heukelbach von „Spotlight“, einem vom Land und Bund geförderten Projekt, das sich mit den Gefahren von Antifeminismus befasst. Der „Marsch für das Leben“ sei problematisch, weil dessen Unterstützer „darauf hinarbeiten, die reproduktive Selbstbestimmung zu untergraben“. Dies geschehe unter anderem durch Lobbyarbeit, die Gesetzgebungsverfahren und den öffentlichen Diskurs beeinflussen soll.
Kritik, die der „Pro Life-“ oder „Lebensrechtsbewegung“ schon seit Jahren vorgeworfen wird. Einige Kölner Politiker sprachen sich deshalb im Vorfeld gegen die Demonstration aus. Auch Oberbürgermeisterin Henriette Reker schrieb auf X, dass die Marschierenden ihre Haltung als Frau „ausdrücklich nicht“ vertreten.
„Marsch für das Leben“: Tina Turner, ABBA und Plastik-Embryos
Der Kölner „Marsch für das Leben“ wirkte harmlos. Zur Auftaktkundgebung versammelten sich etwa 2000 Teilnehmer gegen Mittag an der Deutzer Werft – darunter Familien, Jugendliche und Senioren. Aber auch Mitglieder erzkatholischer Gruppen, Burschenschaften und der rechtskonservativen Organisation TFP („Tradition, Familie, Privateigentum“) Europe.
Auf der Bühne spielten Musiker Klassiker wie Tina Turners „Simply the best“ und ABBAs „Dancing Queen“, aber auch erklärte Abtreibungsgegner wie John Deighan von der schottischen Pro-Life-Organisation SPUC und der CDU-Bundestagsabgeordnete Hubert Hüppe sprachen.
Vereine wie „Sundays For Life“, „Aktion Lebensrecht für Alle“ oder die CDU-nahen „Christdemokraten für das Leben“ verteilten einschlägiges Infomaterial, kleine Plastik-Embryos oder Tüten mit veganen Herz-Fruchtgummis, symbolisch für je ein sterbendes und gebrochenes Herz nach einem Schwangerschaftsabbruch. Sie gehören zum Bundesverband Lebensrecht (BVL), der den Marsch in Köln und Berlin organisiert.
Zwei Blockaden auf Severinsbrücke
Um 14 Uhr setzte sich der „Marsch für das Leben“ in Bewegung. Die Teilnehmenden griffen zu einheitlichen Schildern, die haufenweise vor der Bühne lagen, und liefen los zur Severinsbrücke. Begleitet von Taylor Swifts „Shake it off“, die ironischerweise selbst „Pro Choice“ ist.
Doch auch die Alternativroute war nicht problemlos: Zwei Blockaden am linken Rheinufer brachten den Marsch kurz zum Stillstand. Erst stellte sich eine Gruppe auf die Fahrbahn, dann setzte sich eine weitere hinter ein Plakat mit der Aufschrift „Fundis abtreiben“ auf den Asphalt. Die Polizei räumte beide Blockaden. Auf der restlichen Strecke – entlang der B55, Tel-Aviv-Straße, Blaubach, Perlengraben und auf dem Rückweg über die Severinsbrücke – kam es immer wieder zu Störungsversuchen, die durch die verstärkte Polizeipräsenz auf Zwischenrufe beschränkt blieben.
Der „Marsch für das Leben“ war bis auf gelegentliche Parolen wie „Kölle... alive“ eher ruhig. Die meisten Kölnerinnen und Kölner dürften eher die kurzzeitigen Verkehrsstörungen bemerkt haben.
Das „Bündnis Pro Choice“ feiert dies als Erfolg: „Wir haben gezeigt, dass Köln bunt, queer und feministisch ist.“ Aber auch der Bundesverband Lebensrecht ist zufrieden. Ihr Marsch sei gelungen, deshalb soll es am 20. September 2025 wieder einen in Köln geben.