Der Neumarkt gehört zu den problematischen Plätzen in Köln. Oberbürgermeisterin Henriette Reker sendet jetzt das Signal zur Veränderung.
Kommentar zum DrogenhotspotReker sendet starkes Signal für „verstörenden“ Neumarkt
Der Neumarkt gehört schon seit langer Zeit zu den Sorgenkindern Kölns – doch trotz aller Beteuerungen von Politik und Stadtverwaltung hat sich die Situation nach wie vor nicht verbessert. Im Gegenteil, nie hat es sich in den umliegenden Straßen schlechter gelebt als zurzeit.
Drogenabhängige Menschen rauchen in den Hauseingängen Crack oder spritzen sich Heroin, ihre Hinterlassenschaft dürfen die Hausbewohner am nächsten Tag entsorgen. Die Nächte hindurch sind Schreie zu hören, vor allem im Sommer. Und die Gehwege sind mit einer schwarzen Dreckkruste überzogen, die der Einsatztrupp der Abfallwirtschaftsbetriebe längst nicht mehr entfernen kann.
Wer den Neumarkt als Pendler erlebt oder als Besucher an einem Einkaufssamstag, der will vor allem eines: Eine möglichst große Entfernung zwischen sich selbst und diesen Unort mitten in der Innenstadt bringen. Von den verstörten Gedanken, die Touristen durch den Kopf gehen mögen, wenn sie am Neumarkt stehen, erst gar nicht zu reden.
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Kölner Verkehrsdezernent will erst im Jahr 2024 Farbe bekennen
Die Oberbürgermeisterin hat all das schon seit einiger Zeit erkannt, sie befindet sich seitdem in einer Zwickmühle. Denn eine richtige Neugestaltung des Platzes wird erst möglich sein, wenn der Stadtrat endlich entschieden hat, ob die KVB-Bahnen am Neumarkt unterirdisch in einem Tunnel fahren oder die Bahnsteige oberirdisch verlängert werden, damit dort in Zukunft 90 Meter lange Züge halten können.
Wäre es nach Henriette Reker gegangen, hätte es diese Entscheidung in diesem Jahr gegeben. Doch Verkehrsdezernent Ascan Egerer, der den Grünen – die den Tunnel ablehnen – nahesteht, hat auf die Bremse getreten. Er will erst im kommenden Jahr Farbe bekennen.
Angesichts dieser Hintergründe ist der Versuch, den Neumarkt in diesem Sommer mit einem Kulturprogramm provisorisch aufzuwerten, durchaus löblich. Das Projekt wird die Probleme zwar nicht lösen, aber die Oberbürgermeisterin hat immerhin ein starkes Signal gesendet, dass sie diese Misere nicht länger hinnehmen will.