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Rat soll über Verkauf entscheidenStadt Köln will Hallen Kalk 75 bis 77 nicht sanieren

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Die Hallen Kalk am Ottmar-Pohl-Platz sind marode.

Die Hallen Kalk am Ottmar-Pohl-Platz sind marode.

Die Sanierung der Hallen Kalk an den Adressen 75 bis 77 soll ein externer Projektentwickler übernehmen.

Eine weitere Kulturbaustelle will die Stadtverwaltung nicht aufmachen: Stattdessen soll ein externer Projektentwickler drei Adressen der Hallen Kalk sanieren. Denn die Hallen mit den Nummern 75, 76 und 77 sind marode. 46 bis 90 Millionen Euro würde ihre Instandsetzung kosten – eingerechnet ist nur ihr Erhalt, noch keine Umbauten für eine spezifische Nutzung. Diese Kosten will das städtische Kulturraummanagement nicht selbst tragen. Das geht aus einer Beschlussvorlage hervor, über die der Stadtrat im November entscheiden soll.

Darin schreibt die Verwaltung: „Aufgrund der aktuellen finanziellen Situation der Stadt ist dieses Vorgehen die realistischste und wirtschaftlichste Lösung, um die Liegenschaft einer geeigneten Nutzung zuzuführen, ohne die städtischen Ressourcen zu belasten.“ Das könnte eine Stiftung, Gesellschaft oder auch eine Einzelperson oder ein Verein übernehmen. Die Stadt will die Hallen verkaufen oder per Erbbaurecht abgeben.

Hallen 75 bis 77 in Kalk sind einsturzgefährdet

Szenarien zum Erhalt der Hallen vom Rückbau der einsturzgefährdeten Abschnitte bis zur vollständigen Rekonstruktion wurden für das Gutachten aus dem vergangenen Jahr schon geprüft. Heraus kam der Kostenrahmen bis zu 90 Millionen Euro. Auch einen kompletten Abriss erwog die Stadtverwaltung in den Planungsszenarien, obwohl die Hallen seit 1992 denkmalgeschützt sind. Was mit den Hallen zukünftig passiert, ist also auch im November noch nicht geklärt. Die Entscheidung soll der Rat nach den Ergebnissen des Prüfverfahrens treffen, wenn denn ein Entwickler gefunden werden konnte.

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Zum jetzigen Zeitpunkt schreibt die Verwaltung lediglich, der Projektentwickler soll die Hallen einer „stadtentwicklungspolitisch sinnvollen Nutzung“ zuführen. Sie schreibt die Hallen als ein Projekt aus. Ob die Stätten wieder der Kultur offen stehen werden, ist damit fraglich.

Kultur zog bereits aus den Hallen in Kalk aus

Die Hallen 75 und 76 stammen aus dem Jahr 1905, Teile der Halle 77 reichen zurück bis 1872. Im Zweiten Weltkrieg wurden sie stark beschädigt und später umgebaut. Das Schauspiel Köln nutzte Halle 75 von 1994 bis 2020 als Spielstätte. Der Rat beschoss 2023 bereits, sie aus dem Sondervermögen der Bühnen in die allgemeinen Liegenschaften der Stadt zu überführen.

In Halle 76 stellte das Museum Ludwig in den vergangenen 20 Jahren unregelmäßig aus. Das lässt ihr Zustand mittlerweile nicht mehr zu. Die Stadt ist wegen eines Schenkungsvertrags von 82 Werken der „Peter und Irene Ludwig Stiftung“ dazu verpflichtet ist, dem Museum eine weitere Fläche zur Verfügung zustellen. Das Kulturdezernat sei in Gesprächen über Alternativen.

Die Industriehallen verfallen derweil. Die Bezirksvertretung Kalk beschloss deshalb sogar, sie dreidimensional aufnehmen zu lassen, damit sie nach ihrem Einsturz zumindest dokumentiert bleiben.

Kultur zieht zumindest in den Osthof der Hallen Kalk wieder ein

Die drei Hallen sind die westlichen Industrierückstände auf dem ehemaligen Gelände von Klöckner-Humboldt-Deutz (KHD) in Kalk. In unmittelbarer Nachbarschaft, in Halle 70, soll 2029 das Dokumentationszentrum und Museum über die Migration, kurz Domid, öffnen. Der dahinter gelegene sogenannte Osthof war diesen Sommer erstmals wieder zugänglich. Die Inititative Kulturhof Kalk bespielt die Fläche mit weiteren Künstlern und Vereinen des Viertels seit Juli mit Open-Air-Veranstaltungen.