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„FC Köln braucht Alternativen“Das sagen Politik und FC zur Ausbauvariante Bocklemünd

Lesezeit 5 Minuten

Das Geißbockheim

Köln – Der jahrelange Kampf um die Ausbaupläne des 1. FC Köln ist um eine neue Variante reicher. In Rede steht nun, dass das Nachwuchsleistungszentrum neben dem Franz-Kremer-Stadion im Grüngürtel entstehen könnte und Trainingsplätze für einige Junioren-Mannschaften und womöglich das Frauenteam auf der Bezirkssportanlage Bocklemünd gebaut werden. Ursprünglich hatte der Rat beschlossen, dass der FC komplett im Grüngürtel erweitern darf, was jedoch auf massiven Widerstand etwa von Bürgerinitiativen stieß.

Zuletzt hatten Grüne, CDU und Volt mit ihrer Ratsmehrheit bestimmt, ein Teil jenes Geländes in Marsdorf, das eigentlich als neuer Standort für den Großmarkt vorgesehen war, für den Bundesligisten ins Auge zu fassen.

Hier die Reaktionen aus Politik, Verwaltung und 1. FC Köln auf die mögliche Variante Bocklemünd.

Grüne

„Wir haben immer betont, dass der FC Alternativen braucht zur Gleueler Wiese“, sagt Fraktionschefin Christiane Martin. „Der von uns bisher favorisierte Standort Marsdorf, den auch der FC nicht kategorisch ablehnt, ist schon länger im Gespräch, und diese Variante wird weiter verfolgt“, so Martin weiter. „Ob Bocklemünd nun eine weitere Alternative ist, kann ebenfalls geprüft werden, auch wenn ich bei diesem Standort noch viele unbeantwortete Fragen sehe."

SPD

Die Sozialdemokraten hätten „immer die Lösung am Traditionsstandort Geißbockheim unterstützt, damit der Verein optimale strukturelle Bedingungen bekommt, um dauerhaft erfolgreich in der Bundesliga spielen und seine umfangreiche Nachwuchsarbeit fortsetzen zu können“, sagt Fraktionschef Christian Joisten. „Der Wortbruch von Grünen, CDU und Oberbürgermeisterin Reker gegenüber dem FC zwingt uns nun aber zu neuen Ideen, da auch der derzeit im Raum stehende Vorschlag Marsdorf für den FC unbrauchbar ist.“

Wenn Bocklemünd für den FC „eine tragfähige Lösung darstellt, werden wir diesen Weg gemeinsam mit diesem wichtigen Player für unsere Stadt weiterentwickeln“, sagt Joisten. Das dürfe aber nicht auf Kosten kleinerer Vereine, des Breitensports und des Freizeitsports geschehen. Diese „dürfen jetzt nicht unter den Folgen eines durch Oberbürgermeisterin Reker, die Grünen und die CDU vermurksten Verfahrens leiden", so Joisten.

CDU

„Die Verwaltung sucht unverändert nach Alternativstandorten für den FC auf Kölner Grund und Boden. Als Politik haben wir dem Verein eine Option in Marsdorf aufgezeigt“, sagt Fraktionsvorsitzender Bernd Petelkau. „Für uns ist es noch viel zu früh, die Bezirkssportanlage Bocklemünd als möglichen Standort zu bewerten und zu kommentieren“, sagt er weiter. „Wir stehen unverändert zu dem Ausbaubeschluss am Geißbockheim. Angesichts eines langwierigen Gerichtsverfahrens, das durchaus bis 2028 dauern kann, haben wir mit Marsdorf eine Alternative für den Verein geschaffen.“ Umweltschützer klagen derzeit gegen den Bebauungsplan im Grüngürtel. Die Politik habe jedenfalls Wege aufgezeigt, „der FC muss nun entscheiden, welchen er davon gehen möchte", erklärt Petelkau.

Linke

„Wenn man über einen Alternativplan öffentlich diskutieren will, möchte ich die Meinung des 1. FC Köln und der Verwaltung sowie der Bezirksvertretung Ehrenfeld kennenlernen“, sagt Ratsmitglied Jörg Detjen. „Wir halten unseren Alternativstandort am Salzburger Weg, wo die Stadt mal den DFB unterbringen wollte, weiter für zielführender. Dort könnte für alle ein neues Leistungszentrum in unmittelbarer Nähe des FC-Stadions entstehen.“ Die Linke hatte das Areal südwestlich des Rhein-Energie-Stadions in Junkersdorf bereits 2016 vorgeschlagen. „Mit dem Standort Bocklemünd dagegen würden die Mannschaften auf zwei Standorte verteilt. Die jüngeren Mannschaften und zwei Frauenmannschaften müssten einen weiten Weg fahren“, urteilt Detjen.

FDP

„Bocklemünd ist ein großes Sportareal, auf dem sich der FC entwickeln könnte“, meint Fraktionsgeschäftsführer Ulrich Breite. „Es sind dort ohnehin Investitionen in eine neue Turnhalle und Kunstrasenplätze geplant“, eine Ansiedlung von Abteilungen des 1. FC Köln könne daher „Synergien“ erzeugen. Auch die mögliche Nähe von Profi- und Breitensport auf dem Gelände in Bocklemünd, auf dem bereits andere Sportvereine trainieren, begrüßt Breite. „Aber der FC muss natürlich auch nach Bocklemünd wollen.“ Die Gleueler Wiese im Grüngürtel als Areal für den FC, die der Bundesligist nach wie vor favorisiert, hält Breite für „erledigt“. Diesen Bereich würde das Ratsbündnis nicht noch einmal mittragen, „da muss man die politischen Realitäten akzeptieren“.

Volt

„Wir sind im Prozess eine Position zu finden, die dem FC als mitgliederstärkstem Verein dieser Stadt, aber auch der Gesamtheit der Stadtgesellschaft zugute kommt“, formuliert der sportpolitische Sprecher Christopher Gudacker. „Falls Bocklemünd in Frage kommt, hätte die Bezirkssportanlage aufgrund der Synergieeffekte mit den Sporttreibenden vor Ort das Potential, die Lösung zu sein.“ Voraussetzung sei jedoch eine umfassende Einbindung der Vereine vor Ort und eine geringere Umweltbelastung als an der Gleueler Wiese oder in Marsdorf.

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1. FC Köln

„Wir möchten die Berichterstattung nicht kommentieren“, hält sich Präsident Werner Wolf bedeckt. „Das Wichtigste für den 1. FC Köln ist es, dass sich bei den Entscheidungsträgern in dieser Stadt ein politischer Wille formt, den Verein in dieser existenziellen Frage zu unterstützen.“ Dieser Beistand stehe dem Bundesligisten durchaus zu, sagt Wolf: „Der FC repräsentiert diese Stadt auf so positive und emotionale Weise und die Menschen in dieser Stadt identifizieren sich so stark mit ihm, dass er diese Unterstützung verdient hat.“

Stadtverwaltung

Zur Variante Bocklemünd gibt sich die Stadt auf Anfrage wortkarg und verlautbart lediglich das: „Die Verwaltung ist durch den Beschluss des Rates am 14.12.2021 beauftragt, die Flächen südlich der Toyota-Allee in Köln-Marsdorf für ein Trainingsgelände des 1. FC Köln zu berücksichtigen. Diesbezüglich finden Gespräche mit dem 1. FC Köln statt. Darüber hinaus untersucht die Verwaltung gemeinsam mit dem 1. FC Köln im Sinne von Ersteinschätzungen weitere Flächen auf dem Stadtgebiet.“ Fragen zu Bocklemünd, zum Beispiel ob die Bezirkssportanlage zu den untersuchten Flächen gehört, welche „weiteren Flächen“ überhaupt derzeit untersucht werden oder ob die Verwaltung zu „Ersteinschätzungen“ gekommen ist oder nicht, wollte die Verwaltung nicht beantworten.