Kurzarbeit und der geplante Jobabbau bei Ford Köln bewegen Leserinnen und Leser, Ursachen für die Krise des Autobauers zu analysieren.
LeserbriefeDie Krise bei Ford Köln hat viele Ursachen
Ford Köln: Versagen des Managements
Kurzarbeit bei Ford, das wundert mich nicht. Die Ursache hierfür ist aber nicht nur die allgemein schlechte Wirtschaftslage und die geringere Nachfrage nach E-Autos, sondern vielmehr die falsche Modellpolitik des Unternehmens. Zwei Ford-E-Modelle, Explorer und Capri, im SUV-Verschnitt, mit einem Einstiegspreis ab 51.000 Euro! Wer kann sich das leisten?
Auch Volkswagen baut leider längst keine Autos mehr fürs „Volk“. Auf diese Fehlentwicklung müsste die Politik deutlich mehr Einfluss nehmen. Ich bin sicher, dass Ford Köln mit seiner E-Modell-Reihe wirtschaftlich scheitern wird. Das ist ein Versagen des Managements. Am Ende ist es dann wieder einmal der Staat, der ein falsch geführtes Großunternehmen finanziell retten soll. Lutz Wille Troisdorf
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Ford: Fehlentscheidung für den europäischen Markt
Niemand sagt deutlich, dass die Ford-Konzernzentrale in den Vereinigten Staaten eine Fehlentscheidung für den Pkw-Markt in Europa getroffen hat. Wie viele Kleinwagen huschen über unsere Straßen, finden Parkplätze in den kleinsten Lücken und verbrauchen relativ wenig Sprit? In Südeuropa sind viele enge Straßen und Gassen nur für Kleinwagen befahrbar. Was wollen die Bewohner der Innenstädte mit meist SUV-großen Vehikeln anstellen? Wo sollen sie fahren und parken?
Und wer hat denn die Mittel, einen Ford für über 50.000 Euro zu erstehen, abgesehen von den dann hohen Kosten für die oft riesigen Reifen und die Versicherungsprämien? Warum soll nun der Steuerzahler die Absatzkrise, die durch eine Entscheidung „am Markt vorbei“ entstanden, via Kurzarbeitergeld finanzieren? Was hier im Angebot fehlt, sind Fahrzeuge wie Fiesta, Polo, Fiat 500 oder Citroën C1, die doch im Moment das Straßenbild bestimmen. Ulrich Brockmann Brühl
Ford-Krise: Mitverantwortlich ist das Verhalten der Autokäufer
Ich stimme dem Kommentar von Corinna Schulz zu, dass die Kurzarbeit ein fatales Signal ist. Ich ziehe aber gänzlich andere Schlüsse. Für mich ist das Verhalten der Kunden aktuell fatal. Es sind längst nicht mehr die Autobauer, die bremsen. E-Fahrzeuge belegen täglich millionenfach ihre Praxistauglichkeit und begeistern durch Fahreigenschaften und Komfort. Trotzdem wird fast in jedem Artikel und Kommentar gebetsmühlenartig die immer gleiche Leier gegen E-Autos wiederholt.
Ist es nicht auch das, was die Zweifel stärkt? Wer kann, sollte umsteigen, auch zum Wohle unserer Hersteller und Arbeitsplätze. Sonst lassen wir die Hersteller mitten in der teuren und schwierigen Transformation verhungern und fahren demnächst wirklich alle chinesische Fabrikate. Das trifft uns dann alle härter als 30 Minuten Ladestopp auf der Urlaubsreise. Richard Stevens Köln
Ford Köln: Opfer der autofeindlichen Politik der Stadt?
Sicher zu Recht weist der Autor darauf hin, dass die Lage bei Ford auch auf Fehler des Managements zurückzuführen ist. Aber sicher hat die Politik den größeren Anteil. In einer Stadt wie Köln, wo mit aller Macht gegen das Auto gekämpft wird, braucht man sich nicht zu wundern, wenn Autohersteller die Tore schließen. Am 23. November konnte man im „Kölner Stadt-Anzeiger“ lesen, dass die Parkgebühren erhöht werden sollen, um den Kölnern das Autofahren zu verleiden.
Die Betreiber dieses Vorschlags, allen voran die grünen Ratsmitglieder und die von Volt, sind diejenigen, die massive Entlassungen und den Ausfall von Steuereinnahmen wesentlich zu verantworten haben. Sie sind gleichzeitig nicht in der Lage, einen attraktiven ÖPNV aufzusetzen, sondern jammern nur über Personalmangel und verhindern einen U-Bahn-Tunnel, der allein die Staus auf der Schiene auflösen kann. Das ist verantwortungsloses Handeln von Wohlstandskindern, die dabei sein, eine Großstadt in Bullerbü zu verwandeln. Martin Klein Köln
Ford: Kleine, sparsame Autos werden gebraucht
Ford hat mit der Produktion von Fiesta und Focus Fahrzeugserien für eine breite Masse an Autofahrern eingestellt. Wen wundert es, dass so wenig Interesse an den beiden neuen Modellen besteht? Wer nicht einmal einen Parkplatz für einen Fiesta findet, wird kaum hoffen, zusätzlich noch eine freie Ladestation zu finden. Wären nicht kleine, sparsame Autos die bessere Lösung für die Zukunft? Wie viele Ressourcen könnte man sparen! Rolf Neumann Köln
Verursacht Marktsättigung die Krise der Autoindustrie?
Könnte es nicht sein, dass mit 0,588 Pkw pro Einwohner – vom Säugling bis zum Greis – so etwas wie Marktsättigung erreicht ist? Könnte es nicht sein, dass immer größere Pkw nicht mehr nachgefragt werden? Wie kommt es, dass etwa Pflegedienste Schwierigkeiten haben, parklückenfreundliche Kleinwagen als Dienstwagen auf dem deutschen Markt zu erwerben? Aber bestimmt sind die Grünen schuld und nicht die Konzentration der Autohersteller auf immer größere, höhere, breitere Produkte auf dem Automarkt. Birgit Bossbach Köln
Steuerzahler sollen verfehlte Modellpolitik der Autobauer richten
Jahrelang strichen die meisten deutschen Automobilhersteller fette Gewinne mit XL-Autos und SUV ein, meist zu Preisen jenseits der 50.000 Euro. Autos, die man in dieser Form gar nicht braucht – Stichwort Ressourcenverschwendung. All das wurde noch vom Staat mit einer Prämie gefördert. Nun ist die Prämie weggefallen und der Markt für hochpreisige Autos weitgehend gesättigt. Da unsere Autoindustrie aber kaum E-Autos im Klein- und Mittelklassebereich im Angebot hat, zu Preisen unter 30.000 Euro, wo mit Sicherheit Nachfrage bestünde, hat sie nun ein Problem.
Reflexartig wird dann wieder nach dem Staat gerufen, der die völlig verfehlte Modellpolitik mit dem Geld des Steuerzahlers ausbügeln soll. Ausbaden müssen das als Erstes die Mitarbeiter, die Kündigungsschreiben erhalten. Die Manager, die das alles verbockt haben, kassieren munter weiter viele Millionen. An sich müssten sie als erste entlassen werden, ohne aberwitzige Abfindungen.
Ford scheint in Europa mutwillig vor die Wand gefahren zu werden: Viel zu spät auf ausschließlich teure E-Autos gesetzt, entgegen der erfolgreichen Tradition von Autos mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis in der Unter- und Mittelklasse. Sehr schade! Thomas Lerch Hennef
Ford: „Keine Autos mehr für den Durchschnittsbürger“
Wenn man bei Ford nur E-Autos produziert, die der Durchschnittsbürger nicht braucht, wundert mich die Entwicklung bei Ford nicht. Der Fingerzeig auf China reicht da nicht. Die Franzosen zeigen uns, wie es geht. Sie bringen kleinere und günstigere E-Autos auf den Markt. Ralf Opitz Bergisch Gladbach
Ford-Krise: Folge politischer Fehlentwicklungen
Als ehemaliger Ford-Mitarbeiter mit über 40 Jahren Betriebszugehörigkeit wundere ich mich über Kölner Kommunalpolitiker, angeführt von Frau Reker, die nun Krokodilstränen über den Niedergang des Ford-Standorts in Köln vergießen. Haben sie doch alles getan, um diesen Niedergang der Automobilindustrie herbeizuführen: Unter Federführung der Volt-Partei, im Schulterschluss mit den Grünen, wurden die unsinnigsten Verkehrsversuche durchgesetzt, um die Kölner Innenstadt „autofrei“ zu bekommen. Das haben sie nun ja mit dem Aus für Ford-Köln (fast) geschafft.
Unser Wirtschaftsminister streicht die Subventionen für E-Autos und wundert sich dann, dass die Mehrzahl der Käufer diese Fahrzeuge nicht mehr haben will. Das kommt dabei herum, wenn eine ökologisch ausgerichtete Partei plötzlich verantwortlich für Wirtschaftspolitik wird. Dieses Ressort hätte nie durch die Grünen besetzt werden dürfen. Dort tummeln sich zu viele Amateure, die die Auswirkungen ihrer Entscheidungen nicht überblicken.
Leider haben sie auch aus ihren Fehlern bei der Streichung von Subventionen für die Hersteller von Solaranlagen und Wärmepumpen nichts dazugelernt. Ich kann nur hoffen, dass die nächste Bundesregierung diese Fehlentscheidungen korrigiert und die Grünen wieder auf das Niveau als Regulativ zur Wirtschaftspolitik zurückgestutzt werden. Gisbert Timpe Köln
Ford: „An den Bedürfnissen der Kunden vorbei“
Die Monster-Elektroautos sind unverkäuflich. Welche Überraschung! Dass die Arbeitnehmervertretung jetzt staatliche Hilfe zu Zwangsverkäufen fordert, ist schon selbst für geübte Planwirtschaftler einfach dreist. Elektroautos sind unzweckmäßig, teuer und eine rein politisch motivierte Fehlentscheidung, die an den Bedürfnissen der Kunden völlig vorbeigeht. Die Konsequenz für die arme Autoindustrie ist: Entweder, wie bisher, Autos bauen, die Kunden kaufen möchten oder auf staatliche „Zwangsbeglückung“ hoffen. Ralf Rochel Köln
Krise der Autoindustrie: Chance zum Bau von E-Kleinwagen vertan
Ich kann das Gejammere nicht mehr hören. Mein Sohn trat nach dem Studium in Aachen vor ein paar Jahren ganz euphorisch seine erste Stelle beim Start-up-Unternehmen e.Go in Aachen an. Er war für das Herzstück des Elektroautos, die Batterie, verantwortlich und die Arbeit machte ihm großen Spaß. Das Elektroauto war ein viersitziger Kleinwagen, fuhr sich total gut, hatte noch „Kinderkrankheiten“, die man hätte beseitigen können. Dazu kam es aber nicht. Die riesige Energie der Mitarbeiter verpuffte und e.Go wurde quasi an die Wand gefahren. Offensichtlich ist jetzt, dass ein für viele erschwingliches Elektroauto mit einem Kaufpreis von 15.000 bis 20.000 Euro in Deutschland nicht produziert wird. Welche vertane Gelegenheit! Ursula Nordmann Köln
Autoindustrie: Reden vom Verbrenner-Comeback verunsichern Käufer
Die Auto-Industrie macht Kurzarbeit – aber das ist zum einen selbstverschuldet, weil viel zu große und zu teure E-Autos gebaut werden, und zum anderen haben Politiker der FDP und der CDU/CSU die Menschen mit ihrem Gerede verunsichert und vom Kauf abgehalten. Die Industrie braucht Stückzahlen und die Menschen brauchen „normale“, bezahlbare E-Autos und keine panzerartigen Hightech-Vehikel, die auf keinen Parkplatz und in keine Garage passen.
Die Menschen brauchen Kleinwagen und Kombis, in der Größe eines Ford-Fokus oder Ford-Mondeo. Und es muss auch möglich sein, eine „normale“ Ausstattung zu wählen, das Hightech-Cockpit macht den Leuten Angst. Bei normalem Ausstattungsniveau könnten die Fahrzeuge vermutlich 5000 bis 10.000 Euro günstiger sein. Zu diesem hausgemachten Fehler der Autoindustrie kommt der wahrscheinlich größere, dass ewiggestrige Politiker und Auto-Lobbyisten die Autokäufer verunsichern.
Obwohl die Auto-Konzerne schon längst eingesehen haben, dass in naher Zukunft nur die E-Mobilität die Lösung ist, reden FDP- und CDU/CSU-Vertreter immer noch vom Verbrenner-Comeback, von E-Fuels und Wasserstoffantrieb. Diese Politiker sind schuld an der Schieflage der Autoindustrie und an der Wirtschaftsflaute. Michael Hill Leverkusen