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Leserbriefe zu Salsa-Tanztreffs„Gönnt uns den Spaß!“

Lesezeit 5 Minuten
Auf der Terrasse vor dem Museum für Ostasiatische Kunst sind zahlreiche Menschen zusammengekommen, um Salsa zu tanzen. Schaulustige bevölkern sitzend und stehend die Treppen, die zur Terrasse hinunterführen.

Open-Air-Salsa-Tanztreff vor dem Kölner Museum für Ostasiatische Kunst

Bereicherndes Feierabendvergnügen für einige, lästiges Gedudel für andere. Wie kann eine Verständigung über den Kölner Salsa-Treff gelingen?

Salsa-Szene fürchtet das Aus am Aachener Weiher (28.8.)

Salsa-Tanz: „Rettet diese Veranstaltung!“

Vor einigen Wochen bin ich (62) das erste Mal am Aachener Weiher zum Salsa-Tanzen gewesen. Ich bereue, dass ich nicht schon früher an diesen Abenden teilgenommen habe. Nun lese ich von dem drohenden Aus. Köln, die Stadt mit Herz, Toleranz und Weltoffenheit. Ich verstehe es nicht! Solch eine lockere, beschwingte und friedvolle Atmosphäre; Treffpunkt für Jung und Alt, Tänzer aus aller Welt.

Es wird so viel berichtet über die Einsamkeit der Menschen, die fehlende Kommunikation und Ausgrenzung von ausländischen Mitbürgern und von älteren Menschen. Dass es auch anders geht, wird hier am Museum für Ostasiatische Kunst gezeigt. Noch dazu gut erreichbar und ohne Kosten. Andere Städte sind stolz auf solche Veranstaltungen.

Alles zum Thema Aachener Weiher

Von extrem lauter Musik kann ich nicht berichten, schon gar nicht von Lärmbelästigung. Und ich habe jahrelang in der Südstadt gewohnt! In meinen Augen lebt und wirkt das Gesamtkunstwerk „Ostasiatisches Museum“ erst mit den Menschen, zumal es am Abend ein tristes Dasein fristet. Rettet diese Veranstaltung und gönnt uns den Spaß! Christine Göbel Türnich

Open-Air-Veranstaltungen: Ärger über laute Beschallung

Mit großer Verwunderung lese ich von der Unterstützung der Salsa-Szene durch die Kölner Politik. Ich vermute einmal, dass keiner von ihnen in der Nähe der Veranstaltungsorte wohnt. Es ist ja nicht nur die Veranstaltung am Ostasiatischen Museum. Gleiches spielt sich regelmäßig am Schokoladenmuseum ab. Sechs Stunden Gedudel macht die Nutzung der eigenen Terrasse auch in 200 Metern Entfernung unmöglich.

Und wenn es das nur wäre. Als leidgeprüfter Bewohner des Georgsviertels muss ich im Sommer praktisch jedes Wochenende laute Beschallung – wie gerade durch das Ukraine-Fest – erdulden. Wem gehört eigentlich die Stadt? Ich habe manchmal den Eindruck, dass die Interessen der Kölner keine Rolle spielen. Wir müssen halt hart im Nehmen sein, wie unsere Oberbürgermeisterin sagt. Stefan Möller Köln

Salsa-Treff: Feierabendvergnügen erhalten

Mein Homeoffice mit Wohnung liegt an der Universitätsstraße, dem Museum für Ostasiatische Kunst schräg gegenüber. Zu hören ist von den Tanzpartys so gut wie nichts und zu sehen fast nichts. Da gehört schon eine gehörige Portion böser Wille und Missgunst dazu, sich auf die Lauer zu legen, um zwischen Büschen und Bäumen einzelne Tanzpaare zu erspähen und sich davon gestört zu fühlen. Und der Museumsleitung sei empfohlen, den Job zu wechseln und sich etwa dem Ordnungsdienst zuzuwenden.

In lebhafter Erinnerung ist noch, wie das Ordnungsamt mit ach so beglückender Bürgernähe das Cappuccino-Mobil vor dem Italienischen Konsulat entfernte und nach geharnischtem Aufruhr einige Schritte weiter hinter die Litfaßsäule versetzte. Da finden sich jetzt ganz sicher ebenso massive Argumente, den Leuten das kleine Feierabendvergnügen zwischen Museum für Ostasiatische Kunst und Japanischem Kulturinstitut wegzunehmen. Hans Herbert Gronack Köln

Ja zu Tanztreff, nein zu Partylocation am Ostasiatischen Museum

Der Salsa-Tanztreff am Museum für Ostasiatische Kunst ist eigentlich der ideale Ort für diese kulturelle Begegnung. Museen sind lebendige Orte zum kulturellen Austausch und keine Mausoleen, wo nach Schließung vor dem Gebäude Totenstille herrschen muss. Wenn sich die tanzfreudigen Menschen denn rücksichtsvoll verhalten und um 22 Uhr nicht nur die Musik abstellen würden, sondern das gesamte Gelände verlassen, ist allen gedient und es muss nicht die Verbotskeule der Verwaltung herausgeholt werden.

Ich bin gespannt, ob die Tänzer ihren Egoismus zugunsten der Rücksicht auf andere überwinden. Die Tanzenden müssen auch nicht auf einen Termin mit der Stadtverwaltung warten; schon morgen kann es losgehen und die Gruppe kann beweisen, wie gerne sie den Tanztreff und eben keine Partylocation behalten möchte. Ich wünsche viel Erfolg! Cornelia Zietz Köln

Salsa-Treff: Dialog zwischen Tänzern, Anwohnern, Museum und Verwaltung erforderlich

Da zeichnet sich eine interessante Entwicklung ab. Rücksichtnahme gegenüber Anwohnern steht nicht im Widerspruch zum stets zitierten Kölner Lebensgefühl. Wenn allerdings Plätze von Gruppierungen nicht nur in Anspruch genommen, sondern regelrecht in Beschlag genommen werden und Anwohner sich über Lärm und sonstiges beschweren, darf man sich nicht wundern. Der Brüsseler Platz ist da ein exzellentes Beispiel, den nun Bundesverwaltungsgericht und Landespolitiker beschäftigt.

Auch wenn die Salsa-Tanzszene ein völlig anderes Publikum darstellt, fehlt auch hier eine Abstimmung zwischen Behörde, Anwohnern, Betreiber des Museums und Tanzszene. Es gibt doch genügend Plätze, die sich anbieten, etwa der Fritz-L.-Gruber-Platz. Dieser frühere Parkplatz in der Innenstadt wurde für sagenhafte 860.000 Euro gegen große Widerstände aus der Bevölkerung zur exquisiten Veranstaltungsfläche umgebaut und sogar mit einer Akustikhaube ausgestattet.

Wenn man tags oder nachts den Platz überschreitet, herrscht gähnende Leere. Ab und zu schläft ein Obdachloser dort oder Einkaufende verweilen zu einem kurzen Päuschen. Warum also gestaltet man so einen Platz für soviel Geld in klammen Zeiten, wenn er nicht genutzt wird? Niemand will einer so interessanten Bereicherung des kulturellen Lebens und der freien Tanzszene Steine in den Weg legen, zumal hier Spaß an der Sache Ausgangspunkt ist und nicht Profit. Ein frühzeitiger Dialog hätte schon längst zu einer Lösung geführt. Wenn nicht jetzt, wann dann? Detlef Hagenbruch Köln

Salsa-Treff: Entfernung zu Museum und Anwohnern vergrößern

Das ist sicherlich eine schwierige Situation. Man weiß ja, wie das ist: Erst sind es nur wenige, irgendwann nimmt es zahlenmäßig überhand. Der Brüsseler Platz lässt grüßen. Nun beschweren sich die ersten Anwohner. Und alles, was der Kommentator dazu von sich gibt, ist, dass dies urbanes Leben ist und man dem stattgeben muss.

Dass das Museum das anders sieht und auf die ruhige Wirkung des Gesamt-Ensembles verweist, kann ich gut nachvollziehen. Zumal man dort seit dem Einbruch in das Museum sicherlich auch noch andere Vorbehalte gegen so viele Menschen in unmittelbarer Umgebung hat. Für mich gäbe es eine spektakuläre Alternative in Form einer Seebrücke und einer Plattform in der Mitte des Sees, groß genug für die Tänzer. Dies würde den Aachener Weiher noch einmal aufwerten und die Distanz zu den Anwohnern verdoppeln. Thomas Talke Köln