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„Venedig ist kein Freizeitpark“Neue umstrittene Gebühr für Touristen in Venedig stößt auf heftige Kritik von Bewohnern

Lesezeit 3 Minuten
Ein Grund, warum jährlich Tausende Reisende nach Venedig kommen, sind die berühmten Gondelfahrten auf den Kanälen in der Lagunenstadt. (Symbolbild)

Ein Grund, warum jährlich Tausende Reisende nach Venedig kommen, sind die berühmten Gondelfahrten auf den Kanälen in der Lagunenstadt. (Symbolbild)

Rettung des Welterbes oder nur Abzocke: In Venedig gilt am Donnerstag erstmals eine umstrittene Gebühr für Touristen.

In Venedig wird am Donnerstag erstmals eine Tagesgebühr für Touristen erhoben. Die Sonderabgabe von fünf Euro müssen alle Besucher zahlen, die zwischen 8.30 Uhr und 16 Uhr in die für ihre Kanäle und historischen Gebäude berühmte italienische Lagunenstadt wollen. Dafür müssen sie im Vorfeld im Internet einen QR-Code erwerben, der an den wichtigsten Zugangspunkten zur Stadt kontrolliert wird.

Venedig führt als weltweit erste Stadt neue Touristengebühr ein

Damit ist Venedig die weltweit erste Stadt, die ähnlich wie Vergnügungsparks einen Tageseintritt verlangt. Für das laufende Jahr wurden insgesamt 29 Tage zwischen April und Juni festgesetzt, an denen dieser fällig wird. Ab Donnerstag müssen die fünf Euro nun zunächst bis zum 5. Mai gezahlt werden. Danach gilt die Gebühr jeden Samstag und Sonntag bis zum 13. und 14. Juli (mit Ausnahme des Wochenendes zum Tag der Republik Anfang Juni), also in der touristischen Hochsaison.

Ein Gepäckträger trägt Touristengepäck vor dem Hauptbahnhof. In Venedig, einem der meistbesuchten Reiseziele der Welt, müssen Touristen an diesem Donnerstag erstmals Eintritt bezahlen.

Ein Gepäckträger trägt Touristengepäck vor dem Hauptbahnhof. In Venedig, einem der meistbesuchten Reiseziele der Welt, müssen Touristen an diesem Donnerstag erstmals Eintritt bezahlen.

Ausgenommen sind Menschen, die in der Gemeinde Venedig geboren sind sowie Einwohner in Venetien. Auch Arbeitnehmer, Pendler sowie Schüler und Studenten aller Schul- und Universitätsstufen in Venedig sind befreit.

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Rettung des Welterbes oder nur Abzocke? Neue Gebühr für Touristen in Venedig ist umstritten

Die Gebühr richtet sich insbesondere an Touristen, die nur für einen Tag in die Lagunenstadt im Nordosten Italiens kommen. Wer hingegen in Venedig übernachtet, egal ob in Hotels, Pensionen oder Privatunterkünften, muss die neue Gebühr nicht entrichten. Stattdessen wird für diese Besucherinnen und Besucher allerdings wie bisher eine Kurtaxe fällig.

Die Einnahmen sollen laut Stadtverwaltung später einmal unter anderem in den Erhalt von Gebäuden, Straßen und Kanälen fließen. „Unser Ziel ist es, Venedig lebenswerter zu machen“, begründet Bürgermeister Luigi Brugnaro die Maßnahme. Vorwürfe der Touristen-Abzocke weist er vehement zurück: „Es geht nicht darum, Geld zu machen.“ Die Stadtverwaltung verweist zudem darauf, dass die Gebühr nur an bestimmten Tagen erhoben werden solle, an denen traditionell besonders viele Besucher in die Lagunenstadt strömen. Wer die Gebühr nicht zahlen wolle, könne als Tagestourist auf andere Daten ausweichen.

Venedig: Initiative richtet sich gegen neue Gebühr für Tagestouristen

Der Schritt stößt nicht nur bei Touristen auf Ablehnung, auch einige Bewohnerinnen und Bewohner des beliebten Reiseziels sehen die Gebühr kritisch.

Die deutsche Journalistin und Schriftstellerin Petra Reski, die seit Jahren in Venedig lebt und unter anderem zum intensiven Tourismus publiziert, sieht in der Maßnahme einen Schritt, noch mehr Geld mit Touristen verdienen zu können.

„Das Einzige, was man zur Einführung des Eintrittsgeldes in Venedig wissen muss, ist, dass es keine Absicht hat, den Massentourismus zu beschränken, im Gegenteil, es gilt, daran noch mehr zu verdienen und gleichzeitig die letzten Venezianer aus der Stadt zu vertreiben“, schreibt die Autorin auf X, ehemals Twitter.

Manifest gegen Gebühren: „Venedig ist kein Freizeitpark“

Reski unterstützt die Initiative „freevenicefromticket“ und hat wie andere Venezianer ein Manifest gegen das Eintrittsgeld unterschrieben. Darin heißt es unter anderem: „Venedig ist kein Freizeitpark, sondern muss die offene Stadt bleiben, die sie in ihrer Geschichte immer war – ohne jedes Eintrittsgeld.“

Die Kritik richtet sich vor allem daran, dass Besucherinnen und Besucher künftig sämtliche Daten vor ihrem Besuch angeben müssten. „Es handelt sich um die Vorgehensweise eines Überwachungsstaates“, heißt es im Manifest. Die Unterzeichner glauben, dass eine Gebühr das „ernste Problem des Übertourismus“ nicht lösen werde.

Druck auf Venedig von Unesco wuchs zuletzt

Die vielen Touristen bringen viel Geld in die Stadt, sind zugleich aber in ihrer Masse ein Problem. Mit der Einführung der Tagesgebühr reagierte Venedig auch auf Druck der Unesco. Diese hatte die Stadt sowie die dazugehörigen Lagunen 1987 zum Weltkulturerbe der Menschheit erklärt.

Im vergangenen Jahr aber drohte die UN-Organisation damit, Venedig als „gefährdetes“ Welterbe einzustufen – wegen „unzureichender Schutzmaßnahmen“ mit Blick auf den Massentourismus. Erst nachdem der Stadtrat im September die Tagesgebühr beschlossen hatte, entschied das Welterbekomitee, Venedig doch nicht auf die Liste des gefährdeten Welterbes aufzunehmen. (mit afp)