Leverkusen – Es sieht mehr aus wie ein Hotelzimmer denn wie ein Krankenhaus: Die Badewanne ist farblich beleuchtet, ein grüner Sessel mit Fußhocker lädt zum Sitzen ein. Dass in diesem Raum auch Notkaiserschnitte durchgeführt werden können, sieht man auf den ersten Blick nicht. Fünf neue Kreißsäle hat das Klinikum in Schlebusch in einem neuen Gebäudetrakt eingerichtet.
Augenmerk wurde darauf gelegt, dass sich die Frauen wohlfühlen. Grüntöne, viel Holz, indirektes Licht, Musik und Paneele, die Düfte verströmen – natürlich beruhigenden Lavendel – sollen den werdenden Müttern den Stress nehmen. Und trotzdem ist der Operationssaal mit angeschlossenem Frühchenversorgungszimmer nur den Gang runter, die Kinderintensivstation und Kinderklinik auf gleicher Ebene.
Doch es geht nicht nur um eine reine Wohlfühlatmosphäre. Ziel sei es unter anderem, den Bedarf an Schmerzmitteln zu senken, erklärt Oberarzt Michael Ulbricht. Auch „weniger Geburtseinleitungen, Damm- und Kaiserschnitte“ soll es dank entspannter Mütter geben, fügt die Leitende Hebamme Alin Glaus hinzu. Selbstverständlich wurde auch der Bayer-04-Leverkusen-Kreißsaal in den Farben der Werkself an der neuen Stelle nochmal eingerichtet.
Geburtsklinik von Flut stark getroffen
„Ein Schritt zurück, zwei nach vorn“, so beschreibt Utz Krug, Ärztlicher Direktor, die vergangenen Monate. Die Geburtsklinik sei der Bereich gewesen, der am meisten vom Juli-Hochwasser betroffen gewesen sei. Die Stromversorgung lag im Keller und ist beschädigt worden. Monatelang gab es ein Provisorium. Jetzt sind alle Beteiligten froh, die neue Station im Trakt 1L eröffnen zu können – mit einer Stromversorgung unter dem Dach, sicher ist sicher.
Vor ziemlich genau zwei Jahren musste die Geburtsklinik in Schlebusch für ein Wochenende dicht machen: Aufgrund von Krankheitsfällen und einem Personalengpass standen die Frauen im Dezember 2019 vor verschlossener Tür. Dass sich das wiederholt, damit rechnet das Klinikum nicht, auch wenn krankheitsbedingte Ausfälle und Schwangerschaften natürlich nicht vorhersehbar seien, heißt es.
Es fehlen Hebammen
Doch der Fachkräftemangel ist nach wie vor ein Thema. 23 Hebammen arbeiten aktuell im Klinikum, hinzu kommen fünf medizinische Fachangestellte und eine Stationshilfe. Nachdem die Geburtsstation im Remigius-Krankenhaus in Opladen im Sommer geschlossen hat, habe sich eine Hebamme am Klinikum beworben, sagt Alin Glaus. Sie wurde eingestellt. Ansonsten seien noch einige Stellen unbesetzt.
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Wird erst der hebammengeführte Kreißsaal fertig und in Betrieb genommen – auf den Zeitpunkt will sich Pflegedirektor Matthias Klimkait noch nicht festlegen, die Pläne stünden noch am Anfang – bräuchte man noch mehr Personal. Durch den Wegfall der Gebärmöglichkeit in Opladen rechnet das Klinikum mit einem Geburtenanstieg von knapp 20 Prozent.
Mehr Kinder als 2020
Jetzt, Mitte Dezember, hat das Krankenhaus schon die Zahl der Geburten von 2020 geknackt – und das, obwohl die Geburtsklinik flutbedingt sechs Tage geschlossen war. Knapp 1800 Kinder haben in Schlebusch in diesem Jahr bereits das Licht der Welt erblickt. Zum hebammengeführten Kreißsaal hat das Land 4,9 Millionen Euro als Förderung dazugegeben.
Die weiteren Etagen des aufgestockten Gebäudes 1L, die die Kardiologie und Neurologie beherbergen sollen, werden sukzessive eröffnet. Insgesamt hätten die Baumaßnahmen knapp 25 Millionen Euro gekostet, erläutert Geschäftsführer Hans Peter Zimmermann, fünf mehr als geplant.