Die Linke-Fraktion plädiert im Streit um die Ost-West-Achse für eine dichtere Taktung der 60-Meter-Züge und den Bau von Doppelbahnsteigen.
Neue Bahn-Taktung als Lösung?Linke stellt Gutachten zur Ost-West-Achse vor
Im Streit darüber, wie die Ost-West-Achse der Stadtbahn zwischen Heumarkt und Aachener Weiher ausgebaut werden soll, plädiert die Linke-Fraktion im Stadtrat dafür, den Takt der 60-Meter-Züge zu verdichten. Dafür sollten an den Haltestellen Neumarkt und Heumarkt je zwei Doppelhaltestellen geschaffen werden, damit mehr Fahrgäste gleichzeitig ein- und aussteigen können.
Schon im März präsentierte Fraktionsgeschäftsführer Michael Weisenstein im Rat diesen Vorschlag. Die Linke stützt sich auf ein Gutachten, das sie bei Volker Stölting, Professor für Schienenverkehr und öffentliche Verkehrssysteme an der TH Köln, in Auftrag gegeben hat. Am Donnerstag stellte er es im Rahmen einer Pressekonferenz der Linken-Fraktion vor.
Linke lehnt Pläne eines Tunnels und Einsatz von 90-Meter-Zügen ab
Den Zeitpunkt habe man gewählt, weil die Diskussion „eine neue Dimension angenommen“ habe, sagte Weisenstein. Der Stadtwerke-Konzern rechne mit schwierigen Zeiten, und in den Aufsichtsräten gebe es Überlegungen, „wie kräftig gespart werden kann“. Vor diesem Hintergrund verbietet es sich aus Sicht der Linken, den Plan weiterzuverfolgen, auf der Ost-West-Achse zwischen Heumarkt und Aachener Weiher einen Tunnel zu bauen; die Kosten sind mit 1,06 Milliarden Euro veranschlagt.
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Aber auch die von der Verwaltung vorgelegte Variante des oberirdischen Ausbaus, der den Einsatz von 90 Meter langen Zügen ermöglichen soll und nach bisheriger Prognose 193 Millionen Euro kosten würde, lehnt sie ab. Sie fordert, „preiswerte und nachhaltige Lösungsansätze ernsthaft zu diskutieren“ – wie ihren Vorschlag, die 60 Meter lange Züge beizubehalten.
Steigerung der Kapazität laut Gutachten auch durch andere Taktung möglich
Ein Nachteil des oberirdischen Ausbaus seien umfangreiche „Eingriffe in den Straßenraum“, sagte Stölting; zudem sei der Einsatz von 90-Meter-Zügen nur mit Sondergenehmigung möglich. Die Lösung, den Takt der 60-Meter-Bahnen zu verdichten, setze voraus, den Durchgangsverkehr zwischen der Deutzer Brücke und dem Ring „herauszunehmen“; allerdings müssten die Parkhäuser erreichbar bleiben.
An den Doppelbahnsteigen der Haltestellen Neumarkt und Heumarkt, für die das „Bündnis Verkehrswende“ Entwürfe erarbeitet hat, könnte der Fahrgastwechsel von zwei Bahnen in dieselbe Fahrtrichtung parallel abgewickelt werden. Bei allen übrigen Haltestellen sei kein Umbau nötig, heißt es in dem Gutachten. Stölting rechnete vor: Würden die Bahnen der Linien 1, 7 und 9 auf der Innenstadtstrecke im Fünf-Minuten-Takt verkehren, ließe sich die Kapazität genauso steigern wie in dem Fall, die Strecke der Linie 1 für 90-Meter-Züge auszubauen.
Weisenstein möchte weiter für den Vorschlag streiten
„Wir brauchen eine schnelle und kostengünstige Lösung“, sagte Weisenstein. Der gemeinsam mit dem „Bündnis Verkehrswende“ entwickelte Vorschlag „war und bleibt im Spiel“, und „wir werden dafür streiten“. Doch CDU, FDP und Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) befürworten den Tunnel und die Grünen die oberirdische Variante, wie sie die Verwaltung hat untersuchen lassen.
Eine Schlüsselrolle kommt der SPD zu, die jüngst eine Doppellösung vorgeschlagen hatte: Der Tunnel für die Linien 1 und 9 solle schon in Deutz beginnen und unter dem Rhein hindurchführen, und die Linie 7 weiterhin oberirdisch fahren, hinter dem Neumarkt auf der bisherigen Strecke der Linie 9. Unter den Fraktionen gebe es „allerhand Gespräche“, sagte Weisenstein; noch liege „nichts Konkretes für uns auf dem Tisch“. Beim jetzigen Diskussionsstand falle es ihm „schwer zu glauben, dass es in dieser Wahlperiode zu einer finalen Entscheidung kommt“.
Am Montag, 2. September, 19.30 Uhr, findet im Hotel Maritim am Heumarkt unter dem Titel „Köln bleibt oben“ eine Informationsveranstaltung zum Vorschlag statt, sowohl auf den Tunnel als auch auf die 90-Meter-Bahnen zu verzichten.